Bei ihrem Olympiasieg 2004 habe sie verbotene Dopingsubstanzen im Körper gehabt, schrieb das Nachrichtenmagazin "profil". Eine anonyme Zeugin der Tageszeitung "Kurier" will die 39-jährige Wahltirolerin bei Humanplasma gesehen haben.
Ihr Ruf ist freilich ruiniert, Allen ratlos, das derzeitige Höhentrainigslager im Schweizer Davos nur noch Nebensache. Im Interview mit ORF.at nimmt die gebürtige Australierin zu den aktuellen Vorwürfen Stellung.
ORF.at: Kate Allen, was sagen Sie zu den in den letzten Tagen gegen Sie erhobenen Dopingvorwürfen?
Allen: Ich bin bitter enttäuscht. Die Art und Weise, wie einzelne Medien agieren, empfinde ich als extrem verletzend und in keiner Weise nachvollziehbar.
Ich bin mir der Macht von Massenmedien zwar durchaus bewusst, hätte aber nie für möglich gehalten, dass gewisse Journalisten sich einfach hinter einer "anonymen Zeugin" verstecken und schreiben können, was sie wollen.
Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, niemanden etwas Böses getan und keine Regeln verletzt. Was würden Sie sagen, wenn morgen in der Zeitung steht, Sie hätten eine Bank überfallen, und als Beweis wird eine anonyme Zeugin zitiert, die Sie angeblich bei der Bank gesehen hat?
ORF.at: Können Sie mit reinem Gewissen behaupten: Ich habe nie gedopt?
Allen: Ja, das kann ich.
ORF.at: Viele Sportler, die ihre Unschuld beteuerten, wurden später überführt. Die Öffentlichkeit ist verunsichert, warum soll sie Ihnen glauben?
Allen: Die Verunsicherung der Öffentlichkeit ist verständlich und aufgrund der letzten Vorkommnisse auch durchaus nachvollziehbar. Ich bleibe bei meiner Überzeugung, dass Spitzenleistungen auch ohne Doping möglich sind.
ORF.at Noch einmal: Warum soll die Öffentlichkeit gerade Ihnen glauben?
Allen: Ich wurde in meiner ganzen Karriere laufend kontrolliert, ich habe nie auch nur eine Kontrolle verpasst, sämtliche Tests waren immer negativ, ich hatte nie Hämatokritwerte. Ich habe nie auch nur einen Fuß in das Gebäude der Firma Humanplasma gesetzt, das habe ich auch bereits unter Eid ausgesagt.
Und dann zaubert plötzlich eine Zeitung eine "anonyme Zeugin" aus dem Hut, die mich dort angeblich gesehen haben will. Würde man sagen, wann das gewesen sein soll, könnte ich das leicht widerlegen, aber nicht einmal diese Chance, mich zu verteidigen, gibt man mir. Durch das Redaktionsgeheimnis braucht die Zeitung den Namen der Zeugin nicht bekanntzugeben. Ich empfinde diese Vorgehensweise als sehr feige.
ORF.at: Konkret: Waren Sie jemals bei Humanplasma wie von "unbekannt" behauptet?
Allen: Ich denke, mit der eidesstattlichen Erklärung, die ich diesbezüglich abgegeben habe, ist alles gesagt. Es ist schwer, sich gegen unbekannt zur Wehr zu setzen, und nein, ich war noch nie bei Humanplasma.
ORF.at: Wer könnte Sie - und warum - diskreditieren wollen?
Allen: Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Die vergangenen Tage waren die mit Abstand schlimmsten in meiner Laufbahn, es ist schwer, einen sinnvollen Gedanken zu fassen.
Ich könnte nur Vermutungen anstellen, die aber nicht beweisbar wären. Somit würde ich genauso agieren wie jene, die mich mit in Misskredit gebracht haben - so etwas mache ich nicht.
ORF.at: Fühlen Sie sich als Opfer?
