Folgen für Österreich nicht abschätzbar

Rückendeckung bekommt Kohl von seiner Heimatgemeinde Wolkersdorf.
Kurz vor Ende der erfolgreichsten Saison des Österreichischen Radsportverbandes (ÖRV) ist die Hiobsbotschaft gekommen: Bernhard Kohl, bei der Tour de France zum Star aufgestiegen, ließ die ÖRV-Führung nach der Meldung über positive Doping-A-Proben am Montag aus allen Wolken fallen.

Gerüchte hatte es schon während der WM Ende September in Varese gegeben, auch der Name Kohl sei gefallen, sagte ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak am Dienstag, nach der Bestätigung sei er aber fassungslos. "Jetzt hat der Tsunami auch Österreich erreicht."

Bernhard-Kohl-Nachwuchsakademie
Für Kohl gilt bis zur Auswertung der B-Proben die Unschuldsvermutung, die negativen Folgen für den heimischen Radsport werden aber in jedem Fall nicht ausbleiben. "Wir können noch gar nicht abschätzen, was das bedeuten wird", sagte Massak.

Teams auf Sponsorensuche könnten ebenso zum Handkuss kommen wie Rennveranstalter, allen voran die Österreich-Rundfahrt. Sponsoren, Etappenorte könnten ihr Engagement überdenken. Und was aus der geplanten Bernhard-Kohl-Nachwuchsakademie werde, könne sich jeder denken, so Massak.

Österreich-Rundfahrt unter Druck
Ursula Riha, die Direktorin der Österreich-Rundfahrt, hatte für Dienstagnachmittag eine Präsentation mit einem möglichen Hauptsponsor vereinbart. "Ich kann nur argumentieren, dass wir eine Veranstaltung sind, die sich stark im Kampf gegen Doping engagiert", sagte Riha.

Man werde aber vom Sog mitgerissen. Sie wisse noch nicht, welche Konsequenzen der Fall Kohl haben werde. "Der Schock sitzt jedenfalls tief. Kohl hat einen Boom ausgelöst, und jetzt fällt uns das alles auf den Kopf."

"Das ist offenbar flächendeckend"
Massak, seit vielen Jahren als Generalsekretär im ÖRV tätig, gab sich perplex. "Ich stehe dem fassungslos gegenüber. Ich weiß nicht, wie der Profiradsport tickt", sagte der Wiener. Natürlich sei der Profi voll verantwortlich für seine Taten und auch für Doping.

"Aber letztendlich ist er nur das letzte Glied einer Kette. Da steht offenbar eine Organisation dahinter, das ist offenbar flächendeckend", sagte der Radsportfunktionär. Die Fahrer seien auch Opfer eines Systems. "Man kann das Problem nicht beseitigen, indem man gedopte Fahrer herausklaubt. Das ist zu bequem und zu einfach."

Massak hatte nach den vergangenen Skandalen geglaubt, dass eine Kehrtwendung möglich und gelungen sei. "Aber je feiner die Testmethoden werden, desto mehr wird einem die Illusion geraubt, dass bei den Fahrern ein Umdenken da ist."

Wolkersdorf steht hinter Kohl
Rückendeckung für Kohl kommt dagegen aus dessen Heimatgemeinde Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach). Bürgermeister Norbert Heurteur (ÖVP) sagte am Dienstag, man stehe hinter dem 26-Jährigen. "Auch in schwierigen Zeiten", so der Ortschef.

Die Nachricht zu dem möglichen Dopingfall sei wohl ein Schock gewesen, so Heurteur. Der Bürgermeister sprach sich angesichts der noch nicht geöffneten B-Probe aber gegen eine Vorverurteilung des Radsportlers aus.

"Ich kenne ihn, seit er ein kleiner Bub ist", so Heurteur. Die Leistungen Kohls hätten für Wolkersdorf für "einen Höhenflug" gesorgt. "Wir werden auch im Tief auf seiner Seite stehen", meinte der Bürgermeister.

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