Jürgen Melzer und Stefan Koubek waren in der Nacht auf Montag dem Sieg zwar nahe, doch am Ende erwies sich der 0:2-Rückstand nach dem ersten Tag doch als zu große Hypothek.
"Der Freitag ist uns auf den Kopf gefallen", lautete daher auch die Bilanz von ÖTV-Kapitän Gilbert Schaller nach drei Tagen packendem Tennis in der Rodeo-Arena von Rancagua.
"Nur nicht mit dem richtigen Ende"
"Der heutige Tag war so, wie der Davis-Cup eigentlich sein sollte, nur nicht mit dem richtigen Ende für uns. Jürgen hat das Match rausgefightet, dazu muss ich ihm gratulieren. Er hat heute auch nicht gut Tennis gespielt, aber er hat Capdeville in fünf Sätzen niedergerungen", resümierte ein geschlauchter Schaller, der Koubeks Niederlage bedauerte.
"Vom Tennis her bin ich mit dem Match von Stefan sehr zufrieden. Er hat gutes Tennis gezeigt, hin und wieder hat er leider bei den 'Big Points' Nerven gezeigt, was bei 2:2 auch verständlich ist", sagte der Steirer. "Aber die Partie tut insofern weh, weil sie ihm durch die Finger geronnen ist. Wenn ein, zwei Punkte anders verlaufen wären, wir den vierten Satz gewinnen, schaue ich mir Massu im fünften Satz gerne an."
Koubek als Marathonmann
Koubek lieferte im letzten und entscheidenden Match einen sehenswerten Kampf, der trotz der nur vier gespielen Sätze nicht weniger als 5:15 Stunden dauerte.
Der Kärntner war mehrmals nur zwei Punkte vom fünften Satz entfernt und zeigte, dass er auch mit 32 Jahren noch nicht zum alten Eisen zählt. Er musste sich letztlich 4:6 6:4 4:6 6:7 (6/8) geschlagen geben.
In den vier Einzeln in Rancagua wurden insgesamt 16:39 Stunden Tennis gezeigt, das ist rekordverdächtig. Koubek allein stand über neun Stunden auf dem Court, blieb aber letztlich leider ohne Punktegewinn für das ÖTV-Team.
Dennoch war Koubek zufrieden: "Ich war in den zwei Tagen sehr lange auf dem Platz und ich kann noch stehen. Das ist für mich beachtlich. Ich habe Tennis gespielt, dass ich heuer kaum gespielt habe. Ich habe mich extrem unwohl auf Sand gefühlt die ganze Saison, und hier wirklich zwei gute Partien gespielt."
"Es war sehr viel Druck da"
Für Melzer, dessen überraschende Niederlage gegen Nicolas Massu am Freitag letztlich die Niederlage in Chile eingeleitet hatte, war zumindest der Fünfsatzerfolg am Sonntag über Capdeville ein kleiner Trost.
Der Niederösterreicher hat immer wieder Schwierigkeiten, im Davis-Cup mit dem Druck und seinen Nerven umzugehen. "Ich habe mich nicht wohl gefühlt. Es war sehr viel Druck auf meiner Seite. Jeder erwartet den Punkt, und es hat gleich einmal fürchterlich angefangen mit dem ersten Game", sagte der 28-Jährige.
Noch beim Einschlagen habe er sich sehr gut gefühlt. "Und dann ist das sofort wieder eingeschossen, aber im Endeffekt ist das Wichtigste, dass ich den Punkt geholt habe", sagte Melzer, der den 7:6 (7/2) 4:6 6:2 5:7 6:4-Sieg als "sehr, sehr wichtig" einstufte.
Team nicht im Stich gelassen
"Schön spielen und verlieren bringt wenig, das habe ich schon oft genug gemacht im Davis-Cup. Es ist so viel schöner, wenn man den Matchball verwertet und sagen kann: Ich habe alles da draußen gelassen."
Und er weiß natürlich, welchen Ruf er genießt, zuletzt in Garmisch-Partenkirchen hatte er u. a. eine klare Führung im Davis-Cup aus der Hand gegeben.
"Genugtuung" sei dennoch das falsche Wort, sagte Melzer über sein Image, enge Partien oft nicht gewinnen zu können. "Es freut mich für das Team, dass ich sie nicht im Stich gelassen habe." In der Endabrechnung brachte Melzers Sieg aber leider nur Spannung bis zuletzt, nicht den Klassenerhalt.
Weltgruppen-Play-off
Rancagua, Sand/Freiluft:
Chile | Österreich | 3:2 |
Nicolas Massu | Jürgen Melzer | 4:6 6:4 6:4 6:3 |
Paul Capdeville | Stefan Koubek | 6:4 6:4 3:6 1:6 6:4 |
Paul Capdeville / Nicolas Massu | Julian Knowle / Jürgen Melzer | 2:6 4:6 3:6 |
Paul Capdeville | Jürgen Melzer | 6:7 (2/7) 6:4 2:6 7:5 4:6 |
Nicolas Massu | Stefan Koubek | 6:4 4:6 6:4 7:6 (8/6) |
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