Probleme für Ibertsberger

DFB-Vizepräsident: "Einzelfall gerecht werden".
Für Andreas Ibertsberger gibt es nach seiner verspäteten Dopingkontrolle weiterhin keine gute Nachrichten. Am Montagabend meldete sich mit Dirk-Reiner Martens ein Richter am Internationalen Sportgerichtshof (CAS) zu Wort - und seine Aussagen klingen für den österreichischen Nationalspieler nicht sehr positiv.

"Das Prinzip der Dopingkontrollen als solches kann man nicht infrage stellen. Das wäre ungeheuerlich", sagte der deutsche Jurist. Gleichzeitig betonte Martens, dass die Mindeststrafe für das Vergehen von Ibertsberger und seines Hoffenheimer Vereinskollegen Christoph Janker ein Jahr betrage.

Dauer der Verspätung hat keinen Einfluss
"Die Standardsanktion für einen Dopingverstoß sind zwei Jahre. Diese Sperre kann ermäßigt werden bei nicht wesentlichem Verschulden, aber nur um höchstens die Hälfte. Da bliebe dann also ein Jahr übrig. Weniger als ein Jahr geht also nicht. Es sei denn, es liegt überhaupt kein Verschulden vor", so Martens.

Der Umfang der Verspätung (im Fall von Ibertsberger nur zehn Minuten) könne "keinen Einfluss" auf das Ausmaß der Bestrafung haben.

Der 26-jährige Salzburger hatte am 7. Februar nach dem 1:1 von 1899 Hoffenheim gegen Borussia Mönchengladbach gemeinsam mit Janker erst verspätet den Test abgeliefert. Obwohl die Dopingkontrolle negativ ausfiel, droht den beiden Spielern nun im schlimmsten Fall eine längere Sperre.

Ähnlicher Fall brachte Schuldspruch
Die Ansicht von Martens ist von großer Bedeutung, denn der Münchner leitete in einem ähnlich gelagerten Fall, bei dem zwei Italiener zu je einem Jahr Sperre verurteilt wurden, das CAS-Schiedsverfahren.

Dieser Präzedenzfall betraf die Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini. Dabei revidierte der CAS am 29. Jänner das Urteil des italienischen Verbandes, der das Duo nur 15 Tage gesperrt hatte. Dagegen hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Berufung eingelegt und vor dem CAS recht bekommen.

Das verspätete Erscheinen bei der Dopingkontrolle wurde als Verweigerung des Tests gewertet, obwohl das Ergebnis negativ gewesen war.

Der Fall Rio Ferdinand
Noch weit prominenter ist der Fall von Rio Ferdinand. Der englische Nationalspieler hatte in der Saison 2003/04 einen Dopingtest nach dem Training von Manchester United versäumt und war in der Folge für acht Monate gesperrt worden.

Sogar FIFA-Präsident Sepp Blatter hatte sich damals eingeschaltet und gesagt: "Wenn ein Spieler einen Dopingtest verpasst, soll er augenblicklich als schuldig betrachtet und sofort gesperrt werden, bis der Fall behandelt ist."

Verspätung durch Dressenwechsel
Hoffenheim-Trainer Ralf Rangnick erklärte die verspäteten Dopingkontrollen von Ibertsberger und Janker inzwischen mit einem Dressenwechsel.

"Bei uns war es in der Vergangenheit des Öfteren so, dass sogar der Dopingbeauftragte gesagt hat, die Spieler können nochmals kurz in die Kabine gehen und sollen sich ein frisches Trikot anziehen", so Rangnick. Eine ähnliche Erfahrung hätten auch andere Trainer gemacht.

"Es war definitiv nicht so, dass von mir eine Mannschaftsbesprechung anberaumt war. Ich wusste an dem Tag gar nicht, welche Spieler ausgelost waren. Dass bei uns in Hoffenheim und in der Bundesliga nicht gedopt wird, steht für mich außer Frage." Es sei nun aufzuklären, warum die Spieler in der Wahrnehmung der Dopingbeauftragten zu spät gekommen sind.

"Es gibt klare Regeln"
DFB-Vizepräsident Rainer Koch als Chef der Anti-Doping-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund sagte, man wolle "auch dem Einzelfall gerecht werden". Allerdings bestätigte er auch die klaren Forderungen der Welt-Anti-Doping-Agentur: "Für die WADA ist das keine kleine Nachlässigkeit."

"Ein Jahr Sperre ist auf den ersten Blick eine harte und unverhältnismäßige Entscheidung, auf der anderen Seite gibt es klare Regeln", so Koch, der ergänzte, dass die Regeln unbedingt befolgt werden müssten. "Wir müssen im Fußball aufpassen. Wir wollen nicht ein Image bekommen, wie es andere Sportarten haben. Deshalb müssen wir penibel darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden."

Koch fügte hinzu, dass es vor jeder Saison Einzelbelehrungen gebe, so dass die Hoffenheimer Spieler eigentlich über die Vorgehensweise hätten informiert sein müssen. Im Sinne eines glaubwürdigen Anti-Doping-Kampfes müsse der Fall ganz genau untersucht werden.

DFB fordert schriftliche Stellungnahme
Der DFB kündigte am Montag an, dass Ibertsberger und Janker eine schriftliche Stellungnahme beim Kontrollausschuss abgeben müssen.

Zudem muss Hoffenheim-Coach Rangnick seine Aussagen konkretisieren, wonach andere Bundesliga-Trainer ihm bestätigt hätten, dass sich die Profis vor einer Kontrolle noch umziehen könnten. Sollte sich das erhärten, kündigte der DFB sofortige "sportgerichtliche Ermittlungen" an.

Die WADA-Regeln schreiben vor, dass die Kontrollen unmittelbar nach Spielende stattfinden müssen. Theoretisch kann der Urin nämlich in kurzer Zeit durch Medikamente verschleiert oder durch Fremdurin ausgetauscht werden.

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