Der "Super-Super-Star"

Schumacher hat wieder einen Führerschein und schwitzt für das Comeback.
Niemand hat die Formel 1 so wie Michael Schumacher geprägt. Und kaum jemand war eine solche Reizfigur wie er. Kompromisslos, besessen, perfektionistisch nannten ihn Teamkollegen und Konkurrenten - verlässlich, großzügig, entspannt beschreiben ihn diejenigen, die ihm nahestehen.

"Ich bin kein Mensch, der gerne Emotionen zeigt, außer bei denen, die mich gut kennen", sagte der deutsche "Super-Super-Star" (Zitat Bernie Ecclestone) einst über sich selbst. "Ansonsten kontrolliere ich mich, so gut es geht, was den Leuten vielleicht nicht das richtige Bild davon gibt, wer ich bin."

Wie sehr der Formel 1 ihr einstiger Herrscher fehlte, zeigt der Hype, den sein Comeback drei Jahre nach seinem Rücktritt auslöst: Der Große Preis von Europa am 23. August in Valencia ist nicht mehr irgendein Rennen - es ist das Rennen, an dem Schumacher noch einmal in sein Reich zurückkehrt.

Ferrari als zweite Familie
Die Ausnahmesituation mit dem Unfall seines Freundes und ehemaligen "Fahrschülers" Felipe Massa bewog Schumacher zur Rückkehr ins Ferrari-Cockpit. Oft hatte der 40-Jährige seit seinem letzten Grand Prix 2006 in Sao Paulo fast gebetsmühlenartig erklärt, er verschwende keine Gedanken an einen Rücktritt vom Rücktritt.

Dass er nun doch noch einmal antritt, sich dem von ihm ungeliebten Medienrummel aussetzt und das Risiko eingeht, einige Kratzer an seinem Denkmal zu bekommen, beweist seine Verbundenheit zu Freunden: Denn Ferrari ist für ihn mehr als nur ein Rennstall, Ferrari ist seine zweite Familie.

In seiner Karriere wurde Schumacher stets mehr bewundert als geliebt. Er war nie ein Weltmeister der Herzen wie der tödlich verunglückte Brasilianer Ayrton Senna. Seine Dominanz mit sieben WM-Titeln und beinahe allen wichtigen Rekorden schaffte Distanz. Das reservierte Auftreten in der Öffentlichkeit verstärkte den Eindruck des Rennroboters.

Wahl-Schweizer und Familienmensch
Er war misstrauisch im Umgang mit den Journalisten, vermutete - bedingt durch zahlreiche negative Erfahrungen - hinter Fragen oft eine Falle. Manche seiner Antworten waren und sind auch deshalb nichtssagend. Dabei ist der auch karitativ engagierte Schumacher ein Harmoniemensch - beruflich wie privat. Familie und Freunde gehen ihm über alles.

Seit 1996 wohnt er in der Schweiz. Schumacher genießt dort mit seiner "Traumfrau" Corinna sowie den Kindern Gina Maria und Mick die Ruhe. "Ich bin ein normaler Vater, spiele mit meinen Kindern und mache, worauf sie Lust haben", beschrieb er sich einmal. Homestorys und Bilder mit seiner Familie sind allerdings tabu.

Erst mit seinem Rücktritt schien Schumacher auch in die Herzen der Menschen zu gelangen, obwohl er auch in den vergangenen drei Jahren nur selten Interviews gab. Für Schlagzeilen sorgte Schumacher mit dem Bau eines schlossähnlichen Hauses und seinen nicht immer geglückten Auftritten bei Motorradrennen.

Harte Arbeit als Erfolgsfaktor
Erfolg und Reichtum hat sich der "Jahrhundertfahrer" hart erarbeitet. In seinem Geburtsort Kerpen betrieben sein Vater Rolf und seine 2003 gestorbene Mutter Elisabeth eine Kartbahn, auf der er als Vierjähriger den Grundstein für seine Karriere legte. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat bei allem überragenden Talent nie aufgehört, an sich zu arbeiten.

"Ich kennen keinen Fahrer, der körperlich und geistig so fit ist", sagte Ferrari-Präsident Chef Luca di Montezemolo über seinen erfolgreichsten Angestellten. Als Schumacher 1996 zu den "Roten" nach Maranello wechselte, war er aber noch der kühle Teutone, fuhr für viele wie ein Roboter.

Dann aber wuchs "Schumi" den Tifosi ans Herz. Nicht nur, weil er Ferrari aus der Mittelmäßigkeit zurück an die Weltspitze führte. Er zeigte immer mehr Emotionen, erwies dem legendären Rennstall auch als Superstar einen geradezu ehrfürchtigen Respekt und schwor der "Famiglia Ferrari" am Ende sogar bis über sein Karriereende hinaus die Treue.

Notprogramm gestartet
Nun läuft das Notprogramm bis zum großen Tag auf vollen Touren: Schumacher schwitzt auf dem Rad, trainiert mit seiner alten Nackenmuskulaturmaschine und bereitet sich intensiv auf sein Comeback vor. Während die Sportwelt einen Tag nach der Ankündigung kopfstand, brachte der Perfektionist schon seinen Körper in Hochform.

Die Untersuchung zum Fitnesszustand würde einige Tage in Anspruch nehmen, erklärte der Chefarzt der Sportklinik in Bad Nauheim, Johannes Peil. "Wenn Michael nicht so hart in all den vergangenen Monaten gearbeitet hätte, wäre das alles gar nicht möglich."

Bis Valencia werde man ein Notprogramm absolvieren. Die Zeit drängt. Letztlich wird Peil mit seinen Ärzten und Orthopäden dem inzwischen 40-jährigen Schumacher endgültig grünes Licht geben, wenn alle Untersuchungen erfolgreich abgeschlossen wurden. Ferrari prüft parallel, ob der 91-fache Grand-Prix-Sieger im Einklang mit dem Reglement wenigstens ein paar Kilometer mit einem Vorjahresauto absolvieren darf.

Keine Proben erlaubt
Tests sind seit dieser Saison verboten. Mehr als Probesitzen im Cockpit wird nicht möglich sein. Unter anderem muss der Sitz des F60, den Schumacher noch kein einziges Mal pilotierte, neu eingestellt werden. Wenigstens um seinen neuen Führerschein muss sich Schumacher keine Gedanken machen, er bekommt die Superlizenz.

Schumacher erfüllt die im Internationalen Sporting Code genannten Bedingungen, wonach ein Pilot in den vorhergehenden drei Jahren mindestens 15 Rennen absolviert haben muss. 2006 ging er 18-mal an den Start, lediglich die Gebühr muss der Multimillionär noch bezahlen.

Links: