Der Oberösterreicher, der sich durch seine Eskapaden in der Vergangenheit auch international im Spielerkreis viele Feinde geschaffen hat, ist für seine Landsleute Jürgen Melzer und Stefan Koubek eine Persona non grata. Da werden auch die derzeit in Paris laufenden Einzelgespräche von Davis-Cup-Kapitän Gilbert Schaller wohl wenige Früchte tragen.
Bereits zweimal von der ATP gesperrt
Der vor allem auf Sandplatz zuletzt erstarkte Welser hätte sich rein sportlich eine Nominierung für die Partie in Chile verdient. Doch die Vergangenheit lastet schwer auf ihm.
Mit Beschimpfungen und Provokationen machte er sich keine Freunde, besonders wenn sie manchmal sogar Ballkindern galten. Die Folge waren in der Vergangenheit sogar Petitionen von Spielern, die auch von Österreichern unterschrieben wurden, um Köllerer zu sperren.
Die ATP hatte den heute 25-Jährigen 2004 bereits für acht Wochen und 2006 für ein halbes Jahr von der Tennisbühne verbannt.
Alle freuen sich, wenn Köllerer verliert
Der Mann mit den vielen Tattoos - darunter "Jesus walks with me" auf dem Bauch, am rechten Oberarm "Nummer 1" und links das "?" dazu - sorgt auch international für Aufsehen.
Die französische Sporttageszeitung "L'Equipe" widmete dem Oberösterreicher am Dienstag trotz seiner Erstrunden-Niederlage bei den French Open in Paris eine halbe Seite - und verglich seine Grimassen und sein Lächeln auf dem Platz mit jenen von Jack Nicholson in "Shining".
"Du musst mal in die Garderobe reingehen. Da schauen 25 Spieler zu und freuen sich, wenn der Massu gewinnt. Die haben aber mit dem Massu nichts am Hut", erzählte Melzer. Zuvor hatte Köllerer gegen den Chilenen Nicolas Massu in fünf Sätzen verloren.
Koubek: "Der ist so verhasst von allen"
Zwar gibt es noch Gespräche mit Schaller, doch das seit einigen Jahren zusammengewachsene Team lehnt Köllerer klar ab.
Koubek etwa fand klare Worte: "Ich möchte mit dem Köllerer nicht in einem Team sein. Der ist so verhasst von allen. Keiner will mit ihm trainieren, keiner will mit ihm essen gehen, keiner braucht ihn, keiner will ihn sehen. Wir fahren doch nicht nach Chile, um einen eine Woche lang zu hassen, das raubt dir Energie."
Köllerer: "An einen Tisch setzen"
Was sagt Köllerer selbst dazu? "Man sollte sich an einen Tisch setzen. Ich rede seit drei Jahren davon, dass ich für mein Land spielen möchte, und bin bereit, nach Chile mitzufliegen."
Am schwierigsten hat es wohl Davis-Cup-Kapitän Schaller. Auch weil es später heißen könnte, er lasse die Spieler das Team nominieren. "Wir haben noch ein wenig Zeit, aber eines ist auch klar: Ich werde sicher nicht mit dem Daniel Köllerer und drei Spielern, die nicht besser als 300 platziert sind, zum Davis-Cup fahren. Ich will das beste Team dorthin bringen."
Schaller will vermitteln
Schaller führte daher am Dienstag in Paris ein langes Gespräch mit Melzer. "Nach den Gesprächen mit den Spielern soll ab jetzt nicht mehr über die Presse kommuniziert werden, sondern es soll nur schnellstmöglich ein Gespräch zwischen Melzer und Köllerer geben, in dem die ganzen Vorfälle ausgesprochen werden", sagte Schaller gegenüber der APA.
"Es gilt, die Vergangenheit abzuschließen und nach vorne zu schauen. Das ist meine Aufforderung an das gesamte Team, und auch, sich dieser Aufgabe zu stellen. Ich akzeptiere sicher nicht von Haus aus, dass jemand, egal wer, nicht bereit ist zu reden", so der Davis-Cup-Kapitän. Falsche Kommunikationswege seien ein Teil des Problems gewesen.
"Muss nicht jetzt entschieden werden"
Verständlicherweise will sich Melzer nun aber ganz auf die French Open konzentrieren. "Bis September ist noch sehr lange Zeit, und das muss nicht jetzt entschieden werden", so Melzer zur APA. Österreichs Nummer eins bestätigte das ausführliche Gespräch mit Schaller. "Ich habe ihm gesagt, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann, mit Köllerer zu spielen."
Und als Nachsatz: "Was ist, wenn Stefan Koubek bis September leistungsmäßig explodiert?" Weiters wolle er ab sofort vorerst keinen Kommentar zu dem Thema mehr abgeben.
Link: