"Dürfen das nicht ignorieren"

Schwachpunkt der Formel-1-Boliden ist das Cockpit.
Jeder folgenschwere Unfall in der Formel 1 hat dieselben unmittelbaren Folgen, nämlich neu entfachte Sicherheitsdiskussionen. So ist es auch nach dem Crash von Felipe Massa am Samstag in Ungarn.

Routinier Rubens Barrichello, dessen weggebrochener Wagenteil Massa mit voller Wucht am Helm getroffen und somit den Zwischenfall ausgelöst hatte, fordert rasches Handeln.

Der Zwischenfall auf dem Hungaroring passierte nicht einmal eine Woche nach dem Tod des Formel-2-Piloten Henry Surtees, der in Brands Hatch von einem Rad getroffen und getötet wurde.

Das "zweite Zeichen"
"Ich glaube ehrlich gesagt nicht an Zufall im Leben. Dinge passieren aus bestimmten Gründen. Das ist das zweite Zeichen", meinte Barrichello angesichts der Unfälle von Surtees und Massa.

Auch der tödliche Crash von Ayrton Senna 1994 in Imola sei ein solches Zeichen gewesen. Senna und der einen Tag davor ebenfalls in Imola verstorbene Österreicher Roland Ratzenberger sind die bis heute letzten Formel-1-Todesopfer.

"Danach wurden die Autos verbessert", so Barrichello, der berichtete, dass die Grand-Prix-Fahrervereinigung (GPDA) erst am Freitag einmal mehr über das Thema Sicherheit diskutiert hatte. "Es muss definitiv etwas gemacht werden. Wir müssen uns hinsetzen und die Sache anschauen."

Weiter Handlungsbedarf
Auch für Weltmeister Lewis Hamilton steht fest, dass die Boliden in den vergangenen Jahren deutlich sicherer geworden sind. Dennoch bestehe weiter Handlungsbedarf. "Wenn zwei solche Zwischenfälle innerhalb einer so kurzen Zeit passieren, dann dürfen wir das nicht ignorieren. Wir müssen daraus lernen und es wenn möglich verbessern."

Massas Teamkollege Kimi Räikkönen sieht hingegen wenige Chancen, Unfälle wie jenen von Massa in Zukunft zu verhindern. "Es war eine unglückliche Situation, die auch vor zwei oder fünf Jahren genauso hätte passieren können. Die Autos haben ein offenes Cockpit, deshalb kann man immer von etwas getroffen werden. Das ist leider Teil des Risikos im Motorsport."

Überdachung des Cockpits?
Die einzige Möglichkeit zum Vermeiden dieser Unfälle sei die Überdachung der Cockpits mit kugelsicherem Glas. Zwar wurden die Seitenwände schon höher gezogen, um den Piloten mehr Schutz zu gewähren, aber Rennwagen sind prinzipiell ohne Dach.

Forderungen, eine Panzerglaskuppel oder Ähnliches einzusetzen, bezeichnete Brawn-Teamchef Ross Brawn als "nicht so einfach". Eine solche Konstruktion könne bei einem schweren Unfall auf den Fahrer brechen und schlimme Folgen haben.

Brawn GP: "Hatten ein Problem"
Währenddessen läuft die Untersuchung des Unfalls. Die entscheidende Frage ist, warum der Teil - vermutlich eine Radfeder an der Hinterradaufhängung - von Barrichellos Auto abgebrochen war. Laut Brawn ist es aktuell sehr schwierig, über die Ursachen zu spekulieren.

"Wir hatten ein Problem im hinteren Teil des Autos, wir untersuchen die Sache", erklärte Brawn, der die eventuelle Installierung von Windschutzscheiben oder Ähnlichem gut überlegt wissen will.

"Auf jeden Fall ist die Arbeit, die im Bereich der Helme geleistet wurde, sehr wertvoll, wie man heute gesehen hat. Die Helme wurden in den vergangenen Jahren enorm verbessert", sagte Brawn. "Wir müssen uns bei den Leuten bedanken, die das veranlasst haben."

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