Projekt "Neustart" geglückt

Doppelpack von Hoffer sorgt für neue Euphorie in Rot-Weiß-Rot.
"Feuerwehrmann" Dietmar Constantini hat diesmal keinen Brand gelöscht. Der Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft entzündete am Mittwochabend in Klagenfurt vielmehr ein Feuer der Begeisterung.

©Bild: AP/Kerstin Joensson
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Das "neue" ÖFB-Team unter seinem neuen Trainer Constantini und mit seinem neuen Kapitän Emanuel Pogatetz besiegte Rumänien in der WM-Qualifikation nach 0:1-Rückstand mit 2:1 und wahrte damit die Minimalchance auf eine Teilnahme an der Endrunde 2010 in Südafrika.

Mann des Spiels war Stürmer Erwin "Jimmy" Hoffer, der die enttäuschenden Rumänen mit einem Doppelpack (25., 44.) aus dem WM-Rennen schoss. Cristian Tanase (24.) hatte die Gäste zuvor in Führung gebracht.

Zwei Debütanten von Beginn an
Es war eine Mischung aus "Neuanfang" und Verletzungspech, die Neo-Teamchef Constantini zu einer Anfangsformation veranlasste, die gemeinsam exakt 100 Länderspiele absolviert hatte. Im Vergleich dazu kann Österreichs Rekordinternationaler Andreas Herzog auf 103 Einsätze verweisen.

Nachdem sich Defensivmann Christian Fuchs und Mittelfeldspieler Jürgen Säumel als Letzte in eine schier endlose Liste von Ausfällen eingereiht hatten, spielten im ÖFB-Mittelfeld mit Yasin Pehlivan (Rapid) und Daniel Beichler (Sturm) gleich zwei Debütanten von Beginn an.

Rumänen drücken gegen ÖFB-Youngsters
Der Einsatz von Austria-Kärnten-Lokalmatador Manuel Ortlechner statt Andreas Ulmer auf der linken Abwehrseite kam ebenfalls überraschend. Und dass Twente-Legionär Marko Arnautovic statt eines defensiven Mittelfeldspielers vom Start weg auf der rechten Seite für Akzente sorgen sollte, zeugte von Constantinis Mut.

Die wesentlich routinierteren und technisch beschlagenen Rumänen beeindruckte das freilich ebenso wenig wie die erfreuliche Kulisse von 23.000 Zuschauern. Da sich die Österreicher darauf beschränkten, die ohne ihren verletzten Superstar Adrian Mutu spielenden Gäste erst ab der Mittellinie zu attackieren, hatten diese in den ersten 20 Minuten wesentlich mehr Ballbesitz.

Gspurning-Patzer führt zu Gegentor
Torchancen gab es zunächst aber auf beiden Seiten keine - erwähnenswert waren nur ein Faller von Sebastian Prödl nach einem leichten Rempler im gegnerischen Strafraum (10./der Bremer sah dafür vom schwachen schottischen Schiedsrichter Craig Alexander Thomson wegen einer vermeintlichen "Schwalbe" die Gelbe Karte) und ein schön angetragener Weitschuss von Arnautovic (20.), der am linken Kreuzeck vorbeistrich.

Sonst präsentierten sich die Rumänen auf dem schwierig zu bespielenden "Acker" in Klagenfurt flinker und leichtfüßiger.

©Bild: AP/Andreas Schaad
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Alles andere als leichtfüßig agierte dann in der 24. Minute ÖFB-Goalie Michael Gspurning, als er den Ball - weit aus dem Tor geeilt - dem aus dem Mittelfeld heranstürmenden Cristian Tanase direkt vor die Füße servierte. Die Nummer zehn der Rumänen nahm die Einladung dankend an und überhob Gspurning aus 25 Meter Entfernung zum 1:0 für die Gäste.

Hoffer eiskalt
©Bild: ORF.at/Carina Kainz
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Die Rumänen jubelten, der Großteil des ÖFB-Teams war schockiert - nur ein Mann an vorderster Front war in diesem Moment hellwach. Der Stadionsprecher verkündete noch das Gegentor, als Rapid-Stürmer Hoffer nur Sekunden nach Wiederanpfiff ein Missverständnis in der rumänischen Innenverteidigung zum Ausgleich in die lange Ecke nützte (25.).

