Damit haben ausgerechnet die beiden einstigen Teamkritiker die Spitze der mannschaftsinternen Hierarchie übernommen. Der bisherige Kapitän Andreas Ivanschitz war von Constantini nicht ins Aufgebot für die WM-Qualifikation am Mittwoch in Klagenfurt gegen Rumänien (20.30 Uhr, live in ORF1) einberufen worden.
Verantwortungsbewusstsein und Routine
"Pogatetz und Scharner haben bereits in der Vergangenheit viel Verantwortung in der Nationalmannschaft übernommen. Außerdem zählen sie zu unseren routiniertesten Spielern. Und sie haben den Weg in die englische Premiere League geschafft, die die beste Liga Europas ist. Dadurch sind sie Vorbilder", begründete Constantini seine Wahl.
Pogatetz spielt seit Juni 2005 bei Middlesbrough und ist mittlerweile auch zum Kapitän des Clubs aufgestiegen, Scharner steht seit Jänner 2005 bei Wigan unter Vertrag und hat sich dort ebenfalls als Leistungsträger etabliert.
Alle Probleme ausgeräumt
Eventuelle Diskussionen über die ÖFB-Teamvergangenheit von Pogatetz und Scharner wollte Constantini gleich vom Tisch wischen.
"Vielleicht ist diese Entscheidung für den einen oder anderen überraschend, weil es in der Vergangenheit kritische Stimmen gegen den Verband gegeben hat. Aber das ist alles besprochen und ausgeräumt", so Constantini, der erklärte, dass "nicht nur die zwei, sondern alle Spieler in der Mannschaft Verantwortung übernehmen müssen."
Dass es sich bei Pogatetz und Scharner um "unbequeme" Spieler handle, die auch einmal verbal dazwischenhauen würden, sieht Constantini gelassen. "Wenn alle im gleichen Strom schwimmen, dann kommt eh nichts heraus. Jeder Spieler soll sein Ego haben. Aber im Sinne des Kollektivs gilt es, das Ego zurückzustellen", sagte der Tiroler.
Schiedsrichter auf seine Seite ziehen
Für den Umgang mit den Schiedsrichtern gab Constantini Pogatetz mit auf den Weg: "Man sollte den Schiedsrichter nicht schimpfen, sondern eher auf seine Seite ziehen. Denn wenn man jemanden schimpft, dann kann man nicht erwarten, dass er einem wohlgesinnt ist."
Ein tolles Gefühl
Pogatetz hatte bereits in den vergangenen Tagen betont, dass er das Amt sehr gerne ausüben würde. Umso größer war nun die Freude beim 26-Jährigen.
"Ich habe mich sehr gefreut, als der Teamchef an meine Zimmertür klopfte und mir seine Entscheidung mitteilte. Kapitän der Nationalmannschaft zu sein, das ist ein tolles Gefühl. Ich werde mein Bestes versuchen. Belasten wird mich die Rolle sicher nicht, denn ich bin das von Middlesbrough gewohnt. Ich werde daher nicht viel verändern."
"Hoffe, dass wir den Umschwung schaffen"
Verändern sollen sich hingegen die Resultate des ÖFB-Teams. "Ich hoffe, dass wir den Umschwung schaffen, am besten schon gegen Rumänien."
Pogatetz freut sich über die volle Rückendeckung durch den Teamchef. "Dadurch ist es einfacher, teamintern Dinge anzusprechen."
Keine Änderung bei Ivanschitz-Rückkehr
Der Steirer will die Kapitänsschleife auch behalten, wenn Ivanschitz wieder in den Kreis des ÖFB-Teams zurückkehrt.
"Ich hoffe, dass ich dann die Schleife weiterbehalten darf. Ich will meine Sache gut erledigen, damit der Teamchef sagt, dass ich es weitermachen soll", so der Verteidiger, der kein Konfliktpotenzial mit Ivanschitz sieht. "Es gibt kein persönliches Problem. Eventuelle offene Fragen wird sicher der Teamchef klären. Im Endeffekt ist nur wichtig, dass wir auf dem Spielfeld Erfolg haben."
Constantini machte ohnehin nicht den Eindruck, dass er im Falle einer Ivanschitz-Rückkehr die Kapitänsdiskussion neu eröffnen wolle. "Das sind meine Kapitäne und das ist jetzt so", so Constantini, der am Donnerstag stets über "zwei Kapitäne" (Pogatetz und Scharner) sprach.
Unterstützung für junge Spieler
Der neue Einser-Kapitän sieht es als eine der wichtigsten Aufgaben, die jungen Spieler im ÖFB-Team ans internationale Niveau heranzuführen. "Und wir wollen alles tun, um die kleine Chance in der WM-Qualifikation zu nützen. Obwohl man realistisch sein und sagen muss, dass das sehr schwer wird."
Scharner kündigte "tatkräftige und hundertprozentige Unterstützung" für Pogatetz an. Wie Constantini forderte auch der Niederösterreicher, dass jeder einzelne Spieler des Teams Verantwortung übernehmen müsse. Gleichzeitig bot er aber den zahlreichen jungen Spielern im aktuellen Kader jederzeit seinen Rat an. "Das Wichtigste ist, dass wir jetzt aus diesem Negativen herauskommen", hoffte auch Scharner endlich auf mehr positive Länderspielresultate.
Kurzporträt Emanuel Pogatetz
- Geboren: 16. Jänner 1983 in Graz
- Größe: 1,90 m
- Gewicht: 92 kg
- Familienstand: verheiratet mit Mirjam, Kinder Lea und Noah
- Spitzname: Mad Dog
- Position: Abwehr
- Homepage: www.pogatetz.at
- Hobbys: Familie, Musik (Metal und Hard Rock), Computer, Eishockey (passiv)
Bisherige Vereine:
- Sturm Graz (1997 - 2000)
- FC Kärnten (2000 - 2001)
- Bayer Leverkusen (2001 - 2002)
- FC Aarau (2002 - 2003)
- GAK (2003 - 2005)
- Spartak Moskau (März 2005 - Juni 2005)
- Middlesbrough (seit Juni 2005 - Vertrag bis 2010)
ÖFB-Auswahlen:
- A-Team: 36 Länderspiele/zwei Tore - Debüt am 18. Mai 2002 beim 2:6 gegen Deutschland in Leverkusen
- Nachwuchs: elf U21-, drei U19-, fünf U18- und 22 U16-Länderspiele
Größte Erfolge:
- 2004 Meister und Cupsieger mit dem GAK
- 2001 Cupsieger mit dem FC Kärnten
- 2006 Einzug ins UEFA-Cup-Finale mit Middlesbrough (wegen einer im Viertelfinale erlittenen schweren Kopfverletzung nicht dabei)
- Aktueller Kapitän des österreichischen Nationalteams
- Aktueller Kapitän von Middlesbrough
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