Die Bühne für Brasiliens Fußball

Das Maracana-Stadion hält mit inoffziellen 200.000 Fans den Zuschauerrekord.
Maracana-Stadion:
©Bild: AP/Andre Penner
©Bild: AP/Andre Penner
Anlässlich der WM 1950 wurde in Rio de Janeiro im Stadtteil Maracana ein wahres Monster von einer Sportstätte (offiziell Estadio Mario Filho) errichtet. Über die Kapazität wird ebenso spekuliert wie über den Zuseherrekord. Beim Spiel Brasilien gegen Uruguay, das auch über den Titel entschied, sollen sich über 200.000 Fans in das Stadion gequetscht haben.

Zum Entsetzen der Fans und eines ganzen Landes verlor die favorisierte "Selecao" die Partie 1:2, was Uruguays Goldtorschützen Alcides Ghiggia Jahre später zu dem Zitat veranlasste: "Nur drei Menschen brachten mit einer einzigen Bewegung das Maracana zum Schweigen: Frank Sinatra, Papst Johannes Paul II und ich."

In der Gegenwart ist das Stadion für 96.000 Zuschauer zugelassen. Anlässlich der WM 2014 in Brasilien soll der "Fußballtempel" jedoch wieder umgebaut werden, damit das gigantische Bauwerk wieder - wie 1950 von der Presse formuliert - "zu einer Bühne wird, auf der Brasilien seine sportliche Erhabenheit und sein überlegenes Können demonstrieren kann".

Giuseppe-Meazza-Stadion:
©Bild: GEPA/Richiardi, Ph. Rich
©Bild: GEPA/Richiardi, Ph. Rich
Aufgrund seiner Architektur mit den allerdings erst anlässlich der WM 1990 errichteteten elf Säulen zählt die 1926 eröffnete und 1979 von San-Siro- in Giuseppe-Meazza-Stadion umbenannte Sportstätte zu den interessantesten Arenen Europas. Bei den Fußballfans hat das Stadion ebensolchen Kultcharakter wie die Mailänder Skala für die Opernliebhaber.

Dass überdies gleich mit zwei Topteams, Inter Mailand und AC Milan, Spitzenfußball geboten wird, macht das Stadion noch außergewöhnlicher. Mit einem Fassungsvermögen von 85.700 Zuschauern und seinen nach englischem Vorbild steilen und eng an das Spielfeld gebauten Rängen sorgt das Meazza-Stadion auch für prickelnde Atmosphäre.

Nou Camp:
©Bild: GEPA/Christian Ort
©Bild: GEPA/Christian Ort
In Barcelona steht das größte Stadion Europas. Die Heimstätte des aktuellen CL-Siegers, die bis zur Jahrtausendwende noch den wenig aussagekräftigen Namen "Stadion des FC Barcelona" hatte, hat ein Fassungsvermögen von 98.787 Fans. Nach dem geplanten Umbau sollen sogar 115.000 Zuschauer in das Oval passen.

Auf einem Teil der Tribüne bilden gelbe Sitze auch das Vereinsmotto "Mes que un club" ("Mehr als nur ein Verein", Anm.). Sportliche Höhepunkte gab es in dem 1956 eröffneten Stadion viele, doch der 2:1-Sieg von Manchester United im CL-Finale 1999 mit zwei Toren in der Nachspielzeit gegen Bayern München ist den Fußballfans wohl noch in bester Erinnerung.

Old Trafford:
©Bild: GEPA/Richiardi, Zangi
©Bild: GEPA/Richiardi, Zangi
Wenn ein Stadion untrennbar mit dem Namen eines Clubs verbunden ist, dann wohl das Old Trafford von Manchester United. Seit fast 100 Jahren ist die Arena am Sir Matt Busby Way, die 1910 eingeweiht wurde, nun schon die Heimstätte der "Red Devils" und gibt dem Club erst seine wahre Identität.

76.200 Fans finden im Stadion, dessen Spitznamen "Theatre of Dreams" von ManU-Legende Bobby Charlton kreiert wurde, Platz. Eine Kapazität, die das Stadion allerdings erst mit hohen Investitionen in den letzten Jahren wieder erreicht hat. Die Revitalisierung ist damit aber noch nicht abgeschlossen: Der Plan des Clubs sieht ein Fassungsvermögen von 95.000 Fans vor.

