Ryan Moseley lief beim Leichtathletik-Meeting in Hengelo die 100 Meter in 10,22 Sekunden und erbrachte mit dieser Zeit, mit der er in die absolute Europaklasse vorstieß, das Limit für die WM von 15. bis 23. August in Berlin.
Mit einer Steigerung seiner bisherigen Bestmarke um sechs Hunderstel schob sich der 26-Jährige an die zweite Stelle der ewigen ÖLV-Bestenliste hinter Andreas Berger (10,15/1988) und gleichauf mit Christoph Pöstinger (1992).
"Filmreife" Liebesgeschichte
Dass der am 8.Okober 1982 auf der Karibikinsel Barbados geborene Moseley Österreicher ist, ist einer "filmreifen" Liebesgeschichte im Jahr 2002 in London zu verdanken.
Die Salzburgerin Catherine Hyza arbeitete damals als Managerin im gleichen Londoner Kino, in dem Moseley, der ein Jahr zuvor nach England gekommen war, Popcorn verkaufte. Die beiden verliebten sich, heirateten zwei Jahre später und zogen nach Salzburg.
Vor einem Jahr - am 5. Juni 2008 - erhielt der nunmehrige WM-Starter dann die österreichische Staatsbürgerschaft.
Vom Cricket-Spieler zum Sprinter
Zum Zeitpunkt der ersten Bekanntschaft mit seiner nunmehrigen Frau war Moseley übrigens noch Cricket-Spieler. Zum Sprint brachten ihn erst danach zwei Londoner Tanten, beide ehemalige Leichtathletinnen.
Im Jahr 2006 lief er die 100 m bereits in 10,36 Sekunden, knapp vor seiner Einbürgerung steigerte er sich auf 10,34 und durfte als frischgebackener Österreicher sogar ein wenig mit einem Olympiastart in Peking spekulieren. Der Angriff auf das ÖOC-Limit von 10,25 scheiterte aber mit 10,31 knapp.
Finalist bei der Hallen-EM
Seine ersten internationalen Titelkämpfe erlebte Moseley im heurigen März bei der Hallen-EM in Turin, wo er über 60 m das Finale erreichte, dort aber Achter und Letzter wurde.
Nun darf er auch über die Qualifikation für ein weltweites Großereignis jubeln. "Ich habe mich schon vorher gut gefühlt und gemerkt, dass meine Form stimmt. Jetzt bin ich sehr froh und stolz, die Qualifikation geschafft zu haben. In Richtung Berlin kann ich nun gut weiterarbeiten", sagte er nach dem Lauf in Hengelo.
"Rekord nur eine Frage der Zeit"
Die 10,22 - gelaufen bei einem leichten Gegenwind von 0,1 Meter pro Sekunde - sind wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange. Mit einem günstigen Rückenwind scheint sogar die fast 21 Jahre alte Berger-Marke ernsthaft in Gefahr.
"Der Rekord ist nur eine Frage der Zeit. Technisch hat er noch Probleme, er rudert im Lauf mit dem Oberkörper zur Seite. Stabilisiert er den Rumpf, kann er leicht zwei Zehntel wettmachen", mußmaßt sein Manager Robert Wagner in der "Kronen Zeitung".
Am Donnerstagabend wurde Moseley bei einem Meeting in Turin vom Gegenwind gebremst. Bei 0,8 m/s lief er im Vorlauf eine 10,44, bei einem "Gegensturm" von gleich 2,3 m/s wurde er im Finale in 10,49 Dritter.
Rudolf Srb, ORF.at
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