Kohl belastet Matschiner schwer

Letzter Bluttransfer im September 2008.
Nach der Triathletin Lisa Hütthaler hat auch der des Dopings überführte und für zwei Jahre gesperrte Radrennfahrer Bernhard Kohl seinen ehemaligen Manager Stefan Matschiner öffentlich schwer belastet. Der ehemalige Radprofi habe von Matschiner das volle Dopingprogramm (Insulin, EPO, Wachstumshormone, Testosteron und Bluttransfers) erhalten.

In einer Pressekonferenz in Wien erklärte der Niederösterreicher am Dienstagabend, dass er seit seinem ersten Kontakt mit Matschiner im Jahr 2005 dopt.

CERA nicht von Matschiner erhalten
Das EPO-Nachfolgeprodukt CERA, das dem ursprünglichen Dritten der Tour de France 2008 bei Nachkontrollen nach der Frankreich-Radrundfahrt zum Verhängnis geworden war, habe er aber nicht von Matschiner bezogen.

"Ich habe alles gesagt, was ich zu Matschiner und meinem CERA-Lieferanten sagen kann. Mein CERA-Lieferant war nicht Matschiner. Ich habe alle Namen, alle mir bekannten Hintermänner genannt, will diese aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht öffentlich machen", betonte Kohl.

Auch Kunde von Humanplasma
Der gefallene Radstar sorgte dann aber doch noch für einen echten Knalleffekt: Als erster Sportler gestand er, dass er ein Blutdopingkunde in der Wiener Plasmapheresestation Humanplasma im 9. Bezirk gewesen sei. "Ich war dreimal bei Humanplasma, jeweils in Begleitung von Matschiner", erklärte Kohl.

Laut seinem Anwalt Manfred Ainedter war Humanplasma der "Ausgangspunkt, dort wurde Blutdoping betrieben", betonte der Jurist. Dass im Zuge der Ermittlungen gegen Humanplasma "nichts herausgekommen ist", liege laut Ainedter daran, dass damals noch nicht das neue verschärfte und mit 8. August 2008 in Kraft getretene Anti-Doping-Gesetz, das ab diesem Zeitpunkt auch Blut- und Gendoping unter Strafe stellt, anwendbar gewesen sei.

Dadurch, dass im Zuge des Dopingskandals um österreichische Biathleten und Langläufer bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin auch Humanplasma ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten war, musste "Matschiner die Agenden übernehmen", wie es Ainedter ausdrückte

Blutzentrifuge beschafft
Konkret: Matschiner habe eine Blutzentrifuge - "zum Teil erworben von Humanplasma" - beschafft, die dann im Haus des Managers in Laakirchen stationiert worden sei. "Dort wurden neben Kohl auch andere Sportler behandelt", sagte Ainedter.

Zur Anschaffung des Blutdopinggeräts machte Kohl folgende Angaben: "Mein Anteil für die Anschaffung der Zentrifuge hat 20.000 Euro betragen. Sie wurde von insgesamt drei Sportlern bezahlt. Andere Sportler, die sie dann auch benutzt haben, haben ebenfalls mitgezahlt." Insgesamt "50.000 Euro" haben ihn Matschiners Dienste von 2005 bis zur Trennung im Herbst 2008 gekostet.

Letzter Bluttransfer im September 2008
Der letzte Bluttransfer durch Matschiner fand bei Kohl laut seinem Anwalt "im September 2008" statt, womit für Matschiner bereits das neue Anti-Doping-Gesetz, das Haftstrafen bis zu fünf Jahren vorsieht, anwendbar wäre. Die Weitergabe von Dopingmittel erfolgte dagegen laut Kohl nicht nach dem 1. August 2008.

Mit dem ebenfalls der Weitergabe von EPO verdächtigen Wiener Kinderkrebsarzt Andreas Zoubek habe es dagegen keinen Kontakt gegeben. "Dr. Zoubek kenne ich nicht persönlich, sondern nur über Erzählungen von Matschiner", lautete Kohls Antwort auf eine diesbezügliche Frage.

Matschiner legt Teilgeständnis ab
Matschiner, der in der Nacht auf Dienstag nach seiner Rückkehr aus Florida von der Sonderkommission (SoKo) Doping des Bundeskriminalamts (BK) per Haftbefehl festgenommen wurde, wurde laut seinem Anwalt Franz Essl mehrere Stunden lang einvernommen.

Sein Mandant habe angegeben, dass er keine Dopingpräparate wie EPO und dergleichen an Hütthaler und Kohl weitergegeben habe, erklärte Essl am Dienstagnachmittag im APA-Gespräch.

Keine Dopingmittel gefunden
Sehr wohl habe aber Matschiner eingeräumt, dass er an Bluttransfers für Kohl beteiligt gewesen sei, sagte der Salzburger Anwalt. "Bei der umfassenden Hausdurchsuchung im Wohnhaus von Matschiner in Laakirchen wurden nach Angaben der Ermittler aber keine Dopingmittel oder Ähnliches vorgefunden", betonte Essl.

Das Landesgericht für Strafsachen in Wien werde vermutlich am Mittwoch über die Verhängung der Untersuchungshaft über Matschiner entscheiden.

Wie auch immer das Gericht entscheidet, für den Manager ist "das Thema Sport erledigt. Mit dieser verlogenen Szene bin ich fertig, mein Ruf ist endgültig ruiniert. Ich werde mir einen neuen Job suchen müssen", hatte Matschiner noch am Montag in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" erklärt.

Profisportler im Visier
Mit dem Sport "fertig haben" dürften bald auch einige Profisportler. Der Anklagebehörde seien nämlich "mehrere Sportler" bekannt, die Matschiner mit verbotenen Substanzen beliefert haben soll (Sie haben mit sportrechtlichen Konsequenzen zu rechnen, Anm.). Konkrete Namen wollte Staatsanwaltschaftssprecher Jarosch freilich nicht nennen, er gab aber zu, dass er dabei nicht nur auf die Aussagen Hütthalers angewiesen gewesen sei.

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