Das jüngste Kapitel des Scheiterns schrieb am Dienstag Red Bull Salzburg in besonders trauriger Form. Alleine das Resultat bei der 0:3-Abfuhr im Play-off-Rückspiel bei Maccabi Haifa war schon schlimm genug, doch die Leistung der "Bullen" ließ zusätzlich alle Alarmglocken schrillen.
Mutlos und überfordert präsentierte sich die Auswahl des Energy-Drink-Giganten. Der große Traum von Konzernchef Dietrich Mateschitz mit der europäischen Eliteliga als bestmöglicher Werbeplattform ist erneut geplatzt, nur das Weitermachen in der Gruppenphase der Europa League bleibt als kleiner Trost.
Hängende Köpfe und gefeierte Helden
Die Europa League löste in dieser Saison den UEFA-Cup ab, der einst von Franz Beckenbauer als "Cup der Verlierer" abqualifiziert worden war. Hätte der ehemalige Mateschitz-Berater die Vorstellung der Salzburger in Tel Aviv miterlebt, er hätte sich in seiner Einschätzung wohl vollauf bestätigt gesehen.
Die Verlierer schlichen mit hängenden Köpfen aus dem Ramat-Gan-Stadion, während die Maccabi-Fans ihre Helden zu Recht feierten. Mit dem Gesamtscore von 5:1 zog Israels Titelträger locker und leicht in die Champions League ein. Den Gästen wurde noch dazu eine Lehrstunde darin erteilt, was Einsatz und Wille gepaart mit technischem Können bewirken können.
Stevens: "Wir sind auch nur Menschen"
Wladimer Dwalischwili (31. Minute), Ejal Golasa (57.) und Mohammed Ghadir (90.) sorgten dafür, dass sich der Klassenunterschied auch im Ergebnis deutlich bemerkbar machte. Nach dem Schlusspfiff fand deshalb auch Salzburg-Coach Huub Stevens klare Worte: "Ich habe immer gewusst, dass Maccabi eine gute Mannschaft ist, und das haben sie in den beiden Spielen gegen uns eindrucksvoll unter Beweis gestellt."
Ein Nachsatz des Niederländers bei der Pressekonferenz klang jedoch vielsagend: "Aber es werden nun Gegner kommen, die anders agieren werden als wir heute." Zunächst schien sich Stevens noch Ausflüchten hingeben zu wollen ("Wir hatten sehr wichtige Spieler nicht mit dabei"), dann kam bei seinen Kommentaren der Frust immer deutlicher durch.
Man merkte, wie sehr auch der Coach vom Auftreten seines Teams enttäuscht war: "Das sind Menschen, die auch mal Fehler machen dürfen und nicht das bringen, was in ihnen steckt. Wir haben nicht das Recht, von der Champions League zu reden, weil wir nicht die Leistung gebracht haben, die notwendig gewesen wäre."
Zu später Mut zur Offensive
Einen Vorwurf kann man jedoch selbst dem Routinier und Ex-Schalke-Erfolgstrainer nicht ersparen. Seine viel zu vorsichtige Anfangsformation mit nur einem Stürmer hatte am Aus ebenfalls gehörigen Anteil.
Obwohl durch die Ausgangsposition klar war, dass man mindestens zwei Tore machen musste, war in keiner Phase der Partie ein unbedingter Siegeswille und Drang zum Tor zu spüren. Stevens versuchte seinen Fehler später zu korrigieren und wechselte mit Alexander Zickler, Admir Vladavic und Sasa Ilic gleich drei Offensivkräfte ein. Doch auch dieser Versuch schlug fehl.
Alleine wenn man weitere Ersatzspieler wie Patrik Jezek und Robin Nelisse hernimmt, dann klingt auch die Erklärung vieler wichtiger Ausfälle nicht besonders glaubhaft. Vielmehr muss man sich in Salzburg bei der Zusammenstellung des Kaders an der eigenen Nase nehmen.
Nur Ex-"Bullen" dürfen jubeln
Wenn im bisher wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte plötzlich ein 20-jähriger Europacup-Debütant wie Stefan Ilsanker für Ruhe und Ordnung sorgen muss, dann sollten sich die Verantwortlichen wohl in ihrer Planung hinterfragen.
Am Tag der Anreise wurde mit Nikola Pokrivac ein weiterer Neuzugang verpflichtet, helfen kann der Kroate aber erst in der Europa League. Besonders bitter für die Transferpolitik des längst gehörig in die Kritik geratenen Sportdirektors Heinz Hochhauser ist auch die Tatsache, dass mit Johan Vonlanthen und Laszlo Bodnar zwei aussortierte Ex-Salzburger mit ihren neuen Vereinen im Gegensatz zu den "Bullen" in die Champions League einzogen.
Wenn Ausreden zur Methode werden
Stevens antwortete auf die Frage von ORF.at, ob bei der Zusammenstellung des Kaders Fehler passiert seien, dennoch mit nur einem einzigen Wort: "Nein."
Es ehrt den 55-Jährigen, dass er die Arbeit seines Sportdirektors nicht in der Öffentlichkeit an den Pranger stellt. Vielleicht gilt die Aussage des Trainers - "Wir bleiben da, wo wir sind: mit beiden Füßen auf dem Teppich" - ja in Zukunft auch für abgehobene Persönlichkeiten an seiner Seite.
Sonst droht spätestens am 17. September beim Start zur Europa-League-Gruppenphase das nächste Debakel.
Christian Tragschitz, ORF.at aus Tel Aviv
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