Der Mythos Marathon ist eng mit seiner Geschichte um den legendären Lauf des Boten von Marathon nach Athen verknüpft. Ein Ammenmärchen, wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, aber ebenso interessant wie die Tatsache, dass die englische Königsfamilie verantwortlich für die klassische Marathondistanz ist.
Wussten Sie zum Beispiel, dass ...
... die Legende vom Botenläufer Pheidippides, der von Marathon nach Athen lief, um am 12. September 490 vor Christus den Sieg über die Perser zu verkünden, erst einige Jahrhunderte später entstand?
... Pheidippides eigentlich mit einem Hilfegesuch von Athen nach Sparta lief, die Spartaner aber aufgrund ihres Festes Karneia ihre Hilfe versagten?
... derselbe Läufer gar nicht nach Verkünden seiner Botschaft ("Freut euch, wir haben gesiegt") verstarb, sondern sich wahrscheinlich bester Gesundheit erfreute, weil er Distanzen zwischen 200 und 250 Kilometer gewohnt war?
... Pheidippides wahrscheinlich gar nicht Pheidippides hieß, sondern eher Thersippos, Eukles oder Philippides genannt wurde?
... die Strecke von Marathon nach Athen gar nicht 42,195, sondern nur an die 34 Kilometer beträgt?
... zu Beginn des 19. Jahrhunderts Pedestrianisten in England und den USA einander sportliche Wettkämpfe über Distanzen von 20 bis 30 Meilen (32,18 bis 48,27 km) lieferten?
... der Marathon erst wieder 1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen eingeführt wurde?
... beim ersten olympischen Marathon 21 Griechen und lediglich vier Ausländer über eine Distanz von rund 40 Kilometer teilnahmen?
... der Sieger im Jahr 1896 der Ziegenhirte Spyridon Louis in einer Zeit von 2:58:50 Stunden war und sich als "Siegesprämie" ein Pferd und einen Karren wünschte?
... die heutige Distanz eines Marathons von den Olympischen Spielen 1908 in London stammt?
Die Briten lieben nämlich die Tradition und sind auch gut im Aufstellen ihrer eigenen Regeln, die dann Weltgeltung erlangen. Auf Wunsch der königlichen Familie sollte der olympische Marathon 1908 praktischerweise vor ihrem Wohnsitz Schloss Windsor beginnen und vor der königlichen Loge im Stadion enden. Die Distanz? Exakt 42,195 Kilometer - bis heute.
... und wussten Sie auch, dass ...
... sich die ersten Marathonläufer mit Strychnin, Eiern und Brandy dopten und dieses Vergehen damals als Kavaliersdelikt abgetan wurden?
... schmerzstillende Mittel bei den ersten Marathonläufen durchaus angebracht waren, da den Läufern während des Rennens die Flüssigkeitsaufnahme untersagt war?
... das Training für einen Marathon sehr gesund ist, das Rennen selbst eine extreme Überbelastung darstellt?
... Experten je nach Rennverlauf, äußeren Bedingungen und Trainingszustand mindestens zwei Wochen bis zwei Monate bis zur vollständigen physischen und psychischen Regeneration veranschlagen?
... erst bei den Sommerspielen in Los Angeles im Jahr 1984 erstmals der Frauenmarathon ins Programm genommen wurde?
Traurige Berühmtheit erlangte dabei die Schweizerin Gaby Andersen-Schiess, die sich vollkommen dehydriert und mit einem Hitzschlag ins Ziel schleppte und die letzte Stadionrunde nur noch torkelnd absolvierte. Für die letzten 500 Meter benötigte die 39-Jährige, unter dem Jubel der Zuschauer und von den TV-Kameras genau beobachtet, über sieben Minuten, belegte Platz 37 und wurde im Ziel mit 41,2 Grad Körpertemperatur gemessen.
Christian Wagner, ORF.at
Link:
- Marathonlauf (wikipedia)