Absturz des Tour-Helden

EPO-Doping wurde zum Verhängnis.
Bernhard Kohl ist im Juli 2008 praktisch aus dem Nichts zum österreichischen Sporthelden aufgestiegen.

Nach mehreren Top-Ten-Plätzen auf Bergetappen der Tour de France und im abschließenden Zeitfahren ließ er sich am 27. Juli in Paris auf den Champs-Elysees als Gewinner des rot gepunkteten Bergtrikots und Gesamtdritter feiern. In drei Jahren wolle er selbst ganz oben stehen, kündigte Kohl an.

Stattdessen wurde er des Dopings überführt, gesperrt und beendete nun seine Karriere.

Vom gefeierten Star zum Dopingsünder
Als Kohl nach der Tour in die Heimat zurückgekehrt war, wusste sich der zurückhaltend wirkende Radprofi vor Terminen kaum zu retten.

In seinem Heimatort Wolkersdorf wurde er in Anwesenheit des Landeshauptmannes von Tausenden Fans gefeiert, in Wien bekam er den Goldenen Rathausmann, und auch die Wahl zum österreichischen Sportler des Jahres hatte er gewonnen, wenngleich offiziell noch nicht bekanntgegeben.

Der Aufstieg in den erlesenen Kreis jener Fahrer, die für Siege in großen Rundfahrten infrage kommen, eröffnete Kohl auch lukrative Berufsperspektiven. Er unterschrieb beim Rennstall Silence-Lotto einen Dreijahresvertrag, der ihn unter die Spitzenverdiener des heimischen Sports einreihte.

"Ich habe freiwillig gedopt"
Der ebenso rasante wie tiefe Fall des Kletterspezialisten folgte zweieinhalb Monate nach der großen Ehrung in Paris. Bei einer nachträglichen Kontrolle der Blutproben wurde auch bei Kohl das EPO-Derivat CERA entdeckt.

"Doping ist Betrug, bei mir war die Versuchung nie da", hatte Kohl nach der Tour noch gesagt. "Wie der Radsport gegen Doping ankämpft, ist einzigartig, die Kontrollen sind sehr hart. Wer betrügt, wird auch erwischt", sagte der gelernte Rauchfangkehrer in einem Interview.

Dass es ihn selbst auch erwischen könnte, damit rechnete er wohl nicht. Bei der Pressekonferenz, bei der er seinen Rückzug bekanntgab, sagte er: "Ich habe freiwillig gedopt - in einem System, in dem du ohne Doping nicht gewinnen kannst."

Geständnis in mehreren Etappen
Am 15. Oktober 2008 lieferte Kohl unter Tränen ein Dopinggeständnis ab und sprach davon, der Versuchung erlegen zu sein. Von der Nationalen Anti-Doping-Agentur wurde er zwei Jahre gesperrt.

Im März 2009 weitete er sein Dopinggeständnis aus. Er gab zu, jahrelang gedopt zu haben, und belastete seinen ehemaligen Manager Stefan Matschiner schwer. Zudem gab er an, Kunde von Humanplasma gewesen und bei der Anschaffung einer Blutzentrifuge finanziell beteiligt gewesen zu sein.

Sein Wissen gab er an die Behörden weiter, nun steht Kohl auch selbst unter Verdacht, die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt nach Paragraf 22a Anti-Doping-Gesetz.

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