Kein Wunder, dass Kröll die Wandlung von Wolfgang Loitzl bei der Vierschanzentournee vom Platz- zum Siegesspringer ganz besonders genau verfolgt hat. "Natürlich habe ich das mitverfolgt. Ich freue mich sehr, auch weil Loitzl nicht weit von mir entfernt wohnt. Und ich hoffe, dass es bei mir auch so laufen kann. Das wäre wunderschön", so Kröll, der in Öblarn und damit nur knapp 25 km von Loitzls Heimatort Bad Mitterndorf entfernt wohnt.
Schuhfrage geklärt
Als wichtigen Teil seiner aktuellen Form sieht Kröll die Harmonie in der Materialabstimmung, speziell die für alle Piloten immens wichtige Schuhfrage ist zu seiner vollen Zufriedenheit geklärt.
"Ich war auf allen vier bisherigen Strecken schnell, und die sind allesamt verschieden und nicht miteinander vergleichbar", sagte der Salomon-Pilot. In den bisherigen vier Saisonabfahrten in Lake Louise (5.), Beaver Creek (4.), Gröden (6.) und Bormio (2.) war Kröll stets unter den Top Sechs gelandet.
"Mehr wert als WM-Gold"
Die Fragen nach seinem ersten Sieg beantwortet der gutmütige "Bulle von Öblarn" stets geduldig. "Direkt nach einem Rennen wie Bormio ärgert man sich schon, denn da hatte ich es in der Hand. Aber dann werde ich relativ schnell entspannt, denn es läuft ja super, und um die WM muss ich mir auch keine Sorgen machen", so Kröll, der seit seinem Weltcup-Debüt am 8. Jänner 2000 in Chamonix dreimal Zweiter und einmal Dritter war.
Die Abfahrtsgoldene bei der WM in Val d'Isere würde Kröll natürlich liebend gerne in Empfang nehmen, aber für Kröll gäbe es Siege, die deutlich mehr wert wären. In seiner persönlichen Rangliste käme ein Triumph in Kitzbühel gleich hinter Olympiagold. "Ein Sieg in Kitz ist für mich mehr wert als WM-Gold. Der Traum vom Hahnenkamm-Triumph ist bei mir seit meiner Kindheit da."
Auch im Kampf um den Abfahrtsweltcup hat Kröll diesen Winter gute Karten, doch daran verschwendet er noch keinen Gedanken. "Der Abfahrtsweltcup ist derzeit kein Thema. Leute wie Miller und Cuche haben bisher noch nicht viel gezeigt, und es gibt noch genügend Rennen. Da kann sich das Blatt sehr schnell wenden."
Kröll liebt es schnell
Kröll ist ein wahrer Speed-Junkie. Das bewies nicht nur sein kurzzeitiger Abstecher in den Rallye-Sport. "Wunderbar, aber finanziell leider ein wilder Aufwand." Auf den Weltcup-Abfahrten kann es Kröll gar nicht schnell genug zugehen. "Viele Abschnitte sind mir viel zu langsam." Passagen wie der Hannegg-Schuss in Wengen, in dem Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h erreicht werden, lassen daher Krölls Herz höher schlagen.
Als "super Ausgleich und Kontrast zum Skifahren" sieht Kröll sein Privatleben mit Lebensgefährtin Silvia und Sohn Tim, der im März drei Jahre alt wird. Zu Weihnachten gab es für den Sohn ein Geschenk, das leider auch sehr gut zum aktuellen Verletzungspech im ÖSV-Team passt, nämlich ein Playmobil-Krankenhaus. Dass er jederzeit in einem echten Krankenhaus landen könnte, dessen ist sich Kröll bewusst. "Wir wissen alle, wie gefährlich unser Sport ist, dieses Risiko gehe ich ein."
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