Anzeige: Römische Polizei ermittelt

"Ich stehe dazu, dass ich von vier Männern in einem abgesonderten Raum aufs Brutalste geschlagen wurde."
Die Polizei in Rom ermittelt wegen der Verletzungen, die Österreichs Schwimmstar Markus Rogan in der Nacht auf Sonntag in einer Diskothek in Ostia bei Rom erlitten hat.

"Nachdem wir Anzeige in Rom erstattet haben, sind erste Einvernahmen durch die Polizei vorgenommen worden", erklärte Rogans Rechtsanwalt Mario Schiavon am Dienstag.

"Beweisprüfung im Gange"
"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war ein Treffen mit den Verantwortlichen der Diskothek 'Shilling' noch nicht möglich. Die Beweisprüfung seitens der italienischen Behörden ist noch im Gange", betonte der Jurist.

Rogan verließ am Dienstag die Privatklinik Villa Stuart in Rom, in die er wegen der Blessuren nach dem Vorfall in der Diskothek eingeliefert worden war. Laut Schiavon bestätigten die Ärzte und medizinischen Gutachter, dass Rogans Verletzungen "nur durch Fremdverschulden verursacht" worden sein können.

Rogan nicht alkoholisiert?
Weiters kamen die Experten zum Schluss, dass Rogan vor allem seine athletische Verfassung vor weitaus Schlimmerem als den "dennoch massiven Prellungen, Schwellungen sowie Gesichtsverletzungen" geschützt habe.

"Wir haben den Behörden eine Liste von Zeugen übergeben, die sich an jenem Abend in der Diskothek befunden haben. Es handelt sich um circa acht Zeugen, sowohl Österreicher als auch Italiener, die von den Behörden befragt werden sollen", erklärte Schiavon, der betonte, dass die Zeugen bestätigen könnten, "dass Herr Rogan nicht alkoholisiert war".

Prellung, aber kein Bruch
Rogan geht es laut seinem Rechtsanwalt "den Umständen entsprechend gut, obwohl die Beschwerden noch schmerzhaft sind". In der Privatklinik im römischen Viertel Monte Mario sei der Schwimmer umfassenden Untersuchungen, darunter eine Computertomographie, unterzogen worden.

Der Kurzbahn-Weltmeister habe eine schwere Knöchelprellung, aber keinen Bruch erlitten. Für die komplette Genesung müsse man mit zwei bis vier Wochen rechnen, sagte Schiavon.

Rogan: "Ich stehe dazu"
Rogan selbst äüßerte sich am Dienstag via Homepage zu den Vorfällen. "Was immer berichtet wird, ich habe niemanden attackiert, gefährdet, angegriffen oder belästigt. Auch wenn es aus heutiger Sicht ein Fehler war, in das Lokal zurückzukehren, rechtfertigt dies nicht jene Form der Selbstjustiz, die mir widerfahren ist", saget Rogan. "Ich stehe dazu, dass ich von vier Männern in einem abgesonderten Raum aufs Brutalste geschlagen wurde."

"Hätte ich mich tatsächlich so daneben benommen, warum hat man mich nicht einfach von der Polizei abführen lassen?", merkte Rogan weiter an. Seiner Meinung nach bedürfe es auch "keiner öffentlichen Rechtfertigung", dass er nach Abschluss der Weltmeisterschaft mit einigen Teamkollegen ausgegangen sei.

Nach den Vorfällen in Rom werde er sich nun einige Zeit zurückziehen, um sich "von meinen körperlichen und seelischen Blessuren zu erholen und um über meine Zukunft nachzudenken".

Discobetreiber dementiert
Die Betreiber der Disco, in der Rogan laut eigenen Angaben von Sicherheitsleuten verprügelt worden sein soll, wiesen die Vorwürfe hingegen erneut zurück.

"Rogan hat sich unkorrekt verhalten, weil er versucht hat, unerlaubt ins Lokal einzudringen, obwohl er zur Türe begleitet worden war. Er ist von dreieinhalb Metern Höhe gesprungen und hat sich dabei verletzt. Es gibt nichts mehr dazu zu sagen", berichtete Fabio Balini, ein Sprecher der Diskothek.

"Wir haben Zeugen"
Balini bedauerte den Vorfall, sah sich aber voll im Recht. "Wir kennen Rogan sehr gut, weil er während seiner Trainingszeit in Rom oft unser Gast war. Er ist ein netter Mensch und ein großartiger Sportler, daher bedauere ich, was geschehen ist."

"Er kann aber nicht behaupten, dass er verprügelt worden ist, wenn er sich selbst verletzt hat. Er war betrunken, hat versucht, unerlaubt wieder ins Lokal zu gelangen, und hat dabei wirklich kein gutes Beispiel gegeben", meinte Balini.

Im Fall einer juristischen Auseinandersetzung setzt Balini auf die Gäste: "Im Lokal befanden sich an jenem Abend 2.500 Personen, wir haben Zeugen. Wir wollen nicht, dass Unwahrheiten das Ansehen unseres Lokals und der italienischen Gastfreundlichkeit beschmutzen."

"Eine unhaltbare Behauptung"
Für Rogans Anwalt ist die Aussage, wonach der 27-Jährige versucht habe, über eine Mauer wieder in das Lokal zurückzukehren, eine unhaltbare Behauptung. "Dass er widerrechtlich versucht hätte zurückzugelangen, ist nahezu absurd", so der Jurist.

Dass Videos existierten, auf denene Rogan von der Security friedlich aus dem Lokal geleitet werde, bestritt er nicht. Schiavon meinte aber im Ö3-Interview: "Ich bin gespannt, ob es auch Videos vom Hinterzimmer gibt, auf denen zu sehen ist, wie die vier Securitys meinen Mandanten bearbeitet haben."

Manager verteidigt Rogan
Rogan-Manager Ronald Leitgeb sieht indes die Verhältnismäßigkeit in der Causa rund um seinen Schützling aus den Fugen geraten.

"Man darf Markus nicht hinstellen, als ob er besoffen jemanden geschlagen hätte oder jemandem geschadet hätte. Er hat vielleicht einen Blödsinn gemacht, aber er ist das Opfer", sagte Leitgeb.

Die Reaktion der Lokalbesitzer, einfach zur Selbstjustiz zu greifen, sei jedenfalls falsch. Man könne schon jemanden vor die Tür setzen, aber man hätte auch die Polizei holen können.

"Nicht nach Rom, um sich zu blamieren"
Laut Leitgeb ist Rogan grundsätzlich auch noch immer ehrgeizig genug. Darstellungen über das baldige Ende seiner sportlichen Karriere versuchte sein Manager deshalb zu zerstreuen.

"Markus ist ja nicht nach Rom gefahren, um sich zu blamieren. Natürlich kann man hinterfragen, ob die Doppelbelastung Training und Beruf aufgegangen ist", meinte Leitgeb zum sportlichen Abschneiden.

Rogan wird in nächster Zeit aber ohnehin auf andere Art "untertauchen". "Er wird die nächsten ein bis zwei Wochen an einem nicht genannten Ort verbringen", verriet Leitgeb. Rogan: "Ich werde mich zurückziehen, um mich von meinen körperlichen und seelischen Blessuren zu erholen und um über meine Zukunft nachzudenken."

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