"Doping hat es schon immer gegeben"

In früheren Zeiten wurde mit Kokablättern, Pilzen und Stierhoden gedopt.
Was heute mit Schlagworten wie EPO und Blutdoping verbunden wird, wurde in der Antike mit der Einnahme von Koffein, Alkohol oder dem Verspeisen von testosteronhältigen Stierhoden bewerkstelligt.

"Doping hat es schon immer gegeben, seit es Menschen und den Sport gibt", sagte der Wiener Sportsoziologe Otmar Weiß im April gegenüber der APA. Geändert haben sich lediglich die Substanzen. "Jeder hat seine Geheimmittel und hat sie auch immer gehabt", so Weiß.

Historische Dopingliste ist lang
Ob das Kauen von Kokablättern Energie geben, das Verspeisen von Pilzen die Aggressivität und Kampfkraft fördern oder Mixturen aus aufputschenden Koffeingetränken und beruhigendem Alkohol helfen sollten - die historische Dopingliste ist laut Günther Mitterbauer vom Innsbrucker Institut für Sportwissenschaft lang.

"Jeder Athlet hat das Wesen, dass er gewinnen will - neben Kraft und Ausdauer wurde auch die psychische Stabilität gedopt", betonte Mitterbauer. So zum Beispiel bei Sportschützen, die eine ruhige Hand brauchen. Auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen hatte Doping Tradition.

Von Aufputschmitteln über Anabolika zu EPO
Die moderne Geschichte von leistungssteigernden Mitteln im Profisport ist laut Norbert Bachl, dem Direktor des Österreichischen Instituts für Sportmedizin (ÖISM), geprägt von Phasen.

In den 60er und 70er Jahren habe es die Ära der Aufputschmittel gegeben, die Jahre danach bis in die 80er prägten muskelaufbauende Anabolika. Bis zu den 90er Jahren setzten sich schließlich Wachstumshormone durch, ab 1995 bestimmte Erythropoietin (EPO) die Dopingszene.

Erste Todesopfer waren Radfahrer
Erste Todesfälle durch Doping wurden in der Phase der Aufputschmittel bekannt. 1896 fiel beim Rennen von Bordeaux nach Paris der Engländer Arthur Linton tot vom Rad. Im olympischen Straßenrennen 1960 in Rom brach der gedopte Goldmedaillengewinner Knud Jensen nach der Zieldurchfahrt tot zusammen.

Das erste Dopingtodesopfer beim schwersten Radrennen der Welt war am 13. Juli 1967 zu beklagen. Der Engländer Tom Simpson starb bei der Tour de France nach einem Kollaps beim Anstieg zum berüchtigten Mont Ventoux. In Simpsons Trikottaschen wurden Röhrchen mit Amphetaminen gefunden.

Aber auch Athleten anderer Sportarten mussten Doping mit dem Leben bezahlen. 1987 starb die deutsche Leichtathletik-Mehrkämpferin Birgit Dressel nach multiplem Organversagen, mit hoher Wahrscheinlichkeit infolge von Doping. 1996 wurde beim österreichische Bodybuilder Andreas Münzer, der jahrelang massiv gedopt hatte, dieselbe Todesursache festgestellt.

Wettlauf zwischen Dopern und Dopingjägern
Mit den schärferen Dopingregeln seit Ende des 20. Jahrhunderts gab es laut Mitterbauer einen sichtbaren Rückgang der Weltrekorde. Gleichzeitig hätten Sportler begonnen, ihre Dopingmittel zu verändern, um bei Kontrollen unentdeckt zu bleiben. "Dieser Wettlauf wird auch beibehalten werden", zeigte sich der Sportwissenschaftler überzeugt.

Ähnlicher Meinung ist auch Bachl: "Gendoping ist das große Problem der nächsten Jahre. Beeinflusst werden kann alles - von Ausdauer, Kraft und Koordination bis hin zur Psyche. Es gibt nichts, was man damit nicht könnte." Der Nachweis sei allerdings schwer möglich, teuer und aufwendig.

Rudolf Srb, ORF.at

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