Ach du liebes Österreich, alles ist hin

Überrumpelt, ausgetrickst, vorgeführt.
Wieder einmal ist den heimischen Fußballfans bewusst geworden, welche Leiden zu ertragen sind, wenn man mit dem ÖFB-Team hofft.

©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Vor ausverkauftem Haus - die Karten waren noch in besseren Tagen verkauft worden - ging Österreichs Nationalteam am Mittwoch im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Serbien 1:3 (0:3) unter und mit ihm jegliche Chance auf eine erfolgreiche Qualifikation für die WM 2010.

Nach Belieben ausgespielt
Das ÖFB-Team wurde von den technisch starken "weißen Adlern" in der Anfangsphase nach Belieben ausgespielt. Die Tore fielen innerhalb von zehn Minuten (14., 18. und 24.) gegen eine konfuse heimische Abwehr.

Dass auch in der Offensive nichts ging, lag an einem wirkungslosen Mittelfeld, dem es nicht gelang, die harmlosen Stürmer in Szene zu setzen. Das 1:3 durch Marc Janko (80.) kam zu spät, so wie die gesamte Mannschaft die Lähmung der 79 Minuten davor zu spät ablegte. Die Tore vom Spiel sind unter insider.ORF.at abrufbar.

Böses Erwachen
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Die Elf von Teamchef Karel Brückner zerstörte mit diesen rabenschwarzen zehn Minuten den letzten Rest jener Kurzzeiteuphorie, die mit der Euro und den guten Ergebnissen gegen Italien und Frankreich aufgekommen war.

Aus dem WM-Traum gab es ein böses Erwachen. In der Qualifikationsgruppe sieben liegt Österreich jetzt nach vier Spielen mit einem Sieg, einem Remis und zwei Niederlagen und vier Punkten vor der Winterpause an vierter Stelle hinter Serbien und Litauen und Frankreich. Lediglich der Gruppenerste ist fix in Südafrika dabei.

Vertrauen in die Färöer-Elf
Brückner und Co. vertrauten im Grunde derselben Elf, die vergangenen Samstag auf den Färöern lediglich ein 1:1 erreicht hatte. Statt des verletzten Martin Harnik stand wieder der zuletzt Gelb-gesperrte Rene Aufhauser auf dem Platz. Die Rolle des Werder-Bremen-Flügelflitzers übernahm diesmal Erwin "Jimmy" Hoffer.

Erste Chance nach 40 Sekunden
Bereits nach 40 Sekunden testete der "serbische Maierhofer" Nikola Zigic mit einem Kopfball Alexander Manninger. Doch der Juventus-Torhüter drehte den Ball über die Latte. In den nächsten Minuten versuchten beide Teams, ihre Angriffe kontrolliert vorzutragen, nicht durch übereilte Aktionen den Ball zu verschenken.

Österreichs erste Chance war ein Ivanschitz-Freistoß aus 25 Metern, der jedoch ging schnurgerade in die Mauer (7.). Im Gegenstoß holte sich der ÖFB-Teamkapitän auch noch Gelb wegen eines "Trikotvergehens" ab.

Das Unheil nimmt seinen Lauf
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Serbien versuchte ebenfalls, mit hohen Bällen, meist von links in den Strafraum, Zigic in Szene zu setzen. Das Tor zum 0:1 gelang jedoch von rechts. Aufhauser attackierte zu zaghaft, Milos Krasic verschaffte sich mit einer Körperdrehung genügend Platz und zog von halbrechts ab. Manninger streckte sich vergeblich, der Ball passte exakt ins lange Eck (14.).

Stranzl muss hinaus, ...
Zum Schock des frühen 0:1 kam auch noch der verletzungsbedingte Austausch von Abwehrruhepol Martin Stranzl, der durch Ronald Gercaliu ersetzt wurde. Doch ehe sich die ÖFB-Abwehr neu orientieren konnte, fiel neuerlich von rechts ausgehend das 0:2.

Hertha-BSC-Stürmer Marko Pantelic konnte fast unbedrängt in den Strafraum ziehen, sein Schuss prallte von der Stange zurück vor die Füße von Milan Jovanovic, der den Ball ohne Schwierigkeiten über die Linie berförderte (18.).

