Auf der Rennstrecke sicherte sich Wurz bereits am 16. Juni 1996 als jüngster Le-Mans-Sieger aller Zeiten einen Eintrag in die Geschichtsbücher.
13 Jahre später hat der mittlerweile 35-Jährige den 24-Stunden-Klassiker nun als erster Österreicher zum zweiten Mal gewonnen.
Vom BMX zum Motorsport
Sport, speziell der Motorsport, war dem am 15. Februar 1974 in Waidhofen/Thaya geborenen Sohn des dreifachen Rallycross-Europameisters Franz Wurz praktisch in die Wiege gelegt worden.
Seinen ersten großen Erfolg feierte der "Xandl" aber mit zwölf Jahren auf zwei Rädern als BMX-Weltmeister und Vizeeuropameister, ehe er so richtig in den Motorsport umstieg.
Le-Mans-Triumph 1996
Über das Kart und diverse Formel-Klassen stieg Wurz immer weiter nach oben, wurde 1992 mit 18 Jahren zum jüngsten österreichischen Motorsportler des Jahres gewählt und schaffte 1996 den ersten historischen Le-Mans-Triumph.
Dieser reichte als Referenz, um auch in der Formel 1 anzudocken. 1997 wurde er unter Flavio Briatore Test- und Ersatzfahrer bei Benetton und war damit der zwölfte Österreicher in der Königsklasse.
Glänzendes Formel-1-Debüt
Gleich im ersten Jahr sprang Wurz für den erkrankten Stammpiloten und Landsmann Gerhard Berger ein und feierte als 23-Jähriger in Kanada sein WM-Debüt. Schon im dritten Karriererennen fuhr Wurz in Silverstone als Dritter erstmals aufs Podest der Königsklasse des Motorsports.
Doch die ganz große F1-Karriere fand dann doch nicht so statt, wie sie vielfach prognostiziert worden war. Bei Benetton wurde der baumlange Wurz bald Opfer der Teampolitik.
Da hatte die Formel 1 aber längst das technische Talent des Niederösterreichers bemerkt. 2000 holte McLaren-Mercedes Wurz als Test- und Ersatzfahrer ins Weltmeisterteam.
Lukrative Silberpfeilära
Seinen einzigen Renneinsatz in dieser fünfjährigen und vor allem finanziell sehr lukrativen Silberpfeilära, in der Wurz seine frühere Benetton-Pressebetreuerin Julia Horden geheiratet hatte, beendete der längst in Monaco wohnende Waldviertler 2005 als Dritter in Imola.
Dort war der begeisterte Kletterer, Kitesurfer und Mountainbiker, der selbst ein MTB-Team besitzt, für den verletzten Kolumbianer Juan Pablo Montoya gefahren.
Stammfahrer bei Williams
Aber erst 2007, nach einem Wechsel und einem weiteren Jahr als Testfahrer bei Williams, gelang dem von vielen schon abgeschriebenen Wurz mit 32 Jahren doch noch das Comeback.
Er wurde bei Williams vom Testfahrer zum Stammfahrer befördert, was ihm viel Respekt und 2006 die neuerliche Wahl zum österreichischen Motorsportler des Jahres einbrachte.
Und er schlug sich abgesehen vom Qualifying auch gegen seinen hoch talentierten deutschen Teamkollegen Nico Rosberg, Sohn des finnischen Ex-Weltmeisters Keke Rosberg, gut. Wurz holte - erneut in Kanada - auch mit seinem dritten Team einen dritten Platz.
Rücktritt vom Rücktritt
Im Oktober 2007 gab er nach dem China-GP, seinem 69. Formel-1-WM-Lauf, zwar sein Karriereende bekannt, doch nur drei Monate später folgte bereits der Rücktritt vom Rücktritt: Der "rasende Ingenieur" wurde von Honda als Test- und Ersatzpilot verpflichtet.
Nach dem Rückzug der Japaner mit Saisonende 2008 übernahm das Honda-Nachfolge-Team Brawn GP den Österreicher, der als Entwicklungspilot auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Höhenflug des Sensationsteams 2009 hat.
Gefragt abseits der Piste
Auch abseits der Rennstrecke ist Wurz ein gefragter Mann. Der langjährige Kodirektor der F1-Fahrer-Vereinigung (GPDA) engagiert sich seit Jahren wie sein Vater beim ÖAMTC intensiv zum Thema Verkehrssicherheit.
Wurz hielt sogar Vorträge bei der UNO und präsentierte erst vor kurzem sein Topprojekt eines 400.000 Quadratmeter großen und mehr als 20 Millionen Euro teuren Hightech-Fahrtechnikzentrums in Helwan, 25 Kilometer südöstlich von Kairo.
Als Teamchef bei Superfund
Auch als ORF-Kokommentator weiß sich der dreifache Familienvater (Söhne Felix, Charlie und Oscar) gut zu verkaufen. Ob man Wurz auch einmal als "Big Boss" auf dem Kommandostand eines Formel-1-Rennstalls sehen wird, bleibt abzuwarten.
Er wäre als Teamchef des Superfund-Rennstalls vorgesehen, doch die Bewerbung des österreichischen Unternehmers und Superfund-Gründers Christian Baha wurde vom Internationalen Automobilverband (FIA) vorerst für die WM-Saison 2010 nicht berücksichtigt.
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