"Joker" in Rekordlaune

Über Horitschon und die Rapid Amateure zur grün-weißen Entdeckung.
Österreichs Rekordmeister Rapid kann sich Hoffnungen machen, dass in Zukunft auch ohne Erwin Hoffer für Tore gesorgt sein sollte.

Den besten Beweis dafür trat am Sonntag Christopher Trimmel an, der seine Chance nach dem Abgang von Publikumsliebling "Jimmy" zu Napoli nützte und beim 5:1-Heimsieg gegen Kärnten mit einem Hattrick glänzte.

Erst zur Pause eingewechselt
Der zur Pause für Christopher Drazan eingewechselte Burgenländer drehte die Partie nach einem überraschenden 0:1-Pausenrückstand fast im Alleingang für die Grün-Weißen.

Zunächst holte der 22-Jährige mit einem sehenswerten Antritt in den Strafraum einen Elfmeter und die Gelb-Rote Karte für Kärnten-Verteidiger Daniel Gramann heraus.

Zwar scheiterte Rapid-Kapitän Steffen Hofmann zunächst mit dem Strafstoß an Torhüter Andreas Schranz (58.), doch Trimmel bereitete nur fünf Minuten später den Führungstreffer von Mario Konrad erneut ideal vor.

Nur der "Goleador" traf noch rascher
Im Finish schlug dem äußerst sprintstarken Angreifer, der über die Stationen ASKÖ Horitschon und Rapid Amateure in der Endphase der vergangenen Saison in die Kampfmannschaft gekommen war, dann die große Stunde.

Mit seinen Treffern in der 85., 87. und 91. Minute verbuchte er in 6:12 Minuten den zweitschnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. Einen noch schnelleren lupenreinen Hattrick schaffte nur Rapid-Ikone Hans Krankl am 22. Juni 1977 im Match gegen den GAK.

Der Bundesliga-Rekordtorschütze erzielte damals in der letzten Runde beim 11:1-Heimsieg bisher noch immer unerreichte sieben Tore in einem Meisterschaftsspiel. Darunter befand sich auch ein Hattrick im Blitztempo: So jagte Krankl nach der Pause innerhalb von gut drei Minuten (58., 59., 61.) gleich dreimal den Ball in die Maschen.

Von der Flügelposition ins Rampenlicht
Zumindest vorläufig ließ Trimmel damit den Abgang von ÖFB-Teamstürmer Hoffer nach Neapel vergessen.

Da auch Stefan Maierhofer nach seiner Gelb-Roten Karte in Mattersburg gefehlt hatte, bildeten Konrad (der Torschütze zum 2:1) und Nikica Jelavic das ungewohnte Rapid-Sturmduo gegen Kärnten.

Trimmel rückte nach seiner Einwechslung auf den rechten Flügel und überzeugte auf jener Position, wo er schon beim 5:0-Kantersieg in der Europa League gegen Vllaznia Schkodra mit einem herrlichen Treffer für Aufsehen gesorgt hatte.

Trainer erteilte vorerst Sprechverbot
Rapid-Trainer Peter Pacult erteilte dem Mann des Tages nach dem Spiel dennoch Sprechverbot. Eine Maßnahme, mit der er zuletzt schon Newcomer wie Yasin Pehlivan vor dem Umgang mit den Medien zu schützen versucht hatte.

"Lasst ihn in Ruhe den Erfolg genießen", meinte Pacult gegenüber den wartenden Journalisten.

"Einfach nur ein super Gefühl"
Am Tag danach durfte Trimmel aber seine Freude öffentlich kundtun. "Es ist einfach nur ein super Gefühl. Nicht im Traum hätte ich mir vorstellen können, dass mir so etwas gelingt", erklärte der Matchwinner, der sein Ligadebüt am 5. April ausgerechnet gegen Austria Kärnten gegeben hatte.

Vergleiche mit seinem Vorgänger lehnte Trimmel jedoch ab. "Ich habe nicht im Hinterkopf, dass ich Hoffers Nachfolge antreten könnte. Ich möchte einfach immer nur das Beste für Rapid geben", beteuerte der Offensivspieler.

"Einsatz am Flügel kommt mir entgegen"
Bei Pacult ist Trimmel ohnehin wohl eher als Flügelspieler denn als Stürmer vorgesehen.

"Mir taugen beide Positionen. Durch meine Schnelligkeit kommt mir ein Einsatz am Flügel aber sicher entgegen", sagte der 22-Jährige, der auch nach seiner jüngsten Galavorstellung keinen Stammplatz für das Qualifikationsrückspiel in der Europa League am Donnerstag gegen APOP Kinyras fordert.

"Mein Ziel vor der Saison war, jedes Match im Kader zu stehen. Das ist schon Bestätigung genug."

Studium ist vorerst "auf Eis gelegt"
Trimmel wechselte erst vor einem Jahr auf Empfehlung von Rapid-Chefscout Fritz Riedmüller aus der burgenländischen Landesliga zu den grün-weißen Amateuren, davor hatte er ein Angebot von Mattersburg ausgeschlagen.

Ähnlich wie Ümit Korkmaz ging Trimmel nicht den für einen künftigen Profi üblichen Weg über Nachwuchsakademien. "Ich war gerade einmal zwei Wochen im BNZ Burgenland", erklärte der Sportstudent. "Derzeit ist mein Studium auf Eis gelegt. Ich will mich voll auf den Fußball konzentrieren."

"Traut sich Eins-zu-eins-Situationen"
Sein Trainer hält jedenfalls große Stücke auf den aufstrebenden Trimmel, den er als "vernünftigen Burschen" bezeichnet. "Er hat eine Grundschnelligkeit, das ist im heutigen Fußball sehr wichtig, und ein gutes Kopfballspiel. Und er traut sich, in Eins-zu-eins-Situationen zu gehen", meinte Pacult.

Für Rapid-Kapitän Hofmann ist sein Mannschaftskollege "ein ruhiger Kerl, der Gas gibt". Der Glanzauftritt Trimmels kam für ihn nicht überraschend. "Dass er so etwas kann, hat man schon vorher gesehen. Aber es ist ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass er bis vor einem Jahr noch zwei- oder dreimal pro Woche trainiert hat."

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