Nichts zu holen für Werder

Werder konnte Diego nicht ersetzen.
Schachtjor Donezk hat Mittwochabend vor 40.000 Zuschauern im Sükrü-Saracoglu-Stadion von Istanbul einen historischen Sieg gefeiert.

Die Ukrainer holten erstmals in ihrer Vereinsgeschichte einen Europapokal und gewannen den zum letzten Mal ausgetragenen UEFA-Cup mit einem 2:1-Erfolg nach Verlängerung gegen Werder Bremen. Ab der Saison 2009/10 wird die Europa League ausgespielt.

Werder zu harmlos
©Bild: APA/EPA/Srdjan Suki
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Luiz Adriano (25.) brachte Donezk in Führung, die Naldo überraschend aus einem Freistoß unter der Mithilfe von Schachtjor-Goalie Andrej Pyatow ausglich (35.). Jadson gelang in der Verlängerung (97.) der verdiente Siegestreffer.

Werder war Schachtjor spielerisch unterlegen und konnte das Fehlen von Spielmacher Diego nie überwinden. Bremen beschränkte sich auf die Defensive, die wenigen Angriffe blieben meist harmlos und so scheiterte die Elf von Thomas Schaaf am zweiten Europacup-Triumph nach dem Sieg im Europacup der Pokalsieger 1992.

Solide Vorstellung von Prödl
©Bild: GEPA/Andreas Reichart
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ÖFB-Teamverteidiger Sebastian Prödl spielte durch und bot bis auf einen Stellungsfehler kurz vor dem 0:1 eine solide Partie. Martin Harnik, der zweite Österreicher im weiß-grünen Dress, saß nur auf der Ersatzbank.

Damit bleibt der 1994 verstorbene Bruno Pezzey weiterhin der letzte Österreicher, der aktiv an einem Europcup-Triumph (1980 mit Eintracht Frankfurt) mitwirkte.

Zwangsumstellungen bei Werder
Bei den ersatzgeschwächten Norddeutschen kam Prödl statt des verletzten Per Mertesackers zum Einsatz, und Peter Niemeyer hatte die schwierige Aufgabe den gelbgesperrten Regisseur Diego ersetzen zu müssen.

Im Sturm musste Werder ebenfalls auf den gesperrten Hugo Almeida verzichten, statt des Portugiesen sollten Markus Rosenberg und Claudio Pizarro für Tore sorgen.

Ukrainischer Samba
Schachtjor unter Coach Mircea Lucescu versuchte sein Glück mit der brasilianischen Fußballschule: Mit Fernandinho, Ilsinho, Jadson, Wilian und Luiz Adriano begannen fünf Südamerikaner in der Offensive und waren in der Anfangsphase auch spielbestimmend.

Luiz Adriano fand die erste große Chance vor, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze ging nur um Zentimeter am Tor vorbei (5.).

Werder vermisst Diego
Werder war in der ersten Viertelstunde deutlich die Abwesenheit von Mittelfeldstar Diego anzumerken. Doch an diesen Umstand müssen sich die Hanseaten gewöhnen, denn der Brasilianer steht kurz vor einem Wechsel zu Juventus Turin.

In der 20. Minute gab es im Strafraum der Ukrainer Elferalarm: Mesut Özil fiel im Zweikampf, doch der spanische Schiedsrichter Luis Medina Cantalejo ließ zu Recht weiterspielen.

Prödl kommt zu spät - 0:1
Als sich die Partie begann, immer mehr in die Hälfte der Ukrainer zu verlagern, schlug Donezk zu.

Ein langer Pass von Razvan Rat von der Mittellinie fand Luiz Adriano, der einen Stellungsfehler von Prödl - der Österreicher wollte den Ball abfangen, kam jedoch einen Schritt zu spät - und Naldo optimal ausnutzte.

Der Brasilianer zog in den Strafraum und schupfte den Ball aus 14 Metern gefühlvoll über den herauslaufenden Tim Wiese zum 1:0 ins Tor (25.).

Pyatow schockiert Schachtjor
Doch es dauerte nur zehn Minuten, ehe Werder den Schock des 1:0 abgeschüttelt hatte und etwas überraschend der Ausgleich fiel.

