Hypermodern, kultig und atmosphärisch

Das Aztekenstadion war als einzige Arena bisher Schauplatz von zwei WM-Endspielen.
Fußball wird überall auf der Welt gespielt, der Untergrund und die Umgebung spielen dabei oftmals eine Nebenrolle. Auf verbrannter Erde, auf mit Löchern übersäten Wiesen und in Käfigen auf Beton - ganz egal. Hauptsache, die Kugel rollt und landet im Tor.

Verlässt man den Hobby- und Amateurbereich, dann wird aber auch die Spielstätte zum Gradmesser. Fußball soll zelebriert werden, und das geht nur in einem entsprechenden Stadion mit entsprechender Atmosphäre, wo die Fans ihr Team anfeuern und zum zwölften Mann werden können.

In den letzten Jahren schossen hypermoderne und technisch einzigartige Multifunktionsarenen mit hoher Zuschauerkapazität wie die Schwammerln aus der Erde. Doch Größe, Komfort und die fünf Sterne der UEFA sind nicht alles. Was noch zählt, sind Stimmung, Historie und Architektur.

ORF.at liefert Fakten und Anekdoten zu den 15 interessantesten "Fußballtempeln" der Welt.

Allianz Arena:
©Bild: AP/Uwe Lein
©Bild: AP/Uwe Lein
Die Heimstätte von 1860 und Bayern München bietet 69.900 Zuschauern Platz und wurde im Mai 2005 eröffnet. Vor allem mit dem einzigartigen Design wird das Stadion, das auch oft "Schlauchboot" und "Reifen" genannt wird, zum Eyecatcher und zur Touristenattraktion.

Jedes einzelne der insgesamt 2.760 Folienkissen, die ständig mit getrockneter Luft aufgeblasen werden, kann getrennt von den anderen wahlweise in Blau, Rot oder Weiß beleuchtet werden.

Amsterdam ArenA:
©Bild: APA/Cor Mulder
©Bild: APA/Cor Mulder
Das 51.600 Zuschauer fassende Stadion von Ajax Amsterdam war die erste Arena in Europa, die über ein in 20 Minuten verschließbares Dach verfügte. Unter dem Stadion befinden sich ein Parkplatz und ein riesiger Freizeitkomplex. Außerdem verläuft eine Autobahn darunter hinweg. Das erklärt die Höhe von 77 Metern.

Auch als Konzerthalle ist die Amsterdam ArenA beliebt. Tina Turner eröffnete im Jahr 1996 den Komplex. Einziger Nachteil: Aufgrund der schwierigen Lichtverhältnisse muss der Rasen bis zu viermal im Jahr ausgetauscht werden.

Anfield:
©Bild: AP/Martin Rickett
©Bild: AP/Martin Rickett
125 Jahre sind mittlerweile vergangen, seit das Stadion des FC Liverpool an der Anfield Road eröffnet wurde. Als logische Konsequenz ergibt sich, das die "Reds" nicht ein modernes, dafür aber ein an Stimmung kaum zu überbietendes Stadion haben.

Wenn ein Teil der 45.400 Zuschauer auf der Liverpool-Fantribüne "The Kop" ihr "You'll never walk alone" anstimmen, entsteht eine einzigartige Atmosphäre und macht das Stadion zu einer "Bastion der Unbesiegbarkeit". Bald ist die Anfield Road aber Geschichte, denn der Club zieht in ein moderneres, größeres Stadion am Stanley Park um.

Aztekenstadion:
©Bild: Reuters/Henry Romero
©Bild: Reuters/Henry Romero
Mit über 105.000 Plätzen ist das 1966 auf 2.200 Metern Seehöhe erbaute Stadion das Wahrzeichen von Mexiko City und die größte regelmäßig genutzte Fußballarena der Welt. Als einzige Arena war sie im Jahr 1970 (107.494 Zuschauer und Peles letztes Spiel für Brasilien) sowie 1986 (114.464) zweimal Austragungsort eines WM-Finales.

Eng verbunden ist das Aztekenstadion auch mit dem Namen Diego Maradona, der dort gegen England mit der "Hand Gottes" und seinem Jahrhundertsolo Argentinien ins Semifinale schoss. In der Gegenwart wird das Stadion mit seiner unvergleichlichen Geräuschkulisse vom Club America genutzt.

Santiago-Bernabeu-Stadion:
©Bild: GEPA/Felix Roittner
©Bild: GEPA/Felix Roittner
Untrennbar mit dem Stadion ist Real Madrid, der vielleicht bekannteste Fußballclub der ganzen Welt, verbunden. Unzählige Topstars tanzten in den Reihen des "Weißen Ballets" über den Rasen des 1947 eröffneten Bernabeu-Stadions, das ursprünglich wegen seiner Lage, einem damaligen Vorort von Madrid, "Nuevo-Chamartin-Stadion" hieß.

Im Laufe der Jahre wurde die Arena zahlreichen Umbauten unterzogen. Die Zuschauerkapazität betrug bis zu 125.000 Zuschauer und hält in der Gegenwart als modernes Multifunktionsgebäude, mit dem der Visionär und ehemalige Präsident, Santiago Bernabeu, seine Freude gehabt hätte, bei 80.400. Trotz der manchmal etwas kühlen Atmosphäre ist das Stadion aber trotzdem eine "Kathedrale des Fußballs".

Celtic Park:
Grün-weiß bestuhlt, nahe am Spielfeld, hoch hinauf ragende Ränge und eine Stimmung, die Gänsehaut verursacht: Die Heimstätte von Celtic Glasgow ist, vor allem im "Old Firm" gegen die Rangers, ein wahrer Hexenkessel. Im Jahr 2003 wurde der Celtic Park von den Hörern der BBC zum mit Abstand beliebtesten Stadion Großbritanniens gewählt.

Eine "Erstversion" des heute 60.000 Zuschauer fassenden Stadions wurde im Jahr 1888 von Freiwilligen in der Nähe eines Friedhofes errichtet. Nur vier Jahre später erfolgte die Übersiedlung auf die andere Straßenseite, mit der der heutige Spitzname "Paradise" einherging. Ein Journalist meinte damals: "It's like leaving a graveyard to enter paradise."

Craven Cottage:
©Bild: picturedesk.com/Rex Features Fulham FC ground, Craven Cottage
©Bild: picturedesk.com/Rex Features Fulham FC ground, Craven Cottage
Die direkt an der Themse gelegene Heimstätte des FC Fulham beherbergt kein Weltklasseteam und besticht auch nicht gerade durch ein enthusiastisches Publikum. Platziert in einem vornehmeren Bezirk Londons, wird hier aber Charme und Tradition hochgehalten.

Das marode Stadion ist in der Ära der Arenen wie ein Steinwurf zurück in die Vergangenheit. Obwohl von außen einem Fabriksgebäude gleichend und innen mit Holzklappsesseln bestückt, die nicht einmal in einer ausrangierten Garnitur der Straßenbahnlinie 71 Genüge täten, ist das 22.200 Zuschauer fassende Craven Cottage einfach ein Stück englischer Fußballgeschichte.

Christian Wagner, ORF.at

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