Vom Beifahrer zum Chef

Vatanen hatte das Nachsehen.
Jean Todt hat es geschafft: Der ehemalige Rallye-Beifahrer und langjährige Ferrari-Teamchef leitet in den kommenden vier Jahren die Geschicke des Automobilweltverbandes (FIA).

Der 63-jährige Franzose wurde am Freitag von der Generalversammlung in Paris zum FIA-Präsidenten gewählt. Todt löst den Briten Max Mosley ab, der 18 Jahre lang den Dachverband geführt hatte. Todt setzte sich bei der Abstimmung in einem Pariser Luxushotel gegen den finnischen Ex-Rallye-Weltmeister Ari Vatanen durch.

Die Wahl fiel eindeutig aus, der Franzose erhielt 135 Stimmen, auf Vatanen entfielen 49. Zwölf Stimmen waren Enthaltungen oder ungültig.

Zahlreiche Fürsprecher
Todt galt auch als klarer Favorit und war der bevorzugte Kandidat seines Vorgängers. Als Fürsprecher hatten sich weltweit bekannte Sportler und Funktionäre zu Wort gemeldet.

Neben Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone engagierte sich auch Rekordchampion Michael Schumacher als Wahlkämpfer. "Das ist positiv, sehr positiv", war auch die erste Reaktion des Deutschen nach der Wahl.

Dank an alle Unterstützer
"Ich bin erleichtert, weil es eine große Herausforderung war", erklärte Todt nach Bekanntgabe des Ergebnisses. "Ich bin sehr glücklich, dass so viele Länder aus aller Welt meine Kandidatur unterstützt haben."

Der neue Präsident will nun einen Beauftragten für die tägliche Arbeit in der Organisation sowie einen unabhängigen Disziplinarausschuss ernennen.

"Die Erfolge meiner Karriere hatte ich, weil ich die richtigen Leute an den richtigen Plätzen gefunden habe und dann ein starkes Team bilden konnte", so Todt.

Todt verspricht Erneuerung
"Die FIA muss sich erneuern, und durch Innovation, Vortrefflichkeit und Teamwork können wir den Bedürfnissen unserer Mitglieder und den Herausforderungen der kommenden Jahre viel besser Rechnung tragen", hatte Todt für seine Präsidentschaft versprochen.

Vatanen hat seine Zweifel
Sein unterlegener Konkurrent wollte das nicht ganz glauben. "Ich zweifle wirklich daran, dass er der FIA einen neuen Start ermöglicht. Aber lasst uns hoffen, dass ich falsch liege", sagte Vatanen.

"Jean Todt hat viele Qualitäten, aber wenn er in der FIA seine Spuren hinterlassen will, dann muss er sie erneuern. Aber wenn er die alte Garde und die Leute, die mit Mosley gearbeitet haben, nicht los wird, wird ihm das nicht gelingen."

"Beste Wünsche" von Montezemolo
Die Formel-1-Teamvereinigung (FOTA) gratulierte dem neuen Präsidenten zu seiner Wahl. "Ich möchte Jean Todt meine besten Wünsche schicken für seine neue Rolle", sagte der FOTA-Vorsitzende Luca di Montezemolo, der Todt aus dessen Tagen als Ferrari-Teamchef, -Direktor und Geschäftsführer bis 2008 noch bestens kennt.

Er habe schon immer Todts Fähigkeiten, seinen Einsatz und sein Engagement geschätzt, erklärte der Ferrari-Präsident.

Di Montezemolo geht davon aus, dass sich unter Todts Führung die FIA regeneriert und ein Klima für einen offenen Dialog und eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Teams der Formel 1 und der FOTA geschaffen wird. "Die Formel 1 ist dabei, eine neue Phase einzuleiten: Alle Interessengruppen müssen mit einem Auge auf die Zukunft zusammenarbeiten", forderte der Italiener, der sich als Chef der vereinigten Teams einen erbitterten Kampf mit dem scheidenden Präsidenten Max Mosley geliefert hatte. Di Montezemolo erhofft sich vor allem Stabilität beim Regelwerk der "Königsklasse" des Motorsports.

Nun kann der nur von der Körpergröße kleine Todt zeigen, dass er der neuen Aufgabe und den an ihn gestellten Anforderungen gewachsen ist.

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