Wie Kampfsportler Gewicht machen

Ringer werden schon Tage vor dem Kampf gewogen und nehmen dann wieder deutlich zu.
Hungern, dursten, schwitzen - viele Kampfsportler haben vor ihrem ersten körperlichen Kontakt im Wettkampf mit einem ganz anderen Gegner zu tun: dem eigenen Gewicht.

Durch eine kurze und knallharte "Diät" wird jedes überschüssige Gramm reduziert. Egal, ob mit extremen "Schwitzkuren", einer heißen Badewanne oder mehreren Sanuadurchgängen: Alle Kampfsportler tasten sich tagelang an ihr Gewichtslimit heran.

"Hungrige Tiger kämpfen besser"
Bei diesem kräftezehrenden Prozedere nehmen Sportler im Normalfall oft fünf Kilogramm und mehr ab. Der deutsche Judo-Olympiasieger Ole Bischof (Klasse bis 81 kg) etwa hungert vor jedem Wettkampf vier Kilogramm runter.

"Hungrige Tiger kämpfen besser", sagte Bischof. Sein "Wohlfühlgewicht" von 85 kg reduziert er durch bewusste Ernährung und beginnt damit zwei Tage vor dem Wettkampf. "Ich schwitze alles aus", so der 30-Jährige.

Verbotene Fruchtcocktails
Um den fast ausgetrockneten, hungrigen und müden Kampfsportler innerhalb weniger Stunden wieder in Wettkampfform zu bringen, gibt es viele Möglichkeiten. Früher wurden für eine schnellere Regeneration intravenös "Fruchtcocktails" gespritzt. Das ist mittlerweile verboten.

Essen und Trinken exakt kalkuliert
Heute muss man die herkömmliche Methode heranziehen: essen, trinken, ausruhen. Schon in der Abnehmzeit rechnen die Sportler jedes abgenommene Gramm gegen eine Banane oder einen Müsliriegel auf, die dem Körper wieder Energie bringen. Das Essen wird genau abgestimmt, Salat, Gemüse, weißes Fleisch.

Beim Trinken gehen die Herangehensweisen auseinander, manche trinken nur Wasser, essen dafür sehr wenig. Gefährlich wird es, wenn man beim Abnehmen auch Muskelmasse verliert, die man im Wettkampf benötigt.

Dazu kommt, dass viele Athleten so viel Wasser wie möglich ausschwitzen. Der Körper trocknet aus, ein schlechterer Stoffwechsel und Krämpfe sind die Folge.

Ringer dürfen futtern
Im Punkt des "Gewichtmachens" sind jedoch nicht alle Kampfsportler gleich. Während im Judo unmittelbar vor Kampfbeginn gewogen wird, gehen etwa die Ringer bei internationalen Wettkämpfen traditionsgemäß schon einen Tag vorher völlig matt über die Waage.

Zeigt die geeichte, elektronische Waage das geforderte Gewichtslimit auf 100 Gramm genau an, ist die Leidenszeit vorbei. Jetzt ist nur noch Essen, Trinken und Entspannen angesagt.

So kommt es nicht selten vor, dass zum Zeitpunkt des Kampfes die Ringer mit gut zehn Kilogramm über ihrem festgelegten Gewichtslimit auf die Matte gehen.

Ungesunder Modus
"In 20 Stunden wiegen die Athleten schon wieder einige Kilogramm mehr", sagte der deutsche Mannschaftsarzt Eckart Diezemann bei der Ringer-WM in Herning (DEN) und betont im Hinblick auf die anderen Kampfsportarten: "Das ist ein schlechter Wiegemodus und auch nicht gesund."