Die Zeit der Rekorde ist vorbei

Nur drei der 40 bestehenden Weltrekorde wurden ohne neue Anzüge geschwommen.
Die Weltrekordflut hat auch am dritten Tag der Schwimm-Weltmeisterschaft in Rom die Athleten mitgerissen und das Interesse an den Titelkämpfen beinahe fortgespült.

Dass Fabelzeiten nach Belieben die Zuschauer eher abschrecken denn begeistern, musste auch der Internationale Schwimmverband (FINA) erkennen. Daher wird die Verwendung von Ganzkörperanzügen ab 2010 verboten sein.

150 Weltrekorde in 17 Monaten
Am Dienstag um 18.26 Uhr wurde die 150. Bestmarke mit der neuen Generation der Ganzkörperanzüge seit 12. Februar 2008 aufgestellt.

Der Südafrikaner Cameron van der Burgh blieb im WM-Semifinale über 50 m Brust in 26,74 Sekunden um 15/100 unter der gut zweieinhalb Monate "alten" Bestmarke des Brasilianers Felipe Franca da Silva. Es war der 14. Weltrekord dieser WM, ein weiterer sollte an diesem Abend noch folgen.

Falscher Anzug, keine Chance
Zuvor hatte der Deutsche Paul Biedermann im 200-m-Kraul-Finale in seinem Ganzkörperanzug von Arena den bisherigen Überschwimmer Michael Phelps im unterlegenen, oberkörperfreien Anzug seines Sponsors Speedo regelrecht deklassiert.

Bei Olympia in Peking war der LZR Racer von Phelps noch das Nonplusultra, mit dem der US-Amerikaner acht Goldmedaillen abstaubte.

Außerdem zertrümmerte der neue Kraul-König Biedermann den bestehenden Weltrekord um 96 Hundertstel.

Nur noch drei "Steinzeit"-Bestmarken
Lediglich drei von 40 Rekorden datieren zurzeit vor dem 12. Februar 2008 - alle bezeichnenderweise auf den langen Strecken.

Die Bestmarken von Australiens Kraul-Legende Grant Hackett über 800 m (7:38,65, 25. Juli 2005) und 1.500 m (14:34,56, 29. Juli 2001) sind für moderne Schwimmverhältnisse uralte Rekorde, könnten jedoch noch im Rahmen der WM in Rom ausgelöscht werden.

Die 1.500-m-Kraul-Bestzeit von Kate Ziegler (USA) vom 17. Juni 2007 überlebte hingegen im Foro Italico den Angriff der "Kunststoffschwimmer".

Eindeutiges Votum für Verbot
Der Vorstand der FINA akzeptierte am Dienstag in Rom die mit 168:7 eindeutig ausgegangene Abstimmung des FINA-Kongresses, wonach die Schwimmkleidung der Männer künftig nicht über den Nabel bzw. über die Knie hinausgehen soll.

Bei den Damen sollen die Schwimmkostüme ebenfalls nicht über die Knie gehen, die Schultern müssen frei sein. In puncto Material werden nur noch Textilien erlaubt sein.

Dünner und weniger Auftrieb
Neu bezüglich der Schwimmkleidung soll sein, dass sie statt aktuell nicht mehr als einen Millimeter nicht mehr als 0,8 Millimeter dick sein darf. Der Auftrieb darf nicht mehr als 0,5 Newton pro 100 Gramm betragen, derzeit ist es das Doppelte.

Einzelanfertigungen sollen weiter nicht erlaubt sein, und natürlich dürfen Schwimmer auch künftig nur noch einen Anzug tragen. Diese müssen gänzlich wasserdurchlässig sein.

Exakter Zeitpunkt noch offen
Die FINA will die Hersteller bis 30. September wissen lassen, wie diese Textilien genau definiert sind.

Erst danach lässt sich laut FINA-Exekutivdirektor Cornel Marculescu der genaue Zeitpunkt für das Verbot der alten Anzüge festlegen: "Nur wissen wir noch nicht, wann genau. Wir wollen, dass das nicht später als April oder Mai sein wird."

Anzugsrekorde für die Ewigkeit?
Bis dahin sind die Hightech-Anzüge erlaubt. Die aktuellen Weltrekorde nach dem Verbot wieder zu erreichen wird auf lange Sicht unmöglich sein.

Dennoch folgte die FINA einem Vorschlag ihres neuen Präsidenten Julio Maglione, wonach die aktuellen Weltrekorde bestehen bleiben sollen. Maglione begründete das damit, dass sie unter Einhaltung der gültigen Regeln zustande gekommen seien.

Mit hartem Training in neue Höhen
"Wir haben fantastische Athleten, die täglich fünf, zehn oder 20 Kilometer trainieren", spielte Exekutivdirektor Marculescu darauf an, dass die Rekorde nach Ansicht der FINA sicher bald wieder fallen würden.

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