Die Aussagen von Bernhard Kohl in der Pressekonferenz am Dienstagabend betrachtet er "mit Vorsicht", gegen eine eventuelle Rückkehr des Niederösterreichers in den Sport nach verbüßter Strafe hätte er aber keine Einwände.
Sinneswandel "Flucht nach vorne"
Massak war anwesend, als Kohl am 24. November 2008 vor der Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) aussagte. Er legte seine Beweggründe für Doping dar, nannte aber keine Hintergründe.
Nun sagte Kohl vor der SoKo Doping aus, gab systematisches Doping seit 2005 zu und belastete den Sportmanager Stefan Matschiner schwer, der in der Nacht auf Dienstag festgenommen wurde. Massak sieht im Sinneswandel von Kohl eine "Flucht nach vorne". Vielleicht sei nach den Aussagen der Triathletin Lisa Hütthaler auch die Angst weniger geworden.
Nicht ernstzunehmendes "Schauspiel"
"Was er der NADA erzählt hat, was er jetzt erzählt - da gibt es mehrere Versionen", meinte Massak. "Er hat damals groß angekündigt, dass er erzählen wird, aber genau nichts gesagt. Das war gelinde gesagt ein Schauspiel, das hat keiner ernst genommen. Und jetzt kommt er mit einer neuen Version, weil offenbar die Steine ins Rollen geraten sind."
"Ich nehme es zur Kenntnis, jeder biegt sich die Geschichte so zurecht, dass er glaubt, doch noch in irgendeiner Form das Gesicht zu wahren", sagte Massak. "Das alles berührt mich weniger, als Sie glauben. Das Thema Bernhard Kohl ist für mich abgehakt."
Radsport hat besonderes Dopingproblem
Konfrontiert mit Kohls Aussage, dass man im Radsport mit Doping aufwachse ("Ab dem U23-Bereich fängt Doping im Radsport an"), meinte Massak: "Bernhard hat seine U23-Zeit in Holland verbracht bei Rabobank. Und wenn er sagt, dass er beim Heer erstmalig mit Athleten in Kontakt gekommen ist, dann müssen das nicht notwendigerweise nur Radsportler sein."
Allerdings müsse er natürlich auch sagen, dass der ÖRV 2006 bei der WM "zwei U23-Sportler" habe aussortieren müssen.
Fakt ist, dass sich der Radsport der Problematik genau bewusst ist: "Wir machen keinen Unterschied, ob Elite oder U23. Und man kann nicht sagen, dass es das Problem nicht gibt."
ÖRV fodert strafrechtliche Verfolgung
Der ÖRV fahre "eine harte Linie" und fordere seit 2006 die strafrechtliche Verfolgung. "Unsere Einstellung ist unverändert und klar, Betrüger muss man dingfest machen."
Er habe im Zuge der Saisoneröffnung in Leonding in den vergangenen Tagen mehrere Gespräche mit Fahrern geführt, viele sähen das als richtigen Weg. "Denn dann können sie ihren Sport betreiben, wie sie sich das vorstellen, dass er sauber ist. Das nehmen wir als Auftrag mit."
Bei jedem der zehn Rennen zur Tchibo-Top.Rad.Liga wird es Dopingkontrollen geben. "Das ist Standard in der Serie, das gehört zur Qualitätssicherung einer Veranstaltung. Wir machen das seit 2006, seit es die Serie gibt", so Massak.
Kohl-Rückkehr möglich
Persönlichen Kontakt mit dem gesperrten Kohl hatte Massak seit der NADA-Verhandlung nicht. "Ich wüsste nicht, was ich mit ihm sprechen sollte. Aber die Zeit wird kommen, wo man Abstand genommen hat. Momentan sind Wut und Enttäuschung sehr groß, wenn ich tagtäglich sehe, mit welchen Schwierigkeiten wir im Radsport, bei den Nachwuchsclubs kämpfen."
Bei einer möglichen Rückkehr von Kohl in den aktiven Sport werde er so handeln, wie es laut WADA-Code festgeschrieben ist: "Wir gehen mit aller Härte vor, aber wenn jemand die Strafe abgebüßt hat und wieder berechtigt ist, die Lizenz zu haben, bin ich dafür. Er bekommt sie. Genauso wie jeder andere wird er dann mit null wieder anfangen." Die Frage stelle sich nicht, wie glücklich man darüber sein werde, oder ob jemand ein schlechtes Image mitbringe.
Kohl wurde für zwei Jahre gesperrt, ob die NADA nach den neuesten Entwicklungen das Verfahren neu aufrollen wird, ist noch nicht bekannt.
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