Der 21-jährige Angreifer präsentierte sich bei seinem ersten Länderspieltor alleine vor Keeper Bogdan Lobont ebenso eiskalt wie knapp 20 Minuten später beim zweiten Volltreffer seiner noch jungen Teamkarriere. Wieder hatten sich die rumänischen Verteidiger Gabriel Tamas und Dorin Goian stümperhaft angestellt, und wieder schoss Hoffer eiskalt ein.

2:1 zum perfekten Zeitpunkt
©Bild: Reuters/Dominic Ebenbichler
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Das 2:1 in der 44. Minute passierte noch dazu zu einem perfekten Zeitpunkt. Wenige Augenblicke zuvor hatte nämlich Wigan-Legionär Paul Scharner auf der anderen Seite einen kapitalen Patzer von Prödl in letzter Sekunde ausgebessert. Der mit neuer Irokesenfrisur angetretene ÖFB-Vizekapitän hatte Ciprian Marica den Ball am Elfmeterpunkt per Tackling vom Fuß genommen.

So gingen die Österreicher hocherhobenen Hauptes in die Kabine und kamen mit breiter Brust zur zweiten Hälfte zurück. In dieser sorgte zunächst wieder Constantini für Staunen auf den Rängen, indem er Doppeltorschütze Hoffer in der 54. Minute vom Feld holte und durch Austria-Angreifer Rubin Okotie ersetzte. Da sich Maierhofer nur selten in Szene gesetzt hatte, rechnete man eher mit seiner Auswechslung.

Allerdings hatte sich Hoffer, wie er später erklärte, bereits in der Anfangsphase der Partie verletzt und konnte nach der Pause nur unter Schmerzen spielen.

Scharner mit Pech
Constantinis Schützlinge hielten jedenfalls weiter voll dagegen und kompensierten ihr spielerisches Manko durch Einsatz und Kampfgeist. Auch Gspurning fand langsam seine bei Xanthi gezeigte Sicherheit, indem er etwa einen nicht ungefährlichen Freistoß von Tamas entschärfte.

Auf der anderen Seite schaltete sich nun Scharner verstärkt in die Offensivbemühungen ein. Zunächst prüfte er Lobont mit einem gefühlvollen Freistoß (62.), dann verfehlte ein Kopfball (63.) des Premier-League-Profis (nach Flanke von Beichler) nur knapp das gegnerische Tor.

Nervenaufreibendes Finish
©Bild: AP/Kerstin Joensson
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Dann passierte einige Zeit gar nichts, ehe die ÖFB-Mannschaft in einer nervenaufreibenden Schlussphase zu "schwimmen" begann. Zuerst rettete Prödl (72.) vor Marica, dann parierte Gspurning einen Kopfball (76.) des mit Abstand gefährlichsten Rumänen.

Im Angriff fand Österreich so gut wie gar nicht mehr statt. Mit dem vielzitierten Glück des Tüchtigen rettete man sich aber über die Zeit. Das letzte Mal hielt das gesamte Stadion in der 90. Minute die Luft an, als Tamas einen Freistoß beinahe unter Gspurning hindurch im Tor unterbrachte.

Harald Hofstetter, ORF.at aus Klagenfurt

Österreich - Rumänien 2:1 (2:1)

Klagenfurt, Hypo-Group-Arena, 23.000 Zuschauer, SR Craig Alexander Thomson (SCO)

Torfolge:
0:1 Tanase (24.)
1:1 Hoffer (25.)
2:1 Hoffer (44.)

Österreich: Gspurning - Schiemer, Prödl, Pogatetz, Ortlechner - Arnautovic (69./Korkmaz), Pehlivan, Scharner, Beichler (78./Hölzl) - Maierhofer, Hoffer (54./Okotie)

Rumänien: Lobont - Contra, Tamas, Goian, Rat - Nicolita (84./Nicu), Cocis, Tanase, Radoi (46./Stoica), Bucur (68./Niculae) - Marica

Gelbe Karten: Prödl, Pogatetz, Scharner bzw. Marica

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