Allen: Wenn mein Bild und Name auf einer Titelseite abgedruckt sind und daneben die Schlagzeile "Die gedopte Nation" steht, sagt jeder: "Eh klar, die Allen hat auch Dreck am Stecken." Alleine durch die Aufmachung und das Layout ist der Leser zwangsläufig voreingenommen.
Es gibt keinerlei Beweise und nicht einen einzigen Hinweis darauf, dass ich je mit Doping zu tun hatte - trotzdem werde ich als Lügnerin dargestellt. Es ist wesentlich leichter, jemanden anzuschwärzen, als sich zu verteidigen.
ORF.at: Die Asthma-Sache war schon 2004 kein Thema mehr, warum wird sie nun wieder zu einem gemacht?
Allen: Das müssen Sie bitte jenen Journalisten fragen, der es zum Thema gemacht hat. Ich kenne die Person nicht, auch habe ich kein einziges Wort mit ihm gesprochen.
ORF.at: Glauben Sie, dass bestimmte Sportler von bestimmten Medien beschützt werden?
Allen: Sorry, aber das kann ich nicht beurteilen.
ORF.at: Befürchten sie nicht, dass ihnen auch ihre Kooperation mit Dr. Pansold, der kein unbeschriebenes Blatt ist, negativ ausgelegt werden könnte?
Allen: Ich denke, dass sowohl die Vergangenheit von Herrn Pansold wie auch seine Gegenwart hinlänglich bekannt sind. Nachdem die von ihnen angesprochene Asthma-Sache von 2004 nach fünfeinhalb Jahre wieder aufgewärmt wurde, darf mich nichts mehr überraschen.
ORF.at: Was werden bzw. können Sie tun, um Ihr Image wieder aufzupolieren?
Allen: Ich stehe zu mir selbst. Ich weiß, dass ich nichts Falsches getan habe, und werde alles tun, um dies zu beweisen. Ich lasse mir die Anschuldigungen gegen meine Person nicht gefallen und werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um mich gegen Angriffe, wie sie am vergangenen Wochenende stattgefunden haben, zu wehren.
Abseits dessen werde ich mich so gut wie möglich auf meinen Sport konzentrieren und versuchen, meine letzte Saison noch irgendwie zu genießen. Ich hoffe, man bewertet mich nach den vorliegenden Fakten und fällt nicht auf unbewiesene Behauptungen einiger weniger unseriöser Medien herein.
Es ist mir natürlich nicht egal, wie die Öffentlichkeit über mich urteilt, wichtiger ist mir aber mein persönliches Umfeld, Menschen, die mich kennen und wissen, zu welchen Werten ich stehe.
ORF.at: Wie beurteilen Sie Kohls Aussage, wonach er von Triathlet Hannes Hempel mit CERA versorgt worden sei?
Allen: Mir ist die Causa nur aufgrund aktueller Medienberichte geläufig, daraufhin möchte ich mir kein Urteil bilden. Sollte sich die Aussage allerdings bewahrheiten, wäre das natürlich auf das Schärfste zu verurteilen.
ORF.at: Auch in Tirol soll von einer anderen Person rege mit Doping gehandelt worden sein. Wurde Ihnen etwas angeboten bzw. haben Sie davon mitbekommen?
Allen: Nein, weder noch.
ORF.at: Fällt Ihnen der Abschied vom aktiven Sport unter den gegebenen Umständen schwer?
Allen: Natürlich wird er mir schwerfallen, ich liebe meinen Beruf und übe meinen Sport aus tiefster Überzeugung aus. Ich habe bereits im Vorjahr angekündigt, dass es meine definitiv letzte Saison wird und mich somit lange genug mit dem Abschiednehmen beschäftigt.
Die gegenwärtige Situation nimmt mir aber die Freude am Sport, es ist schwierig, sich auf das Training zu konzentrieren. Der Kopf ist nicht frei, mir blutet das Herz.
Das Gespräch führte Michael Fruhmann, ORF.at
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