Die Festnahme erfolgte in den späten Abendstunden in der Steiermark, sagte Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, am Montag zur APA.
Bezug und Weitergabe von EPO?
Der frühere ÖSV-Cheftrainer im Langlauf- und Biathlon-Bereich wird verdächtigt, EPO bezogen und weitergegeben zu haben.
Festgenommen wurde in diesem Zusammenhang am Wochenende auch ein Wiener Apotheker. Dieser steht unter Verdacht, sowohl den 32-jährigen Radsportler als auch Mayer mit EPO und sonstigen Dopingmitteln versorgt zu haben. Der Vorwurf lautet deshalb auf gewerbliche Weitergabe.
Die beiden Sportler sollen dann für den weiteren Vertrieb gesorgt haben.
Mayer wird Haftrichter vorgeführt
Laut dem neuen Anti-Doping-Gesetz dürften sich der Radprofi und Mayer somit ebenfalls der Weitergabe schuldig gemacht haben. Darauf steht eine Höchststrafe von bis zu fünf Jahren.
Auf den Radsportler und Mayer waren die Kriminalisten im Zuge der Ermittlungen zum Fall Andreas Zoubek gestoßen. Der Hobbytriathlet und Arzt soll EPO an Sportler weitergegeben haben, bestreitet das aber vehement.
Über eine U-Haft über Mayer ist allerdings noch nicht entschieden, der Ex-Trainer muss diesbezüglich noch einem Haftrichter vorgeführt werden. Laut Staatsanwaltschaft gibt es weitere Verdächtige. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, gebe es dazu keine weiteren Details, betonte der Sprecher. Ob einzelne Personen der Sportszene angehören, wollte man ebenso nicht kommentieren.
Dopingcausa weitet sich aus
In Österreich weitet sich die Dopingcausa damit zu einem echten Kriminalfall aus. Nach der ersten Festnahme gegen den Radprofi, die am Freitag an die Öffentlichkeit gekommmen war, gibt es nun zumindest zwei weitere bekannte Haftstrafen.
Die im Jänner im Bundeskriminalamt gegründete Sonderkommission für Dopingverdachtsfälle dringt jedenfalls in diesem Fall immer tiefer vor.
Im Haus der Lebensgefährtin verhaftet
Mayer wurde am Sonntag im Haus seiner Lebensgefährtin, der Marathon-Läuferin Eva-Maria Gradwohl, in Anger in der Steiermark festgenommen.
"Wir haben schon geschlafen, als Polizisten gekommen sind, die mein Haus durchsucht haben. Ich habe mich überhaupt nicht ausgekannt", sagte Gradwohl am Montagvormittag gegenüber der APA.
Mayer zuletzt befragt und getestet
Mayer war in der vergangenen Woche in Zusammenhang mit der von Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) eingeleiteten internen Untersuchung über einen angeblich verhängten "Maulkorb" befragt worden.
Der Bundesheerbedienstete ist seit den Vorfällen bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin, infolge derer er und weitere ÖSV-Betreuer auf Lebenszeit von Olympia ausgeschlossen und mehrere Athleten des Dopings schuldig gesprochen wurden, fast durchwegs im Krankenstand. Deshalb war auch seine Dienstfähigkeit geprüft worden.
Mayer war nach seiner Flucht wegen der Dopingrazzia in Turin mit selbstmörderischer Absicht in eine Straßensperre gerast.
Posten für Zurückziehen der Klage?
Mayer hatte bei der Befragung durch seinen Dienstgeber, das Bundesheer, erklärt, dass ihm betreffend der Dopingvorfälle in Turin kein Redeverbot erteilt worden sei. Er sollte jedoch angesichts der Problematik den Kontakt zur Presse vermeiden.
Mayer stellte dabei außerdem klar, dass ihm für den Fall des Zurückziehens der Klage gegen IOC-Präsident Jacques Rogge nicht dezidiert der Posten eines stellvertretenden Kommandanten des Heeresleistungszentrums in Graz angeboten worden sei.
Man habe ihm gesagt, er möge sich keine Sorgen machen, man werde ihn schon irgendwo unterbringen, habe ihm aber nie etwas versprochen, betonte Mayer.
Link:
- Walter Mayer (Wikipedia)