©Bild: Reuters/Murad Sezer
©Bild: Reuters/Murad Sezer
Naldos Freistoß aus über 25 Metern ging zwar zentral auf das Tor der Ukrainer, doch der unsichere Goalie Andrej Pyatow schlug sich den Ball zum Entsetzen der Schachtjor-Fans ins eigene Netz.

Donezk bleibt gefährlich
Donezks Brasilianer blieben jedoch das gefährlichere Team, der ukrainische Samba im Werder-Strafraum brachte die Bremer Verteidigung mehrmals ins Schwitzen. Der Prödl-Club rettete das Remis aber in die Pause.

Nach der Halbzeit änderte sich der Spielverlauf vorerst nicht. Die Lucescu-Elf machte Druck, und Wiese zeichnete sich bei einem Jadson-Freistoß (52.) aus.

Bremer macht die Mauer
Die Werder-Defensive bekam im Laufe der zweiten Hälfte die Angriffsbemühungen Schachtjors, die an Barcelonas Kurzpassspiel erinnerten - nur nicht so effektiv, besser in den Griff. Prödl hatte seinen "Schnitzer" verarbeitet und bot eine solide Leistung.

Die Partie verlor zusehends an Attraktivität. Donezk lief sich in der dichten Bremer Abwehr fest, die Offensivversuche der Hanseaten blieben selten und waren Stückwerk.

Die beste Chance in den sonst ereignislosen letzten Minuten der regulären Spielzeit hatte noch Pizarro mit einem verlängerten Kopfball, den Pyatow aus der Ecke fischte (79.).

Entscheidung durch Jadson
©Bild: AP/Michael Sohn
©Bild: AP/Michael Sohn
In der Verlängerung änderte sich wenig am Spielgeschehen. Beim ersten Werder-Angriff konnte Özil eine wunderbare 40-m-Vorlage von Prödl nicht unter Kontrolle bringen.

Donezk machte es dafür im Gegenzug besser: Jadson verwertete einen Querpass von rechts völlig alleinstehend aus elf Metern zum umjubelten 2:1. Wiese konnte den schnell aufs Tor geschossenen Ball nicht mehr festhalten (97.).

Prödl stürmt
In der zweiten Hälfte der Verlängerung bemühte sich Werder noch vergebens um den Ausgleich, Prödl trat sogar als Sturmspitze in Erscheinung.

Ein mögliches Elferfoul an dem Österreicher wurde jedoch nicht gepfiffen und so stürmten um 0.15 Uhr Ortszeit die Schachtjor-Spieler jubelnd auf das Feld.

400.000 Euro für die Sieger
Kein Wunder, bekommt doch jeder Donezk-Spieler 400.000 Euro Siegesprämie vom milliardenschweren Clubbesitzer Rinat Achmetow ausbezahlt. Einen Fixplatz in der künftigen Europa League hat Schachtjor auch.

Werder kann eine in der Bundesliga missratene Saison nur noch mit dem Gewinn der DFB-Pokals am 30. Mai in Berlin gegen Bayer Leverkusen versöhnlich beenden.

Martin Wagner, ORF.at

UEFA-Cup-Finale

Mittwoch:

Schachtjor Donezk - Werder Bremen 2:1 n.V. (1:1, 1:1)

Sükrü-Saracoglu-Stadion Istanbul, 40.000 Zuschauer, SR Luis Medina Cantalejo (ESP)

Torfolge:
1:0 Luiz Adriano (25.)
1:1 Naldo (35./Freistoß)
2:1 Jadson (97.)

Schachtjor Donezk: Pyatow - Srna, Kucher, Tschygrynski, Rat - Lewandowski, Fernandinho - Ilsinho (100./Gai), Jadson (112./Duljaj), Willian - Luiz Adriano (90./Gladkij)

Werder Bremen: Wiese - Fritz (95./Pasanen), Prödl, Naldo, Boenisch - Frings, Baumann, Niemeyer (103./Tziolis), Özil - Pizarro, Rosenberg (78./Hunt)

Harnik auf der Bank

Gelbe Karten: Srna, Lewandowski, Ilsinho bzw. Frings, Fritz, Tziolis, Boenisch

Die besten Spieler: Luiz Adriano, Jadson, Lewandowski, Ilsinho bzw. Naldo, Wiese, Frings

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