Cardinals im Höhenflug

Cardinals-Star Fitzgerald: "Ich war meine gesamte Karriere ein Underdog, das ist für mich und das Team nichts Neues."
Die 43. Super Bowl wird am Sonntag (23.50 Uhr, live in ORF1) vor 72.500 Fans im Raymond James Stadium von Tampa, Florida und Millionen TV-Zuschauern in aller Welt gespielt. Die Bühne ist bereit, die Rollen sind verteilt.

Ende der Durststrecke ...
©Bild: AP/ Ross D. Franklin
©Bild: AP/ Ross D. Franklin
Der offizielle Außenseiter und sentimentale Favorit Arizona Cardinals steht erstmals in der 111-jährigen Clubgeschichte im Spiel um die Vince Lombardi Trophy.

Das Team, dessen Name in der National Football League (NFL) bisher als Synonym für Erfolglosigkeit galt, trifft auf den fünffachen Triumphator Pittsburgh Steelers.

... oder Rekordtitel?
Das Traditionsteam aus der Football-Metropole in Pennsylvania ist auf der Jagd nach dem Super-Bowl-Rekord von sechs Titeln - dem ersten seit 2006.

Sicherstellen sollen das die personifizierte Siegesgarantie "Big" Ben Roethlisberger als Quarterback, der Verteidiger des Jahres, James Harrison, sowie einer der härtesten Spieler der Liga, Troy Polamalu.

Verteidigung kontra Angriff
Daher haben Football-Weisheiten wie "Defense wins Championships" und "Nichts ist so vorsehbar wie die Unvorhersehbarkeit der NFL" vor der Super Bowl wieder Hochsaison.

Fest steht, dass die beste Verteidigung (Steelers) der Liga gegen den besten Pass-Angriff (Cardinals) der Liga antritt.

"Wir wollen die Welt schockieren"
©Bild: Reuters/ Lucy Nicholson
©Bild: Reuters/ Lucy Nicholson
Larry Fitzgerald, neben Quarterback-Legende Kurt Warner der Superstar der Cardinals, strahlt ehrliche Zuversicht aus, wenn er eine Kampfansage an die Steelers rauslässt.

"Wir können die Welt schockieren. Ich freue mich auf das Spiel, auf die Möglichkeit, mich mit den Steelers zu messen", so der aktuell wohl beste Wide Receiver der NFL.

"War immer ein Underdog"
Die Außenseiterrolle schiebt der 1,91 m große und 100 kg schwere "Fitz" zur Seite und erinnert an die Final-Überraschung im Vorjahr, als die New England Patriots den New York Giants unterlagen.

"Wir wollen im richtigen Moment auf dem Höhepunkt sein, so wie die New York Giants. Ich war meine gesamte Karriere ein Underdog, das ist für mich und das Team nichts Neues."

Der lange Weg des Scheiterns
Dass die Cardinals das Finale erreichten, ist schon die eigentliche Sensation. Als Morgan Athletic Club in Chicago im Jahr 1898 gegründet, zog das älteste Football-Team der USA später zuerst nach St. Louis und dann nach Phoenix, Arizona.

Nach frühen Erfolg (NFL-Titel 1925 und 1947) was das Scheitern ein ständiger Wegbegleiter.

Heuer erreichte der Club erstmals seit 61 Jahren als Sieger der schwachen NFC-West-Division wieder die Play-offs.

Höhenflug im Play-off
Dort erlebte Arizona eine unerwartete Steigerung, vor allem in der bis dahin unterdurchschnittlichen Verteidigung und im zweitschlechtesten Laufspiel der Liga.

Die Cardinals legten auch ihre Auswärtsschwäche ab und schlugen die höher eingeschätzten Atlanta Falcons, Carolina Panthers und Philadelphia Eagles.

Debakel als Motivation
©Bild: AP/ Ross D. Franklin
©Bild: AP/ Ross D. Franklin
Headcoach Ken Whisenhunt weiß, warum: "Nach dem Spiel gegen New England (7:47-Auswärtsdebakel, Anm.) hatten wir ein Tief. Aber wir haben uns wieder gefunden, uns auf unser Spiel und das, was wir erreichen wollen, konzentriert."

Mit insgesamt 9:7 Siegen nach dem Grunddurchgang sind die Cardinals dennoch das Team mit der schlechtesten Bilanz seit 1979, das die Super Bowl erreichte.

Cardinals im Angriff
Hauptverantwortlich für die geglückte Überraschung sind neben Whisenhunt der zweite Frühling von Quarterback-Legende Warner und das überragende Wide-Receiver-Trio Fitzgerald, Anquan Boldin und Steve Breaston.

Gegen die dominierende Steelers-Defense müssen die Cardinals jedoch schnell zu Punkten kommen, wollen sie Erfolg haben, meinen Experten.

"Sie werden alles auf uns werfen, was sie haben. Sie werden versuchen, Kurt zu irritieren und unter Druck zu setzen", weiß Whisenhunt und vertraut seinem Team: "Wir sind nicht mehr verunsichert, wenn wir nicht gut beginnen. Wir haben in den Play-offs gelernt, auf Spielsituationen zu reagieren."

"Stimmung ist auf einem Hoch"
In den letzten Interviews vor dem großen Spiel wirkten alle "Kardinäle" (Vögel aus der Familie der Sperlinge, Anm.) bei ihrer ersten Super Bowl nicht nervös oder vom bunten Treiben beeindruckt.

"Die Stimmung im Team ist auf einem Hoch", so Whisenhunt, der vor drei Jahren als Offensive Coordinator mit Pittsburgh bereits einmal das NFL-Finale gewinnen konnte.

"Partys können wir danach feiern"
Spielmacher Warner, 2000 und 2002 bereits zweimal in der Super Bowl, ist jedenfalls positiv gespannt: "Es ist gut, wieder dabei zu sein. Ich fühle mich wohl, ich weiß ja schon, worum es geht."

Für seine unerfahrenen Teamkollegen hat der 37-Jährige einen guten Rat: "Partys können wir noch unser ganzes Leben feiern. Warum sind wir hier? Diese Woche können wir Geschichte schreiben, die Partys kommen danach."

Riesengeschäft trotz Wirtschaftskrise
Dabei war die Anzahl der Partys in diesem Jahr geringer als sonst. So fiel der Wirtschaftskrise etwa die "Playboy"-Feier zum Opfer, Firmen wie FedEx zogen ihre TV-Werbespots zurück.

Da konnte auch ein Preisnachlass auf 2,3 Mio. Dollar pro Spot durch den übertragenden US-Sender NBC nichts ändern. Trotzdem wird im Umfeld des größten Einzelsportereignisses der Welt wieder mit einem Gesamtumsatz von 300 Mio. Dollar gerechnet. Bei offiziellen Kartenpreisen von bis zu 1.000 Dollar kein Wunder.

Dafür bekommen die Fans diesmal in der traditionell pompösen Halbzeitshow Bruce Springsteen zu sehen.

Martin Wagner, ORF.at

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