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©Bild: GEPA/Andreas Pranter |
US-Fahrer Scott Macartney, in Kitzbühel vor genau einem Jahr im Zielsprung spektakulär gestürzt und mit schweren Kopfverletzungen vorübergehend in künstlichem Koma, ist in seinen Bemühungen um die Rückkehr an die Weltspitze abrupt gestoppt und um eine weitere Saison zurückgeworfen worden.
Geburtstag am 19. Jänner
Der seit 19. Jänner 31-Jährige musste nach einem Crash in der Lauberhorn-Abfahrt am Samstag die Heimreise in die USA antreten, wie das US-Skiteam am Montag bekanntgab. Das erhoffte Comeback auf der Streif am kommenden Wochenende ist geplatzt.
In Wengen war Macartney, der schon im Training gute Leistungen gezeigt hatte, beim Russi-Sprung in Rücklage geraten und erneut gestürzt, wobei er eine Blessur am linken Knie davontrug. Das Ausmaß der Verletzung steht noch aus.
Untersuchung in den USA
"In den USA wird er genau untersucht. Dann wissen wir mehr", sagte Richard Quincy, der medizinische Direktor des US-Teams. Die WM-Saison scheint für Macartney in jedem Fall gelaufen zu ein - ein weiterer Rückschlag in der Karriere des Speed-Spezialisten.
"Scott machte während der Vorbereitung einen großartigen Job, um sich nach seiner Verletzung physisch wie mental bestmöglich auf die neue Saison vorzubereiten", bedauerte US-Headcoach Chris Brigham. Macartney sei auf gutem Weg zu alter Stärke gewesen. "Für Wengen und Kitzbühel hatte er hohe Erwartungen."
"Ich habe es geschafft"
Der US-Amerikaner wähnte sich in passabler Form, überzeugte im zweiten Wengen-Training als Sechster. Sein bestes Saisonresultat verzeichnete er davor in Gröden mit Rang 15, im Abfahrtsweltcup nahm Macartney nach fünf Bewerben den 28. Platz ein.
"Wer nach einem Crash wie meinem in Kitzbühel zurückkommen will, muss alles geben. Ich benötigte viel Glauben und Vertrauen in mich selbst, um dort anschließen zu können, wo ich in der vergangenen Saison aufgehört habe. Ich habe es geschafft", meinte Mcartney.
"Skifahren ist mein Leben"
Nur knapp mehr als vier Monate nach seinem fürchterlichen Abflug auf der Streif war Macartney beim US-Trainingslager in Mammoth Mountain im Mai wieder auf Skiern gestanden. "Skifahren ist mein Leben", begründete er damals seine rasche Rückkehr auf den Schnee.
An einen Rücktritt habe er nach eigenen Angaben nie gedacht. "Dieser Gedanke kam mir nie, ich habe im Skifahren noch viel zu erledigen. Es macht Spaß." Als großes Ziel nannte Macartney eine Olympiamedaille 2010.
Drama am 19. Jänner 2008
Macartney war beim Zielsprung der Hahnenkamm-Abfahrt am 19. Jänner 2008, an seinem 30. Geburtstag, bei einer Geschwindigkeit von rund 140 km/h mit dem Kopf so heftig gegen den betonharten Schnee gekracht, dass sein Sturzhelm zerstört wurde und er bewusstlos in den Zielraum schlitterte.
An den Sturz konnte sich Macartney überhaupt nicht erinnern, den Hergang kennt er nur von TV-Bildern und aus Erzählungen. "Es klingt verrückt, wenn ich sage, dass man weitaus härtere Stürze überleben kann. Das Problem bei meinem Crash war, dass ich so hart mit dem Kopf aufgeprallt bin."
Maßnahmen in Kitzbühel
Dass in Kitzbühel in puncto Zielsprung infolge des Macartney-Horrorsturzes reagiert wurde, berührt den Pechvogel nun freilich nicht mehr. Der Sprung ist nun wieder deutlich als Sprung gekennzeichnet, hat zudem eine gekennzeichnete Kante mit einem Richtungstor darauf.
"Wir konnten zwar im Vorjahr nichts dafür, aber nun ist alles so, wie es Trainer und Läufer wünschten. Die Läufer sehen nun exakt, wo sie abheben werden", sagte Hahnenkamm-Rennleiter Peter Obernauer am Montag. Das erste Training hebt am Dienstag (10.00 Uhr) an.
Michael Fruhmann, ORF.at
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