In dem Interview mit der britischen Tageszeitung "The Times" (Samstag-Ausgabe) äußerte er zudem Zweifel, dass Hitler seine Verbrechen tatsächlich alle begehen habe wollen.
"Nicht mehr geeignet als Chef"
Der Jüdische Weltkongress (WJC) forderte daraufhin eine Woche vor dem Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring den Rücktritt des Chefpromoters der Formel 1.
Der WJC-Präsident und ehemalige US-Botschafter in Wien, Ronald Lauder, sagte am Sonntag, Ecclestone sei nicht mehr geeignet als Chef der Formel 1. Der Kongress mit Sitz in New York ist eine Dachorganisation von jüdischen Einrichtungen in aller Welt.
Hitler konnte "Dinge erledigen"
Ecclestone hatte laut der "Times" gesagt: "Vermutlich ist es schrecklich, das zu sagen, aber abgesehen von der Tatsache, dass Hitler überzeugt wurde, Dinge zu machen, von denen ich nicht weiß, ob er sie wollte oder nicht, war er in der Lage, eine Menge Menschen zu befehligen und Dinge erledigen zu können."
Und weiter: "Am Ende hat er die Orientierung verloren, also war er kein sehr guter Diktator. Entweder wusste er, was vor sich ging, und bestand darauf, oder er hat sich dem einfach angeschlossen."
Hochachtung vor "Eiserner Lady"
In dem Zeitungsinterview brachte der Formel-1-Chef zugleich seine Vorliebe für "starke Führungspersönlichkeiten" zum Ausdruck und nannte in diesem Zusammenhang die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher.
"Wir haben zugelassen, dass es wieder bergab geht. All diese Kerle, Gordon und Tony, versuchen jedem zu gefallen", sagte er mit Blick auf den britischen Premierminister Gordon Brown und dessen Vorgänger Tony Blair.
Demokratie "hat nicht viel Gutes bewirkt"
Ecclestone erwähnte in diesem Zusammenhang auch den scheidenden Präsidenten des Automobil-Weltverbands (FIA), Max Mosley. Dessen Vater Oswald Mosley war in den 30er Jahren der Führer der britischen Faschisten.
Skeptisch zeigte sich Ecclestone gegenüber der Demokratie. Diese Regierungsform habe "in vielen Ländern nicht viel Gutes bewirkt - einschließlich dieses Landes", sagte er mit Blick auf Großbritannien.
Irak-Angriff war ein Fehler
Der Westen habe übrigens beim Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein einen Fehler gemacht: "Er war der Einzige, der dieses Land kontrollieren konnte."
WJC-Präsident Lauder rief die Teams, Fahrer und Gastgeberländer der WM-Rennen dazu auf, die Zusammenarbeit aufzuheben. Seitens der Teams waren zunächst keine Reaktionen zu bekommen.
Politiker reagieren fassungslos
Auf die Aussagen von Ecclestone reagierten Politiker und Publizisten fassungslos. "Entweder ist Herr Ecclestone ein Idiot oder er hat eine abstoßende Moral", sagte der Herausgeber der jüdischen Zeitung "Jewish Chronicle", Stephen Pollard.
Der Labour-Abgeordnete und Vorsitzende eines Forschungsinstituts zum Antisemitismus, Denis MacShane, meinte: "Wenn Herr Ecclestone ernsthaft glaubt, dass Hitler dazu überredet werden musste, sechs Millionen Juden zu ermorden, jedes europäische Land zu überfallen und London zu bombardieren, dann hat er entweder von Geschichte keine Ahnung oder überhaupt kein Urteilsvermögen."
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