"Ein irrsinniger menschlicher Verlust"

Kärntner Publikumsliebling beging Selbstmord.
Tiefe Trauer und Schock haben beim Bundesligisten Austria Kärnten und der polnischen Nationalmannschaft nach dem Freitod des Mittelfeldspielers Adam Ledwon geherrscht.

Die Leiche des 34-Jährigen wurde am 11. Juni von seinem Clubkollegen Patrick Wolf in der Wohnung Ledwons unweit des EM-Stadions in Klagenfurt gefunden. "Das ist ein irrsinniger menschlicher Verlust für uns", sagte Kärnten-Präsident Mario Canori.

Katastrophe und Schock
"Das ist für uns alle ein großer Schock", so Ledwons früherer Nationalelfkollege Tomasz Hajto, der noch wenige Tage zuvor gemeinsam mit Ledwon Deutschlands 2:0-Sieg gegen Polen bei der Euro 2008 im Klagenfurter Stadion verfolgt hatte.

"Wir haben Spaß gehabt und viel gelacht", berichtete der frühere Verteidiger des FC Schalke 04.

Motive im privaten Bereich
Die Motive für die Verzweiflungstat des zweifachen Familienvaters lagen im privaten Bereich. Das ging aus einem Abschiedsbrief hervor. Fremdverschulden wurde vom Leiter der Kriminalabteilung der Kärntner Polizei, Hermann Klammer, dezidiert ausgeschlossen. "Mein Eindruck war, dass Adam in letzter Zeit emotional sehr aufgewühlt war", sagte Kärnten-Präsident Canori.

Seine Frau war im Herbst von Klagenfurt nach Polen zurückgekehrt. "Das ist aber Monate her, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, weiß ich nicht", sagte der Präsident.

Integrationsfigur und Vorbild
"Sportlich ist uns eine Säule weggebrochen. Adam war eine Integrationsfigur und mit seinem Einsatz ein Vorbild für die Jugend", sagte Canori. Man habe für die Saison 2008/09 voll auf den Polen gesetzt.

Ledwon hatte zuletzt ein attraktives Angebot von Admira Schwadorf abgelehnt und wollte ein weiteres Jahr in Klagenfurt anhängen.

Seit einem Jahr in Kärnten
Ledwon wurde am 15. Jänner 1974 in Olesno geboren, er besaß sowohl die polnische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Er startete seine Erstliga-Karriere beim polnischen Club GSK Kattowitz, später führte sein sportlicher Weg über Deutschland (Bayer Leverkusen, Fortuna Köln) zur Wiener Austria. Nach Stationen bei der Admira und Sturm Graz wechselte Ledwon im vergangenen Sommer zum SK Austria Kärnten und stand für die Klagenfurter in 30 von 36 Runden auf dem Platz.

In Klagenfurt wurde der defensive Mittelfeldspieler dank seines Einsatzes auf dem Spielfeld auf Anhieb zum Publikumsliebling und zur Leitfigur innerhalb der Mannschaft, als deren Kapitän er zeitweise fungierte.

Kurzporträt von Adam Ledwon
Geboren am 15. Jänner 1974 in Olesno, Polen
Verstorben am 11. Juni 2008 in Klagenfurt
Familienstand: verheiratet (Mariola), zwei Kinder (Kamil, Wojliech)
Staatsbürgerschaften: Polen, Deutschland
Größe: 1,80 m

Stationen als Spieler:
1991 - 1998 GKS Katowice
1998 - 1999 Bayer 04 Leverkusen
1999 - 2000 Fortuna Köln
2000 - 2003 Austria Wien
2003 - 2005 VfB Admira Wacker Mödling
2005 - 2007 SK Sturm Graz
2007 - 2008 SK Austria Kärnten

Größte Erfolge: zweimal Vizemeister mit Kattowitz, 1993 Cup-Sieger mit Kattowitz, 1999 Vizemeister in Deutschland mit Leverkusen

Länderspiele: 18 (ein Tor), Debüt am 14. April 1993 beim 2:1 gegen Finnland