Schwierige Jobsuche

AMS-Projekt verhalf 123 von 138 Ex-Sportlern zu einer Arbeit.
Was wird aus österreichischen Spitzensportlern in der Zeit nach ihrer aktiven Laufbahn? Diese Frage beschäftigt sogar ein eigenes AMS-Projekt mit dem Namen "Karriere Danach" (KA:DA).

Die aktuellen Daten für 2009 bestätigen den erfolgreichen Verlauf des Projekts, doch die Zahl der arbeitssuchenden Ex-Sportler musste noch im Vorjahr als "alarmierend" bezeichnet werden.

Verteidiger geht beruflich in Offensive
Nur ein geringer Prozentsatz von ehemaligen Sportgrößen hat eine Hilfestellung nicht nötig. Prominentes Beispiel dafür ist aktuell Ex-Fußball-Nationalspieler Christian Fürstaller.

Der 44-Jährige stand im ÖFB-Team in der Defensive ebenso seinen Mann wie zu erfolgreichen Salzburger Europacup-Tagen mit dem Erreichen des UEFA-Cup-Finales und dem Einzug in die Champions League.

Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn arbeitete Fürstaller erfolgreich in der Spedition seines ehemaligen Vereinschefs Rudi Quehenberger. Danach war er als Geschäftsführer von TNT-Logistik tätig und machte nun durch den Kauf der Spedition Augustin (zweitgrößter heimischer Frächter) auf sich aufmerksam.

KA:DA schreibt "Erfolgsgeschichte"
Im Herbst 2008 hatte eine Studie der Wirtschaftsuni Wien über die berufliche Integration von Spitzensportlern jedoch ergeben, dass solche Fälle eher eine erfreuliche Ausnahme sind.

Demnach können nur fünf Prozent von den Erträgen ihrer Karriere leben, 95 Prozent der ehemaligen Spitzensportler sind hingegen nach dem Karriereende auf Berufsorientierung oder Jobsuche.

Hilfestellung gibt ihnen seit 2006 KA:DA. Mit Roswitha Stadlober, zu ihrer aktiven Zeit im Skiweltcup als Roswitha Steiner bekannt, ist eine ehemalige bekannte Slalomläuferin als Projektleiterin engagiert. Gegenüber ORF.at spricht Stadlober von einer "Erfolgsgeschichte".

"Abhängigkeit vom Sport reduzieren"
"Wir sind eine Beratungs- und Betreuungseinrichtung des AMS und unterstützen ehemalige Spitzensportler bei ihrer Suche nach einem Beruf. Derzeit spielen wir dabei aber noch 'Feuerwehr', weil ein Großteil sich viel zu spät damit beschäftigt", so Stadlober.

"Es ist eines unserer Ziele, viel früher mit begleitenden Maßnahmen anzusetzen. Die Abhängigkeit vom Sport soll dadurch reduziert werden. In Deutschland ist in dieser Hinsicht eine Laufbahnberatung zu nennen", sagte die Ex-Weltklasseathletin.

Arbeit für Berger und Rumpfhuber
Zuletzt gelang es dennoch mit Silvia Berger, die im April ihre Karriere beendet hatte, und Ingrid Rumpfhuber gleich zwei prominenten Kolleginnen aus dem Skizirkus einen Job zu vermitteln.

Weitere erfolgreiche KA:DA-Teilnehmer sind Ex-Ruderer Walter Rantasa (mittlerweile stellvertretender Chef bei Ikea in Graz), der ehemalige Skispringer Christian Moser, Volleyballer Bernhard Strauß, Sportschütze Giovanni Bossi, Fechter Marcus Robatsch, Snowboarder Dieter Krassnig und Christiane Mitterwallner, eine weitere ehemalige Skiweltcup-Läuferin.

Mit Markus Hiden hielt zuletzt sogar ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler, der in der vergangenen Saison bei DSV Leoben unter Vertrag stand, trotz noch aktiver Karriere engen Kontakt zu KA:DA.

123 Jobs für Ex-Sportler vermittelt
Gemeinsam mit Christine Seemann leitet Stadlober das Projekt, für das sich nur ehemalige Nationalkader-Angehörige qualifizieren.

Obwohl die eingangs erwähnte WU-Studie ein "eklatantes Manko an Hilfestellung beim Übergang von der Sportkarriere in den Berufsalltag" festgestellt hat, kann sich der Erfolg der Initiative sehen lassen.

Das zu 100 Prozent zum AMS gehörende und von der Sporthilfe unterstützte Projekt betreute von April 2006 bis Juni 2009 insgesamt 166 Sportler. Davon wurden 138 wieder aus dem Programm entlassen, und gleich 123 hatten danach einen Job.

Fußballer und ÖSV-Aktive in der Mehrheit
Überproportional bei KA:DA vertreten sind Fußballer (26 Prozent) und Angehörige des Skiverbandes (23 Prozent), die zusammen fast die Hälfte der Arbeitssuchenden stellten.

Während 28 Prozent Frauen gleich 72 Prozent Männer gegenüberstehen, ist der stetig wachsende Anteil an Sportlern ohne abgeschlossene Schulbildung immer alarmierender.

"Wir können deshalb nur mahnen, dass man versucht, Sport und Ausbildung zu verbinden", meinten Seemann und Stadlober unisono. Durch das immer größer werdende Dopingproblem fehle zudem auch bei vielen Eltern die Bereitschaft, ihren Kindern Spitzensport zu ermöglichen.

Christian Tragschitz, ORF.at

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