Regelmäßig Crystal Meth konsumiert

Agassi: "Wenn man etwas als Flucht benutzt, hat man ein Problem."
Der frühere US-Tennisprofi Andre Agassi hat Drogenmissbrauch in den späten 1990er Jahren zugegeben. Er habe 1997 regelmäßig Crystal Meth (Methamphetamin) zu sich genommen, offenbart der Ex-Tennisstar nach Angaben von People.com in seinem in Kürze erscheinenden Buch "Open".

Ein Redakteur der Zeitschrift "Sports Illustrated" hatte am Dienstag in einem Twitter-Beitrag als Erster auf den Methamphetamin-Verweis in Agassis Buch aufmerksam gemacht.

Turbulente Ehe mit Brooke Shields
Der 39-jährige Agassi lässt sich auch über seine kurze, turbulente Ehe (1997 bis 1999) mit der Schauspielerin Brooke Shields aus und erzählt von seiner Beziehung mit Steffi Graf (40), in die er sich während der French Open 1998 verliebt hatte.

Die beiden sind seit 2001 verheiratet. Sie haben inzwischen zwei Kinder, Sohn Jaden Gil (sieben) und Tochter Jaz Elle (sechs). Die Familie lebt in Agassis Heimatstadt Las Vegas.

"Von Sucht kann ich nicht reden"
In der "New York Times" wird Agassi mit den Worten zitiert: "Von Sucht kann ich nicht reden, aber viele Menschen würden sagen, wenn man etwas als Flucht benutzt, hat man ein Problem."

Der ehemalige Weltranglisten-Erste hat in seiner 20-jährigen Karriere auf der ATP-Tour acht Grand-Slam-Titel gewonnen (viermal Australian Open, zweimal US Open und je einmal Wimbledon und French Open) und beendete nach den US Open 2006 seine Laufbahn. Seine Autobiografie erscheint am 9. November in den USA.

Als er durch einen für die ATP tätigen Arzt von einem positiven Dopingtest erfahren habe und über die möglichen Sperren informiert worden sei, habe er sich zunächst gedacht, "mein Name, meine ganze Karriere, alles steht auf dem Spiel".

ATP-Verantwortliche angelogen
Ein paar Tage später habe er in einem Brief an die Verantwortlichen der Profitour ATP den Vorfall erklärt und dabei gelogen. "Ich habe gesagt, ich habe vor kurzem aus Versehen einen Drink mit einem Schuss Crystal Meth meines Freundes Slim getrunken und dabei unabsichtlich seine Drogen zu mir genommen", soll Agassi laut "New York Times" geschrieben haben. Er bat um Verständnis und um Gnade.

Die ATP untersuchte damals den Fall und entschied sich gegen eine Sperre. In einer Pressemitteilung am Mittwoch verteidigte die ATP die Geheimhaltung des positiven Dopingtests. Ein unabhängiges Gremium entscheide, "ob die Anti-Doping-Bestimmungen verletzt worden sind". Die ATP habe diese Regel immer respektiert, so auch im Fall Agassi.

Laut "London Times" schreibt der US-Amerikaner in seiner Autobiografie, dass er durch Slim erstmals in Kontakt mit Crystal Meth, dessen Besitz in den USA mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann, gekommen war.

Die Grenze überschritten
"Weißt du was? Sch... drauf. Lass uns high werden", wird Agassi zitiert. "Slim schüttete eine kleine Menge Pulver auf den Couchtisch. Er machte eine Linie, schnupfte sie. Er machte noch eine, ich schnupfte. Ich ließ mich ins Sofa sinken und dachte über die entscheidende Grenze nach, die ich gerade überschritten hatte."

"Es gibt einen Moment des Bedauerns, gefolgt von riesiger Traurigkeit. Dann kommt eine Welle der Euphorie und schwemmt jeden negativen Gedanken aus meinem Kopf." Zur Zeit seines Drogenkonsums befand sich der US-Amerikaner nicht nur in einem Formtief. Privat plagten ihn Zweifel an seiner bevorstehenden Hochzeit mit der US-Schauspielerin Shields.

Auch Exedrin und Speed erhalten
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Donnerstag-Ausgabe) habe Agassi zudem von seinem Vater Mike vor Turnieren das koffeinhaltige Aufputschmittel Exedrin und sogar die synthetische Droge Speed erhalten. "Vor jedem Spiel gab er mir Exedrin, weil da jede Menge Koffein drin ist."

Sein Bruder Philly habe ihn schließlich gewarnt, der Vater gebe ihm in Wahrheit noch andere Drogen, nämlich Speed. "Wie von Philly vorausgesagt, gab mein Vater mir beim Turnier in Chicago eine Tablette. Halt die Hand auf, sagte er. Das wird dir helfen. Schluck es. Er legte eine Pille in meine Hand. Winzig. Weiß. Rund. Ich schluckte sie und fühlte mich gut."

Outfits, Frisuren und Frauen
©Bild: AP
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Agassi ist einer der erfolgreichsten und populärsten Tennisspieler aller Zeiten. Der einstige "Paradiesvogel" zog nicht nur durch seine Spielweise, sondern auch durch seine Outfits, Frisuren und Frauengeschichten die Aufmerksamkeit auf sich.

Der US-Amerikaner gewann in Wimbledon 1992 seinen ersten Major-Titel und holte 1996 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Atlanta. Ende 1997 stürzte Agassi in der Weltrangliste auf Position 141 ab und musste zweitklassige Challenger-Turniere spielen.

Historischer Sprung in Top Ten
1998 kämpfte er sich mit dem größten Sprung in der Geschichte des ATP-Rankings in die Top Ten zurück. In der nächsten Saison machte Agassi mit seinem Sieg bei den French Open seinen Karriere-Grand-Slam perfekt, holte seinen zweiten US-Open-Titel und schloss das Jahr 1999 als Nummer eins ab.

Agassi glaubt nicht, dass er durch sein spätes Outing an Beliebtheit bei seinen Fans einbüßen werde. "Ich habe mir für einen Moment Sorgen darüber gemacht, aber nicht lange", sagte der 39-Jährige. "Ich habe mein Herz auf der Zunge, und meine Emotionen sind mir immer ins Gesicht geschrieben. Ich freute mich sogar darüber, der Welt die ganze Geschichte zu erzählen."

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