Der geständige Dopingsünder Kohl sagte dem "Kurier", dass er vor vier Jahren gemeinsam mit Weiss und Radfahrer Christian Pfannberger zur Blutabnahme in der Plasmapheresestation in Wien gewesen sei. "Im September 2005 kam ich mit Michael Weiss in Kontakt. Er hat mir von der Blutdopingmöglichkeit bei Humanplasma erzählt", wird Kohl zitiert.
"Weise Vorwürfe zurück"
Im November 2005 hätten sich Weiss, Pfannberger und er selbst an einem Sonntag bei Humanplasma eingefunden, um sich Blut abnehmen zu lassen. Danach will Kohl Humanplasma zwei weitere Male gemeinsam mit Weiss aufgesucht haben. Laut "Kurier" hatte Kohl diese Aussagen auch gegenüber der SoKo Doping getätigt.
Humanplasma räumte vor einigen Wochen ein, rund 30 Athleten in den Jahren 2003 bis 2006 Blut abgenommen zu haben. Der derzeit auf Hawaii weilende Weiss, der für den "Kurier" nicht erreichbar war, dementierte die Vorwürfe gegenüber der APA. "Ich weise die Vorwürfe des Herrn Kohl zurück, die Behauptungen stimmen nicht", erklärte der 28-jährige Niederösterreicher.
"Davon nie etwas gehört"
Der ehemalige Mountainbiker, der im Vorjahr zum Triathlon gewechselt war, nahm am Sonntag an der Ironman-WM auf Hawaii teil und belegte dort in seinem ersten Langdistanzbewerb (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen) als bester Österreicher Rang 25. Er könne sich nicht erklären, wie Kohl, den er zwar kenne, aber seit zwei Jahren nicht mehr getroffen habe, dazu komme, derlei von sich zu geben.
"Er behauptet in letzter Zeit ja viele Sachen, die sich dann nicht als richtig herausstellen", sagte Weiss. Von der Möglichkeit zur Blutabnahme zu Dopingzwecken bei Humanplasma habe er in seiner Zeit als Mountainbiker nie etwas gehört, versicherte der Niederösterreicher.
Verbindung zu Hütthaler und Zoubek?
Weiss hatte gleich nach seinem Umstieg zum Triathlon mit Spitzenleistungen wie dem Vizeweltmeistertitel im X-Terra-Triathlon für Furore gesorgt. Auch auf dem Mountainbike hatte der Olympiateilnehmer von 2004 zur erweiterten Weltspitze gehört. Am 25. Oktober bestreitet der Gumpoldskirchner auf Maui erneut die X-Terra-WM.
Vor einem Jahr war Weiss' Name in Verbindung mit dem Mediziner Andreas Zoubek aufgetaucht, den Triathletin Lisa Hütthaler der Weitergabe von Dopingmitteln bezichtigte. Weiss und Zoubek waren bis zum Auftauchen der Vorwürfe gegen den Arzt im November des Vorjahrs im selben Triathlonverein aktiv und dort Trainingspartner. Auch damals wies Weiss im Raum stehende Verdächtigungen zurück.
Doping oder Höhentraining?
Ein Makel in der Vita des Triathleten ist eine 14-tägige "Schutzsperre" aufgrund eines erhöhten Hämatokritwerts im Jahr 2007 kurz vor der Mountainbike-Weltmeisterschaft. Erhöhte Hämatokritwerte können ein Hinweis auf Doping sein, aber auch andere Ursachen wie Höhentraining haben.
Hämatokrit ist der feste Bestandteil des Blutes, der wiederum zu über 90 Prozent aus den roten Blutkörperchen besteht, deren Konzentration durch Eigenblutdoping erhöht wird.
Der von Kohl ebenfalls beschuldigte Pfannberger, dem nach einem positiven Dopingtest auf EPO im März als Wiederholungstäter eine lebenslange Sperre droht, war vor zwei Wochen bereits von der "Sportwoche" als mutmaßlicher Humanplasma-Kunde genannt worden.
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