Abschied schon vor WM 2010?

Ziel der Schweden ist die sechste erfolgreiche Qualifikation im neuen Jahrtausend.
Der Schwedische Fußballverband (SVFF) setzt traditionell auf Kontinuität, schon seit 2000 heißt der Teamchef Lars Lagerbäck.

Der 60-Jährige ist seit 1990 in diversen Verbandsfunktionen tätig, im neuen Jahrtausend führte er die Nationalmannschaft, die vor allem für physische Stärke und gute Organisation bekannt ist, zu allen fünf großen Turnieren. Die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika könnte jetzt seine letzte Mission sein.

"Ich liebe diesen Job"
Lagerbäcks Vertrag, der vor der EM 2008 verlängert wurde, läuft bis nach der WM-Endrunde. In Schweden wird aber spekuliert, dass der Langzeitteamchef auch bei einer erfolgreichen Quali schon vor dem Turnier seinen Platz an Kotrainer Roland Andersson abgeben könnte. Da der Verband das zumindest bis zum Sommer nicht kommentieren will, bleibt die Personalie offen.

Lagerbäck wurde 1990 die Mitverantwortung für den Nachwuchs übertragen, ehe er 1997 vom damaligen Neocoach Tommy Söderberg als Teamchefassistent eingesetzt wurde. Ab 2000 war er dann gleichberechtigt mit seinem "Chef", nach der EM 2004 übernahm der Taktikexperte das Zepter. "Ich liebe diesen Job und er macht mir immer noch sehr viel Spaß", sagt Lagerbäck.

Kontinuität, aber kein Stillstand
Sein Engagement bringe sehr viele Vorteile mit sich. "Kontinuität ist für Nationalmannschaften genauso wichtig wie für Vereine, wenn nicht noch wichtiger. Wir müssen die Spieler in- und auswendig kennen, und das ist eben erst nach einiger Zeit möglich. Wenn wir zusammenkommen, weiß jeder, was er vom anderen zu erwarten hat."

Aufpassen müsse man, dass die Dinge nicht in Routine erstarren. "Man muss sich auch weiterentwickeln, und so haben wir Dinge im Laufe der Zeit verändert - etwa wie Besprechungen abgehalten werden oder auch unsere Spielweise", so Lagerbäck.

Dauergast bei großen Turnieren
Der am 16. Juli 1948 in Katrineholm geborene Trainer war als Spieler über die dritte schwedische Liga nicht hinausgekommen, als Teamchef führte er die Gelb-Blauen aber zu den Europameisterschaften 2000 (Gruppenphase), 2004 (Viertelfinale) und 2008 (Gruppenphase) sowie den Weltmeisterschaften 2002 (Achtelfinale) und 2006 (Achtelfinale).

"Portugal 2004 war wunderbar, wir haben dort vielleicht unseren besten Fußball gespielt", nannte Lagerbäck eines seiner Highlights. Zudem werde die Partie in Berlin gegen Paraguay bei der WM 2006 dauerhaft in Erinnerung bleiben. "Der bloße Gedanke, 50.000 Schweden bei einem 'Auswärtsspiel', so etwas hatte ich noch nie erlebt."

Harte Kritik nach EM 2008
Auch von Enttäuschungen ließ sich der sympathische Coach nicht unterkriegen. Nach der EM in Österreich und der Schweiz etwa hatten die Skandinavier nach schwachen Leistungen mit der ältesten Mannschaft des Turniers harte Kritik einstecken müssen. "Lagerbäck, tritt ab! Schlechter kann es nicht werden", hatte damals das schwedische Boulevardblatt "Expressen" geschrieben.

Lagerbäck kämpfte aber weiter und ging mit neu aufgeladenen Batterien in die WM-Qualifikation, in der die Schweden in Gruppe eins nach drei Spielen mit fünf Punkten (ein Sieg/zwei Unentschieden), allerdings bei einem Spiel weniger (genauso wie Tabellenführer Dänemark), auf Rang fünf liegen.

"Es ist sicher selten im Fußball, dass ein Trainer so lange für eine Mannschaft verantwortlich ist. Andererseits glaube ich schon, dass ich nur deswegen noch im Amt bin, weil wir eben gute Ergebnisse geholt haben. Wären die Ergebnisse nicht wie erwartet gewesen, wäre es mir wie allen Trainern ergangen: Ich wäre schon vor einiger Zeit entlassen worden", ist sich Lagerbäck bewusst.

Kaum Informationen über ÖFB-Team
Das österreichische Nationalteam darf am Mittwoch (20.30 Uhr, live in ORF1) jedenfalls auf den Überraschungseffekt hoffen, denn wie Lagerbäck am Montagabend zugab, besitzt er nicht allzu viele Informationen über den Gegner. "Ich habe die österreichische Nationalmannschaft nicht so genau verfolgt und weiß wenig Bescheid."

Dennoch geht er davon aus, dass die Partie für seine Truppe eine optimale Generalprobe für das WM-Qualimatch am 28. März gegen Portugal darstellen wird. "Ich bin glücklich, weil die Spielweise und das Niveau der Österreicher gut in unsere Vorbereitung auf dieses Spiel passen."

Spielt Salzburg-Keeper Gustafsson?
Gegen die Spanier muss der schwedische Teamchef auf den gesperrten Superstar Zlatan Ibrahimovic verzichten, deswegen wurde der Inter-Goalgetter so wie der verletzte Angreifer Johan Elmander auch nicht für die Österreich-Partie einberufen. "Doch wir haben mit Sebastian Larsson, Markus Rosenberg und Marcus Berg drei sehr gute Stürmer im Kader."

In der Tormannfrage ließ sich Lagerbäck nicht festlegen, Salzburg-Goalie Eddie Gustafsson hofft aber auf einen Einsatz gegen seine neue Wahlheimat. "Ich erwarte mir einen Sieg von uns und dass ich in der zweiten Hälfte spiele", lautete die Ansage des 32-Jährigen, der nach eigenen Angaben noch kein großer Kenner des österreichischen Fußballs ist.

"Ich kann über die Österreicher nicht viel sagen, habe nur ein EM-Spiel von ihnen gesehen. Aber ich weiß, dass mein Clubkollege Marc Janko ein Topstürmer ist."

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