Teenager lassen aufhorchen

Als größtes Talent bei den Damen gilt Jennifer Wenth.
Ein achter Platz von Diskuswerfer Gerhard Mayer war das einzige positive Ergebnis aus österreichischer Sicht bei der am Sonntag beendeten WM in Berlin. Die weiteren drei Starter mussten aufgeben oder landeten im geschlagenen Feld.

Seit dem Rücktritt von Stefanie Graf im Jahr 2004 muss der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) - zumindest auf weltweiter Ebene - kleinere Brötchen backen. In den letzten Monaten mehrten sich aber die Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft.

Einige noch nicht 20-Jährige zeigten mit starken Leistungen auf und könnten eventuell in einigen Jahren bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen reüssieren. ORF.at warf einen Blick auf die vielversprechendsten Teenager.

Weißhaidinger schreibt ÖLV-Geschichte
Lukas Weißhaidinger mischt in seiner Altersklasse gleich in zwei Wurfdisziplinen international so richtig mit. Anfang Juli ließ der 17-Jährige bei der U18-WM in Brixen mit Rang vier im Kugelstoßen aufhorchen, wenige Wochen danach holte er bei den Olympischen Jugendspielen in Tampere (EYOF Games) die Titel mit der Kugel und dem Diskus, die ersten für Österreich in der Geschichte dieser Veranstaltung.

Mit den in Finnland erzielten ÖLV-U18-Rekorden von 20,35 m bzw. 60,94 m liegt der Oberösterreicher in den heurigen Weltbestenlisten seiner Altersklasse auf den Plätzen vier und fünf.

Wie groß das Potenzial Weißhaidingers ist, beweist auch die Tatsache, dass die ÖLV-Rekordhalter in der allgemeinen Klasse, Klaus Bodenmüller bzw. Gerhard Mayer, in seinem Alter mit den gleichen Wurfgewichten deutlich unter seinen Weiten lagen. Bei den Erwachsenen reichte es für den Youngster zuletzt bereits zu Silber bei den Staatsmeistschaften.

"Ich will unbedingt bei den Olympischen Spielen in London 2012 dabei sein und habe meinen langfristigen Trainingsplan darauf ausgerichtet", hat Weißhaidinger ein konkretes Ziel vor Augen.

Distelberger und die guten Springer
Dominik Distelberger ist noch vielseitiger als Weißhaidinger und wohl Österreichs größter Hoffnungsträger im Zehnkampf. Mit 7.396 Punkten wurde der 19-Jährige Sechster bei der Junioren-EM in Novi Sad. Besonders stark ist der Niederösterreicher im Hürdensprint (ÖLV-U20-Rekord mit 13,83 Sekunden) und im Weitsprung (7,52 m).

In dieser Disziplin gab es heuer überhaupt schon viele weite Sätze von Youngstern. Der ebenfalls noch nicht 20-jährige Julian Kellerer sprang bereits 7,74 m, der 18-jährige Martin Schwingenschuh 7,66 m und der erst 16-jährige Sebastian Kapferer 7,27 m.

Mit dem Stab könnten Paul Kilbertus und Thomas Pastl bald hoch hinaus springen. Der 19-jährige Kilbertus stellte mit 5,12 m einen neuen nationalen U20-Rekord auf und überflügelte damit auch Hermann Fehringer, der im gleichen Alter nicht über 5,10 m hinausgekommen war. Der erst 17-jährige Pastl überquerte 4,75 m und holte damit Bronze bei den EYOF Games.

Wenth überholt Leutner
Bei den Damen hat Mittelstreckenläuferin Jennifer Wenth das Talent, um in die internationale Spitze vorzustoßen. Die 18-jährige Niederösterreicherin unterbot heuer sowohl in der Halle als auch im Freien die ÖLV-Rekorde über 1.500 m in den Altersklassen U20 und U23 und wurde überlegen Staatsmeisterin.

Bei der Junioren-EM zog sie zwar souverän ins Finale ein, musste dort aber Lehrgeld bezahlen und kam nicht über Rang zwölf hinaus. Ihre Steigerung innerhalb eines Jahres um zwölf Sekunden auf nunmehr 4:17,22 Minuten lässt dennoch weitere Verbesserungen erwarten. Auch auf den längeren Strecken (3.000 m in 9:30,72 bzw. 5-km-Straßenlauf in 16:52,9/Frauenlauf) ist sie trotz ihrer Jugend bereits beste Österreicherin.

Von Wenth etwas in den Schatten gestellt wurde heuer Lisa-Maria Leutner, die in den letzten Jahren als größtes ÖLV-Talent gegolten hatte. Die Leistungssteigerung der 19-jährigen Tochter von Ex-Marathon-Rekordlerin Carina Lilge-Leutner war zuletzt etwas gebremst verlaufen, dennoch ist Leutner noch nicht abzuschreiben.

Egarter in zwei Disziplinen top
Österreichs derzeit beste Siebenkämpferin und Hochspringerin ist erst 18 Jahre alt. Lisa Egarter schraubte ihre persönliche Bestleistung beim Mehrkampf-Meeting in Götzis auf 5.314 Punkte und wurde vor kurzem mit 1,83 m Staatsmeisterin im Hochsprung.

Im Stabhochsprung schwang sich die erst 16-jährige Kira Grünberg mit 3,91 m in neue Höhen und wurde Fünfte der EYOF Games und Zehnte der U18-WM. Im Weitsprung übertrafen mit Marina Kraushofer (18), Junel Anderson (19) und Ramona Oberlechner (19) gleich drei Teenager die 6-m-Marke.

Konsequente Arbeit notwendig
Ob die genannten Athleten - oder andere - den Durchbruch schaffen, ist natürlich offen, für ÖLV-Nachwuchstrainer Christian Röhrling steht aber eines fest: "Der Aufwärtstrend ist unübersehbar."

"Die Goldmedaillen von Lukas Weißhaidinger waren sicher eine kleine Sternstunde. Wir haben auch gesehen, wie hoch das internationale Niveau auch im Nachwuchsbereich ist. Um wirklich vorne mitspielen zu können, müssen wir konsequenter arbeiten. Wir müssen uns bewusst sein, dass der Sprung in die höheren Altersklassen und die Allgemeine Klasse sehr schwierig ist", sieht Röhrling noch viel Arbeit auf sich und seine Athleten zukommen.

Rudolf Srb, ORF.at

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