Auch im öfters als "Operettenliga" verspotteten österreichischen Fußball-Oberhaus ereignen sich von Zeit zu Zeit und zuletzt immer öfter finanziell spektakuläre Entlassungen. Im Folgenden ein Überblick über die letzten zwei Jahrzehnte - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Jara vs. Salzburg
Die gerichtliche und daher öffentliche Schlammschlacht zwischen Red Bull Salzburg und Ex-Trainer sowie Ex-Sportdirektor Kurt Jara wurde in der jüngeren Vergangenheit lang und breit dargestellt. Stark verkürzt geht es Jara nach wie vor um 1,22 Millionen Euro Gehalt und Red Bull um die künftige Haftung des Tirolers für mögliche Folgeschäden aus Ungereimtheiten bei Spielertransfers.
Auch vom Hamburger SV war Jara im Herbst 2003 nicht unbedingt im Guten geschieden, dafür aber finanziell mehr als entschädigt worden. Nachdem der frühere ÖFB-Internationale im Oktober beurlaubt worden war, erhielt er im Dezember für die Vertragsauflösung ein stattliches "Weihnachtsgeld" von einer Million Euro. "Wir wollten die Sache vom Tisch haben", sagte dazu HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer lapidar.
Osim vs. "Zar Hannes"
Lange Zeit nicht vom Tisch hatte der frühere Sturm-"Zar" Hannes Kartnig seinen Ex-Trainer Ivica Osim, den er 2002 mit Beleidigungen und Mobbing (laut Gerichtsurteil) aus dem Club geekelt hatte. Sturm musste Osim 174.000 Euro Abfertigung und 80.000 Euro Lohnnebenkosten zahlen, dazu kamen 100.000 Euro Prozesskosten. Später wurden Ratenzahlungen vereinbart, nachdem Osim dem kriselnden Club um ein Haar einen Konkursantrag "umgehängt" hatte.
Polster vs. "Onkel Frank"
Toni Polsters Kurzauftritt als Generalmanager der Wiener Austria mündete in einen alles andere als kurzen Rechtsstreit mit Frank Stronach und Co., nachdem der ehemalige Torjäger der Violetten u. a. wegen angeblicher verschwörerischer Treffen entlassen und mit einem Stadionverbot belegt worden war.
Der Verlauf des Prozesses entsprach der sportlichen Entwicklung und clubstrategischen Zielerreichung der Austria in der Ära Stronach: Man steckte schmerzliche, weil teure Niederlagen am laufenden Band ein und erntete dazu noch medialen Spott.
Polster kassierte mehr als 400.000 Euro ausständiges Gehalt und darf mittlerweile längst wieder ins Horr-Stadion. "Jetzt habe ich viermal gewonnen. Irgendwann muss es gut sein", brachte es der ÖFB-Rekordtorschütze nach der letzten Verhandlung auf den Punkt.
"Loddar" vs. Rapid
Apropos Ende und Punkt: Ein gewisser Lothar Matthäus, Weltmeister 1990 und ehemaliger Weltfußballer, hatte (bis jetzt) zwei Auftritte in Österreich - beide endeten vorzeitig und aus seiner Sicht unfreiwillig.
Als Rapid-Teamchef (auf eine Trainerlizenz verzichteten die Hütteldorfer bei "Loddar" großzügig) wurde Matthäus im Mai 2002 nach nur acht Monaten im Amt wegen Erfolglosigkeit zunächst beurlaubt. Dann zog er im Magazin "News" über den Club her, der ihn daraufhin wegen vereinsschädigender Äußerungen fristlos feuerte. Matthäus klagte, der Vergleich soll ihm über 200.000 Euro eingebracht haben.
Die spätere "Ehe" des Assistenten Matthäus mit Cheftrainer Giovanni Trapattoni bei Red Bull Salzburg war wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nach einer Saison trennte man sich im Mai 2007, Matthäus hatte aber noch einen Vertrag bis zum EM-Sommer 2008. "Sein Gehalt wird er weiter so bekommen, als würde er noch für uns arbeiten", stellte der damalige Salzburg-Sportdirektor Oliver Kreuzer klar.
"Schoko" vs. "Onkel Frank"
Walter Schachner kam 2002 zur Austria, erarbeitete sich schnell gute Ergebnisse - und wurde wie jeder kurz- oder langfristig erfolgreiche Austria-Trainer entlassen. Dass es in Schachners Fall gar so schnell ging (Trennung nach wenigen Monaten), lag an Christoph Daum, der Frank Stronach von seinen "Beratern" als Floh ins Ohr gesetzt worden war.
Der Deutsche brauchte schließlich einen gut bezahlten Job, bevor er sich ein halbes Jahr später wenig überraschend in die Türkei zu Fenerbahce "absetzte". Für den moralischen Tiefschlag mit "Schmerzensgeld" getröstet, wechselte Schachner im darauffolgenden Jahr zum GAK, erfand die "Schoko-Tabelle" und wurde Meister.
Dokupil vs. Rapid
Ernst Dokupil, der Rapid Mitte der 90er Jahre ins internationale Rampenlicht geführt hatte und von den Grün-Weißen für den damaligen Europacup-Finaleinzug noch Jahre später mit einem Job als Sportmanager belohnt wurde, feilschte 2001 ebenfalls um eine Abfindung.
Nachdem er in einer Pressekonferenz falsche Budgetzahlen genannt hatte und dafür entlassen worden war, klagte Dokupil seinen Ex-Club und erreichte damit einen Vergleich über stolze 6,5 Millionen Schilling. "Ich komme mir vor wie auf einem Basar", entfuhr es der Richterin einmal während der Verhandlung.
Starek vs. Rapid
Und "last but not least" wieder Rapid - diesmal im gerichtlichen Clinch mit August Starek im Jahr 1993: Der passionierte Hobbygolfer war in der Saison 1992/93 Rapid-Trainer, bei Erreichen eines internationalen Bewerbes hätte sich der Vertrag automatisch verlängert.
Das Ziel wurde verfehlt, Starek klagte Rapid aber trotzdem - auf 500.000 Schilling (Gehalt für die Saison 1993/94 plus Prämien), weil ihm das Präsidium mündlich signalisiert hatte, ihn weiterzubeschäftigen. Der Prozess endete mit einem Vergleich - "eröffnet" hatte ihn Starek laut damaligen Berichten übrigens mit den Worten: "Normalerweise wäre ich jetzt irgendwo in der Südsee."
Harald Hofstetter, ORF.at
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