Stamford Bridge statt Hütteldorf

"Philipp wollte unbedingt nach England."
In der Familie Prosenik gibt es einen neuen "Star". War bisher Vater Christian durch seine langjährige Laufbahn in der Bundesliga und seine Auftritte im ÖFB-Nationalteam der bekannteste Name, so hat ihm nun sein Sohn Philipp durch den spektakulären Transfer zu Chelsea den Rang abgelaufen.

Im Interview mit ORF.at spricht der stolze Vater über den Wechsel seines talentierten Sprösslings, die künftige Karriere in London an der Stamford Bridge statt wie bisher in Wien-Hütteldorf und den zu erwartenden Kampf eines 16-Jährigen gegen das Heimweh.

ORF.at: Herzliche Gratulation zum Wechsel von Philipp zu Chelsea. Wie fühlen sich Vater und Sohn nach dem Zustandekommen des aufsehenerregenden Transfers?

Christian Prosenik: Danke, die Freude in der Familie ist wirklich groß. Für Philipp ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Er hat schon immer in England spielen wollen und ist nun umso glücklicher, dass sich dieser Wunsch erfüllen wird.

ORF.at: Mit AC Milan, Juventus Turin, AS Roma und Bayern München sollen sich ja einige europäische Topvereine um Philipp bemüht haben, was hat am Ende für Chelsea den Ausschlag gegeben?

Prosenik: Der wichtigste Punkt war sicher, dass es sein Jugendtraum gewesen ist, nach England zu wechseln. Die Premier League ist zudem momentan sicher die beste Adresse, die man sich vorstellen kann. Dies sieht man nicht nur an der Dominanz in der Champions League, sondern auch an den dortigen Rahmenbedingungen.

ORF.at: Davon konnten Sie sich zuletzt auch selbst überzeugen. Wie war Ihr Eindruck vom Lokalaugenschein?

Prosenik: Wir sind am Sonntag nach England geflogen und haben uns beim Verein umgesehen. Das Trainingsgelände zum Beispiel ist unglaublich, so etwas hatte ich zuvor noch nicht gesehen. Aber meiner Frau und mir war auch seine weitere schulische Ausbildung sehr wichtig.

ORF.at: Wie wird diese aussehen?

Prosenik: Er wird die Ausbildung an seiner bisherigen Wiener Schule in der Maroltingergasse mit einem Fernstudium weiterführen können. Die Aufgaben werden per Mail geschickt, und zu den Prüfungen muss er dann jeweils nach Österreich fliegen.

ORF.at: Welche Rolle hat der Papa als Ex-Profi bei der Entscheidung gespielt?

Prosenik: Für meine Frau und mich war immer seine abgeschlossene Ausbildung am wichtigsten. Im Fußball kann bei einer Verletzung sonst alles sehr schnell gehen. Von uns hat er immer gehört, dass es Probleme geben wird, wenn er die Schule nicht fertig macht. Diese Lösung ist im Paket von Chelsea beinhaltet und spielt eine sehr wichtige Rolle. Sonst haben wir ihn als Eltern in die Verantwortung genommen und viel mit ihm gesprochen, aber derzeit schwebt er ohnehin auf Wolke sieben.

ORF.at: Wie schauen die Tipps für seine Fußballkarriere aus?

Prosenik: Von mir hat er immer eines zu hören bekommen: Nicht immer schaffen die besten Talente den Durchbruch, sondern jene Spieler, die am meisten an sich arbeiten. Es war auch ein großes Thema, vielleicht bei Rapid zu bleiben, da hier sehr viel für die Jungen getan wird und die Möglichkeit auf Einsätze in der Kampfmannschaft sicher bestanden hätte.

ORF.at: Was hat dann den Ausschlag für Chelsea gegeben?

Prosenik: Philipp wollte es unbedingt riskieren. Auch wenn er jetzt vielleicht ein, zwei Jahre länger auf den Sprung in den Erwachsenenfußball warten muss. Aber bei Chelsea sind die Nachwuchsspieler sehr gut aufgehoben und werden nicht im Internat, sondern jeweils zu zweit privat bei Gastfamilien untergebracht. Außerdem hat er immer gesagt: Wer weiß, ob so eine Chance je wiederkommt.

ORF.at: Wie kann man Philipp als Spielertyp beschreiben?

Prosenik: Schon die Tatsache, dass er unbedingt wechseln wollte, zeigt seinen großen Ehrgeiz. Er will unbedingt jedes Spiel gewinnen und hängt sich auch dann voll rein, wenn es nicht nach Wunsch läuft. Für sein Alter ist er zudem schon sehr ruhig am Ball und wird auch vor dem Tor nicht hektisch.

ORF.at: Und wo kann er sich noch verbessern?

Prosenik: In dem Alter ist noch kein Spieler fertig. Aber mit seiner Größe wäre es wichtig, sein Kopfballspiel noch zu verbessern, dann kann es eine echte Waffe werden.

ORF.at: Bessern wird sich hoffentlich auch das Heimweh, das zu Beginn da sein wird. Eine große Umstellung für einen 16-Jährigen, oder?

Prosenik: Sicher, denn er muss ja doch seine gewohnte Umgebung verlassen und einen Neuanfang starten. Aber im ersten Jahr darf er mindestens einmal monatlich heimfliegen, das ist vom Verein so vorgesehen. London ist außerdem nicht aus der Welt, und wir werden ihn oft besuchen.

Das Gespräch führte Christian Tragschitz, ORF.at

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