Bühne frei für Lingerie Football

"Natürlich ist es ein Augenschmaus, aber es ist auch echter Sport."
©Bild: Reuters/Mario Anzuoni
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Frauen, die in Unterwäsche Football spielen: Es bedarf wohl wenig Vorstellungskraft, um zu erahnen, welche Marketingstrategie hinter der neu gegründeten Lingerie Football League (LFL) in den USA steckt.

Den Saisonauftakt in der Eastern Conference gewann letzte Woche Chicago Bliss gegen Miami Caliente mit 29:19. In der Western Conference bestreiten San Diego Seduction und Seattle Mist am Freitag das erste Match.

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Den Ursprung hat die LFL in der "Lingerie Bowl", die einige Jahre lang während der Pause der Super Bowl übertragen wurde und sich wegen der Frauen in knapper Bekleidung vor allem in der Werbebranche großen Erfolges erfreuen durfte.

Insgesamt spielen zehn Teams in der neuen Liga, neben Caliente (heiß, geil) und Seduction (Verführung) verweisen auch weitere Teamnamen wie Dallas Desire (Begierde) und Los Angeles Temptation (Verlockung) auf einschlägige Reize.

"Disneyland für Football-Fans"
Kein Wunder also, dass Ligagründer Mitch Mortaza das Projekt als "Disneyland für Football-Fans" bezeichnete.

©Bild: Reuters/Mario Anzuoni
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Trotz des offensichtlichen Mottos der Organisatoren, "Sex sells", hoffen die in Sport-BHs und knappe Unterhosen gekleideten Spielerinnen und Schiedsrichterinnen, in der Ausübung ihres Sports ernst genommen zu werden.

"Wir sind echte Athletinnen"
"Natürlich ist es ein Augenschmaus, aber es ist auch echter Sport. Es gab Ausscheidungskämpfe, und wer nicht gut genug war, hat es nicht geschafft", sagte Kaley Tuning von den Miami Caliente.

"Viele Leute halten es wohl für einen Witz. Das ist erniedrigend und macht mich verrückt. Allen, die uns nicht ernst nehmen, kann ich nur sagen, dass wir echte Athletinnen sind", so die Wide Receiverin.

Helme und Gucci-Handtaschen
Wie ernst die Frauen ihren Sport nehmen, war beim Trainingscamp von Miami unter ihrem Coach Bob Hewko ersichtlich. Die Spielerinnen schufteten und legten einen Ernst an den Tag, von dem sich mancher männliche Athlet eine Scheibe abschneiden könnte.

Entlang der Seitenlinie lagen allerdings nicht nur Helme und Trainingsutensilien, sondern auch Gucci-Handtaschen. Überdies war eine Spielerin, die wie viele andere als Model arbeitet, sehr unglücklich darüber, dass sie sich vor einem wichtigen Fotoshooting Kratzer zugezogen hatte.

"Überrascht vom Talent"
Hewko, ein ehemaliger College-Quarterback, betonte jedoch, dass die Fans guten Football zu sehen bekommen würden: "Ich war von dem Talent der Damen überrascht. Sie können fangen und laufen, und wir haben einen Quarterback, der den Ball 60 Yards weit werfen kann."

Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass die Zuschauer aufgrund der Wurfkünste in das Stadion strömen werden. "Die Leute wollen eine schöne Zeit verbringen und dabei hübsche Frauen sehen, die Football spielen und sich dabei schmutzig machen", blieb Miamis Taira Turley, die als Visagistin arbeitet, realistisch.

Normale Liga ohne Erfolg
Dabei spielen Tausende Frauen in den USA mit einer herkömmlichen Ausrüstung in einer vor zehn Jahren gegründeten Liga Football. Das Interesse dafür hielt sich aber in Grenzen.

Gayla Harrington, Mitbesitzerin der Miami Fury, stand ob der Kleidung dem Projekt skeptisch gegenüber. Nach der Abwanderung von zwei ihrer Spielerinnen sieht sie darin jedoch mehr, als sie sich ursprünglich vorstellen konnte. "Es ist athletischer und seriöser, als ich dachte", sagte Harrington.

Aufschrei von Feministinnen
Trotz dieser Aussage sind Feministinnen natürlich auf den Plan gerufen und verurteilen die LFL. "Das ist Verdinglichung auf schändlichste Weise", schrieb etwa Courtney Martin in ihrer Kolumne in Feministing.com.

"Man gibt den Frauen nicht die Chance, auf herkömmliche Art den Sport für Geld und in der Öffentlichkeit auszuüben - erst wenn sie den stereotypen Schönheitsidealen entsprechen und gewillt sind, in Unterwäsche zu spielen."

Kein Problem für die Spielerinnen
Tuning selbst sieht darin kein Problem und möchte auch nicht in konventioneller Kleidung spielen, denn dann "würden ja nicht einmal halb so viele Leute zuschauen".

"Sicherlich wird es auch einige geben, die sich diesen Sport nicht anschauen werden, weil sie ihn für erniedrigend halten. Einige werden auch nicht mit ihren Kindern kommen. Aber es wird eine Gruppe von Leuten geben, die sagen werden: 'Wow, das ist athletisch, und die Frauen wissen, was sie tun.'"

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