Vor drei Jahren war die Verfilmung seiner Lebensgeschichte auch ein Stück Bewältigung. "Gewisse Sachen habe ich erst während der Dreharbeiten aufgearbeitet", meint Schinegger.
Ende der Karriere schon mit 19
Erik feierte heuer am 19. Juni seinen 60. Geburtstag. Der Kärntner sorgte Ende der 60er Jahre für Aufsehen, weil er als Frau alpine Skiweltmeisterin in der Abfahrt wurde, obwohl er in Wahrheit ein Mann war.
Schinegger kam als einziges Kind Kärntner Bauern in Agsdorf bei Feldkirchen zur Welt und wurde wegen nach innen gewachsener Geschlechtsteile zunächst für eine Frau gehalten. Mit 18 Jahren wurde Schinegger als Erika in Portillo (Chile) Abfahrtsweltmeisterin und landete dadurch in der österreichischen Sportlerwahl ganz vorne. Im Jänner 1967 gewann sie mit dem Riesentorlauf in St. Gervais ihr einziges Weltcup-Rennen.
Durch die Einführung von Geschlechtskontrollen im Sport wurde vor den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble aber klar, dass Schinegger in Wahrheit ein Mann ist. Trotz schwieriger Umstände entschied sich Schinegger zu einer korrigierenden Operation seiner Geschlechtsorgane, seine Rennlaufkarriere war mit nur 19 Jahren damit aber mehr oder weniger beendet.
Arbeit mit Kindern als Genugtuung
Heute lebt der in zweiter Ehe verheiratete Erik - Tochter Claire stammt aus der ersten Ehe - nach wie vor in seiner Kärntner Heimatgemeinde, wo er eine große Kinderskischule und zwei Gastronomiebetriebe führt.
Die Arbeit mit den Kindern ist ihm eine große Genugtuung. "Nicht nur wegen der leuchtenden Kinderaugen, sondern weil dadurch auch Eltern und Großeltern mit dem Skifahren beginnen, was nicht nur für den Rennlauf, sondern auch für das Skigeschäft insgesamt enorm wichtig ist", betont Schinegger.
Goldmedaille hin- und hergereicht
Selbst heute noch werden die Skistatistiken unterschiedlich geführt, obwohl Schinegger 1988 seine Abfahrtsgoldmedaille aus eigenem Antrieb der seinerzeit zweitplatzierten Marielle Goitschel überreichte.
Die Französin hatte Jahre später Schinegger die Medaille zurückgegeben, nachdem das mit Marco Schenz geschriebene Buch "Mein Sieg über mich" in Frankreich 96.000 Exemplare verkauft hatte. "Sie hat zwar gesagt, dass ich die Medaille ja meiner Tochter geben kann, wenn ich sie nicht will. Aber sie wusste, wie viel diese Medaille mir bedeutet", erinnert sich Schinegger.
Der Druck als öffentliche Person
Schineggers Lebensgeschichte ist die wahrscheinlich bekannteste, wenn es um Intersexualität geht. Das Bemerkenswerte ist, dass der Kärntner als öffentliche Person unter einem enormen Druck und in einer Zeit, als das Thema noch sehr tabuisiert war und er sich von vielen Institutionen fallengelassen fühlte, zu sich stand.
"Beweisen, dass ich ein vollwertiger Mann bin", sei stets sein Hauptantrieb gewesen. Mit positiver Kraft habe er alles gemeistert. Schineggers "abenteuerliches Leben", wie er es selbst nennt, hat auch mehrere Autoren und Filmproduzenten inspiriert. Nach dem Buch kam 2005 der Dokumentarfilm "Erik(A)" von Kurt Mayer. Beide Projekte hätten ihm ebenfalls geholfen, seine Vergangenheit aufzuarbeiten, so Schinegger.
Links:
- Erik Schinegger (Wikipedia)
- Erik(A)