Signa Iduna Park (Westfalenstadion):
©Bild: GEPA/Witters, Valeria Witters
©Bild: GEPA/Witters, Valeria Witters
"Gewaltige Ränge, die die Geräusche mit einer ohrenbetäubenden Intensität auf den Rasen zurückwerfen. Dieser Platz wurde für den Fußball und für die Fans erbaut", adelte die "Times" das Stadion von Borussia Dortmund. Mit exakt 80.552 Plätzen ist das ehemalige Westfalenstadion die größte Fußballarena in Deutschland.

Erbaut wurde das Stadion zwischen 1971 und 1974 anlässlich der WM in Deutschland. Die Kosten betrugen damals "nur" knapp 60 Millionen Euro. Über die Jahre erhielt das Stadion mit den markanten gelben Stützen seine aktuelle Kapazität. Bei den Heimspielen der Borussen ist die Arena stets ausverkauft und hat bei den Fans den Spitznamen "Der Tempel".

Stadion Alberto Jacinto Armando:
©Bild: APA/EPA/Cezaro de Luca
©Bild: APA/EPA/Cezaro de Luca
Nie gehört? Unter dem Spitznamen "La Bombonera" ist es fast so berühmt wie das Maracana-Stadion, nur unter Spielern viel mehr gefürchtet. Wenn die Fans der Boca Juniors ihre Schlachtgesänge in der "Pralinenschachtel" anstimmen, dann ist an der Atmosphäre wahrlich nichts Süßes. Dem Gästeteam und dessen Anhänger wird viel mehr ordentlich Saures gegeben.

57.000 Zuschauer finden in dem 1940 eröffneten Stadion Platz. Drei Tribünen stehen dicht am Rasen und ragen steil in die Höhe. Das Besondere ist aber eine Längsseite: In dem dicht verbauten Gebiet rund um das Stadion war lediglich Platz für ein Gebäude mit Balkonen und Kabinen. Diese Architektur fungiert als Verstärker und sorgt für die atemberaubende Akustik.

Ebenfalls im Stadion ist das Vereinsmuseum untergebracht, in dem ein ganzer Saal dem größten Sohn des Clubs gewidmet ist: Diego Maradona.

Veltins-Arena:
©Bild: AP/Michael Sohn
©Bild: AP/Michael Sohn
Als Multifunktionsstadion schlechthin kann die Arena in Gelsenkirchen, die nach Baukosten von 191 Millionen Euro im Jahr 2001 eröffnet wurde, bezeichnet werden. Die Kapazität beträgt 61.600 Zuschauer. Bei der Eröffnung der Heimstätte von Schalke 04 erklärte FIFA-Präsident Joseph Blatter: "Dieses Stadion ist ein Pilotprojekt für die ganze Welt."

Das Stadion spielt auch tatsächlich alle technischen Stückerl: ein verschließbares Dach, ein Rasen, der in vier Stunden komplett aus dem Stadion geschoben werden kann, ein Videowürfel und eine zentrale Bierversorgung über eine fünf Kilometer lange Pipeline. Auf sportlicher Ebene waren bereits Biathleten, Boxer und Handballer zu Gast. Anlässlich der Eishockey-WM 2010 soll das Eröffnungsspiel vor 76.000 Fans steigen.

Wembley-Stadion:
©Bild: AP/Lewis Whyld
©Bild: AP/Lewis Whyld
Das alte im Jahr 1923 eröffnete Stadion mit den charakteristischen Zwillingstürmen war ein steingewordenes Zeugnis britischer Sportgeschichte und Ort geschichtsträchtiger Fußballmomente. Unvergesslich das umstrittene Wembley-Tor beim 4:2-Sieg von England gegen Deutschland im WM-Finale 1966.

Im Jahr 2002 erfolgte der Neubau, der bis zu seiner Eröffnung 2007 insgesamt kolportierte 1,4 Milliarden Euro verschlungen haben soll, womit das neue Wembley-Stadion zur teuersten Arena der Welt wurde. 90.000 Fans passen in das Oval, das von einem 133 Meter hohen beleuchtbaren Bogen überspannt wird und über ein bewegliches Dach verfügt.

Christian Wagner, ORF.at

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