Allein mit Wind und Wellen

Auf ins nächste Abenteuer.
Norbert Sedlacek hat seine Hausaufgaben erledigt. Am Sonntag hat sich der Wiener von Les Sables d'Olonne aus auf den Weg zur Weltumseglung gemacht.

Gedanken macht sich der 46-Jährige vorerst nur über den Beginn seines Abenteuers. "Die ersten paar Tage werden stressig und für den Körper sehr anspruchsvoll, auch wegen des Essens und Trinkens, aber nach fünf Tagen ist man dann mit allem vertraut, und es stellt sich der Automatisationsprozess ein", war Sedlacek vor dem Start der Vendee Globe überzeugt.

Bei seinem Debüt 2004 musste er 900 Seemeilen vor Kapstadt wegen eines gebrochenes Heckkieljochs aufgeben, dieses Mal will er nach 27.000 Seemeilen und einer geschätzten Fahrtzeit von 110 Tagen das Ziel sehen.

Ein alter Hase
Für Sedlacek, den ehemaligen Beamten aus Wien, der das enge Büro gegen die Weite des Meeres tauschte, ist es das vierte Extremsegelprojekt dieser Art. Das Icelimit (Antarktis-Umrundung, 2000 bis 2001) und die Transat 2004 hat er erfolgreich absolviert, dazu kommt die Vendee Globe 2004.

Daneben kann er auch auf eine zweijährige Weltumsegelung "in der Nussschalenklasse" (1996 bis 1998) zurückblicken, bei der er sich "im Grenzbereich des Möglichen" bewegte.

Zwei Frauen und 28 Männer
Gesegelt wird nun auf einer Open 60, die "nauticsport-kapsch" des Österreichers ist 18,29 Meter lang, zwei Frauen und 28 Männer haben die erste Wegstrecke in Angriff genommen.

Der Kurs führt in die Biskaya, durch den Nord- und Südatlantik bis zur antarktischen Treibeisgrenze. Sieger der Auflage 2004/05 war der Franzose Vincent Riou in 87 Tagen, zehn Stunden und 47:55 Minuten.

Platz 20 als Ziel
Das Teilnehmerfeld ist auf 30 limitiert, und auch wenn einige Konkurrenten ein bis zu zehnmal größeres Budget haben, weiß Sedlacek doch, dass es für seine Wunschplatzierung um Rang 20 nicht nur darauf ankommen wird, sondern natürlich auch auf eine gute seglerische Leistung, eine "listige Taktik" und "das Glück und Pech der anderen".

Eine besondere Herausforderung auf der Route seien die "brüllenden und schreienden 40er und 50er", so Sedlacek, beim Segeln auf 40 und 50 Grad südlicher Breite warten Megawellen.

Penible Vorbereitung
Der Wiener hatte in der vergangenen Woche die letzten Arbeiten abgeschlossen. Dazu gehört das Überprüfen der Elektronik (Bild-, Videoübertragung) ebenso wie das Beschriften und Katalogisieren der Fracht, die sich u. a. aus Nahrungsmitteln, Ersatzteilen, Sicherheitsausrüstung und pharmazeutischen Produkten zusammensetzt.

Sedlacek hat drei Monate lang "radikal abgefettet", ehe er die letzten zwei Wochen vor dem Auslaufen auf normale Ernährung umstellte, um nach der Diät wieder Substanz zu bekommen.

Ein Mann für alle Fälle
An Bord ist er natürlich für alles alleine zuständig, er ist also Segler, Elektriker, Mechaniker, studiert die Wetterkarten und fungiert als sein eigener Krankenpfleger und Koch.

Salzwasser muss zu Brauchwasser umgewandelt werden, das Essen wird auf einem Gaskocher zubereitet: 30 kg Nudeln, 30 kg Müsli, zehn kg Trockenobst, 15 kg Knäckebrot, vier kg Suppenpulver, zwei kg Cafe und zum Stimmungsaufhellen zehn kg Süßigkeiten sind geladen. Bei der Bekleidung wird auf Qualität statt Quantität gesetzt, eingepackt wurde Hochleistungsunterwäsche, Microfleece, Ölzeug, Trockenanzüge und ein Floating-Overall mit Auftriebsmaterial.

Eine Viertelstunde Schlaf muss reichen
Dauerschlafen wäre wegen der Kollisionsgefahr ein zu großes Sicherheitsrisiko, also wird immer nur zehn bis 15 Minuten geschlafen, durchschnittlich zehn bis zwölf Stunden steht der Skipper am Ruder.

Auch um Energie zu sparen, denn nur 600 Liter Treibstoff für den Dieselmotor sind an Bord, und der Autopilot ist der größte Stromfresser. Die Solarkollektoren sind zudem nur bei Sonnenschein ergiebig, und der kann in der südlichen Hemisphäre oft wochenlang auf sich warten lassen.

Möglicherweise wird Sedlacek für einen Spinner gehalten, weil er sich allein auf die Reise begibt und nicht wie etwa Andreas Hanakamp im Volco Ocean Race mit einer Crew. Er aber kann zur Beruhigung sagen: "Das Schiff ist unsinkbar. Und gefunden wird man sicher." Die Frage ist nur, wann und wo.

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