... und es wird immer schlimmer
Ein brandgefährlicher Ivanschitz-Schuss (22.), den Serbiens Goalie Vladimir Stojkovic mit einer Glanzparade aus der Ecke fischte, ließ kurz Hoffnung aufkommen.

Aber das 0:3 war wieder ein Sinnbild für den desolaten Zustand der ÖFB-Verteidigung. Pogatetz hob die Abseitsfalle auf, Prödl wurde von Ivan Obradovic mit einem Haken ins Leere geschickt, der Schuss des Partizan-Spielers fand am chancenlosen Manninger vorbei seinen Weg ins linke Tormanneck.

Aufgeheizte Stimmung
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Die Fans waren nach diesen chaotischen zehn Minuten fassungslos, die Stimmung im Team am Kochen. Ein heftiger Wortwechsel zwischen Prödl und Ivanschitz endete mit einem Stoß des Bremen-Legionärs in den Rücken des Kapitäns. Der rabenschwarze Tag von Prödl ging nahtlos weiter, als der 21-Jährige bei einem Rettungsversuch den Ball an die eigene Querlatte jagte.

Für die hilflosen Angriffsbemühungen der Brückner-Elf gab es in der Folge gellende Pfiffe. Hoffer fand sich in der Harnik-Rolle nicht zurecht, Janko vorne allein auf weiter Flur, und Ivanschitz war wie immer bemüht, aber wirkungslos.

Vergebliche Versuche und Elferalarm
Die Lage für Österreichs Kicker wurde immer schwieriger. Teamchef Brückner stand am Rande der Coaching-Zone und gab Anweisungen, Serbien zog sich mit dem komfortablen Dreitorevorsprung im Rücken weit zurück, die ÖFB-Elf kam zu keinen zwingenden Torchancen.

In der 43. Minute wurde Garics bei einem Vorstoß von Serbiens Goalie Stojkovic mit den Händen behindert, der erhoffte Elferpfiff vom englischen Schiedsrichter Michael Riley blieb jedoch aus.

Stillstand statt Fortschritt
Nach der Pause änderte sich am Spielverlauf dann nichts Wesentliches mehr. Marko Arnautovic kam zu seinem ÖFB-Heimdebüt, er hätte sich sicherlich einen schöneren Rahmen gewünscht.

Der 19-jährige Niederlande-Legionär trug jedoch auch nichts zu einer Verbesserung der Situation bei. Serbien kam hin und wieder zu Chancen, Österreich versuchte mit untauglichen Mitteln, vielleicht doch ein Tor zu erzielen.

Ehrentor bringt nichts mehr
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Die ÖFB-Fans hatten auch schon genug gesehen und verließen zehn Minuten vor Schluss mit hängenden Köpfen das Happel-Stadion. Sie verpassten den Scharner-Lochpass auf Janko, der der serbischen Verteidigung davonlief und zum Ehrentor traf (80.).

Durch Österreichs Mannschaft ging noch einmal ein sichtbarer Ruck, der aber nichts mehr an dem bitteren Ergebnis ändern konnte. Am Ende mischten sich dann die bitteren "Auf Wiedersehen"-Rufe der serbischen Anhänger mit den Pfiffen der wieder einmal enttäuschten ÖFB-Fans.

Martin Wagner, ORF.at

Österreich - Serbien 1:3 (0:3)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.000 Zuschauer, SR Michael Riley (ENG)

Torfolge:
0:1 Krasic (14.)
0:2 Jovanovic (18.)
0:3 Obradovic (24.)
1:3 Janko (80.)

Österreich: Manninger - Garics, Prödl, Stranzl (17./Gercaliu), Pogatetz - Scharner, Aufhauser (60./Säumel) - Hoffer (46./Arnautovic), Ivanschitz, Fuchs - Janko

Serbien: Stojkovic - Ivanovic, Vidic, Lukovic, Obradovic - Krasic, Stankovic (76./Jankovic), Milijas (52./Kuzmanovic), Jovanovic - Pantelic (63./Tosic), Zigic

Gelbe Karten: Ivanschitz bzw. Obradovic, Jankovic

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