"Bitte Fans um Verständnis"
Eine persönliche Stellungnahme lehnte der 26-jährige Wolkersdorfer ab, ließ aber gegenüber ORF.at durch seinen Manager eine erste Mitteilung ausrichten. "Ich bitte auch meine Fans um Verständnis dafür, dass ich mich aufgrund der Schwere der gegen mich erhobenen Vorwürfe dazu vorerst nicht äußern kann", konstatierte Kohl.
"Ich brauche noch Zeit, um mich zu sammeln und wieder klar denken zu können." Auf die Frage, wann er sich erklären wolle, antwortete Kohl: "Sehr bald. Ich werde zeitnah und noch vor der Öffnung der B-Proben zu einer Pressekonferenz nach Wien laden." Diese findet am Donnerstag um 11.00 Uhr im SAS-Radisson-Hotel am Wiener Parkring statt, wo er vor vier Wochen sein neues Teams (Silence-Lotto) bekanntgegeben hatte.
Kohl war bei der Tour de France zweimal positiv auf das EPO-Nachfolgeprodukt CERA getestet worden. Das Ergebnis der A-Probe wurde am Montag verlautbart, Kohl in einem Schreiben der Französischen Anti-Doping-Agentur darüber informiert.
"Öffnung der B-Probe beantragt"
"Wir werden die Öffnung der B-Probe innerhalb der vorgesehenen Frist beantragen und auch die Dokumentation der A-Probe aus Frankreich anfordern", sagte Kohls Manager Stefan Matschiner gegenüber ORF.at am Dienstag.
ÖRV-Präsident Otto Flum dazu: "Bernhard hat die Öffnung der B-Proben mittlerweile beantragt. Bei positivem Ergebnis wird mit aller Härte gegen ihn vorgegangen."
Am Dienstagvormittag habe er mit Kohl telefoniert und ihm geraten, "alle Karten auf den Tisch zu legen und auch die Hintermänner zu nennen. Jetzt liegt es an ihm, wie er mit seinem Manager die weitere Vorgehensweise plant."
Trainingspartner Eisel schockiert
Bernhard Eisel, Freund und Trainingspartner Kohls, fühlt sich vor den Kopf gestoßen. "Gestern hoffte ich noch, dass sich alles als böser Traum herausstellen, ich in der Früh aufwachen würde und nichts passiert wäre. Heute Morgen wurde ich eines Besseren belehrt. Ich bin schockiert", sagte der 27-jährige Columbia-Profi, wie Kohl in Klagenfurt wohnhaft, im Gespräch mit ORF.at.
"Das ist der Super-GAU. Wir haben noch keine Vorstellung von den dramatischen Konsequenzen, die eine positive B-Probe nach sich ziehen würde. Eine Katastrophe. Im Moment ist jedes Wort zu viel."
Wrolich fordert lebenslange Sperren
Der dritte "Klagenfurter" im Bunde, Peter Wrolich, fährt dagegen schwerste Geschütze auf und tritt für lebenslange Sperren für Dopingsünder schon beim ersten schweren Vergehen ein. "Ich spreche jetzt nicht von Kohl, aber einige haben noch nicht kapiert, worum es geht", sagte der 34-Jährige.
"Als Radprofi muss ich mir vorwerfen lassen, dass eh alle dopen, und ich tue mir schwer, da anders zu argumentieren", so der Kärnter. "Ich habe ein sehr ruhiges Gewissen, mir ist es egal, was geredet wird. Und ich finde es auch richtig, dass Fahrer in Frankreich und Italien strafrechtlich verfolgt werden."
Michael Fruhmann, ORF.at
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