Zweiter ATP-Titel in Griffweite

Auch im Doppel schaffte Melzer gemeinsam mit Knowle den Einzug ins Finale.
Jürgen Melzer hat bei der Bank-Austria-Trophy sensationell das Finale erreicht und greift nun bei seinem Heimturnier nach seinem zweiten Titel auf der ATP-Tour seit Bukarest 2006.

©Bild: ORF.at/Christian Öser
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Österreichs Nummer eins, die in ihren bisher neun Wien-Teilnahmen nie über das Viertelfinale hinausgekommen war, rang den Serben Janko Tipsarevic in einer wahren Nervenschlacht mit 4.6 7:6 (7/5) 6:4 nieder.

"Habe den Sieg mehr wollen"
"Vielleicht habe ich den Sieg mehr wollen als Tipsarevic. In den entscheidenden Momenten habe ich mehr Risiko genommen, und es ist aufgegangen. Im dritten Satz ist Tipsarevic müde geworden, und ich hatte mehr Selbsvertrauen", erklärte Melzer.

"Wien zu gewinnen wäre ein Traum", gestand der 28-Jährige, der mit einem Sieg nach Horst Skoff (1988) erst der zweite heimische Titelträger in Wien wäre. Dafür müsste Melzer den top gesetzten Marin Cilic bezwingen. Der Kroate setzte sich gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber mit 6:4 7:6 (7/4) durch.

Schneller Rückstand
Melzer wirkte zu Beginn nervös und konnte an seine am Vortag gezeigte tolle Leistung nicht anschließen. Der Deutsch-Wagramer machte bei eigenem Service unnötige Fehler, so dass er gleich seinen ersten Aufschlag abgeben musste.

©Bild: ORF.at/Christian Öser
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Tipsarevic, neben Arnaud Clement einziger Spieler mit Sportbrille, überzeugte hingegen mit starkem Service, den er gleich mit zwei Assen und einem Service-Winner untermauerte.

Keine Breakchance für Melzer
Bei seinem zweiten Aufschlagspiel steigerte sich Melzer und konnte auf 1:2 verkürzen. Die Nummer 35 der Welt hatte im weiteren Matchverlauf zwar keine Chance, Tipsarevic zu breaken, aber dank ihres eigenen etwas verbesserten Service verhinderte sie zumindest einen größeren Rückstand.

Beim Stand von 4:5 begannen die Zuschauer ihre heimische Hoffnung zum notwendigen Rebreak zu peitschen. Auch mit unfairen Methoden, von denen sich Tipsarevic aber nicht wirklich beeindrucken ließ und trotz lauter Zwischenrufe nach insgesamt 45 Minuten zum 6:4-Satzgewinn ausservierte.

Schwerarbeit für Melzer
©Bild: ORF.at/Christian Öser
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Auch im zweiten Satz fand Melzer vorerst kein Mittel gegen das Service des Serben, stattdessen war es oft Schwerarbeit, einen Rückstand zu verhindern. Vor allem bei längeren Ballwechseln verschätzte sich der 28-Jährige weiter mit der Länge seiner Schläge.

Beim Stand von 3:2 musste Tipsarevic erstmals um sein Aufschlagspiel bangen. Melzer erkämpfte sich gleich zwei Breakchancen, die er aber beide leichtfertig und unnötig vergab. So wie ihm am Vortag beim 6:2 6:2 gegen Radek Stepanek alles aufging, schien es nun umgekehrt zu sein.

Spannung pur
©Bild: ORF.at/Christian Öser
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4:5 - es wurde wieder laut im Publikum, denn Tipsarevic musste gegen den Satzverlust servieren. Der Serbe behielt aber die Nerven, und auch wenn ihm der erste Aufschlag oft misslang, punktete er dann mit dem zweiten. Das gleiche Bild bot sich beim 5:6, ein Netzroller von Melzer geht unglücklich ins Out und verhindert eine Breakchance. Die Entscheidung musste im Tiebreak fallen.

Melzer zeigte darin nicht nur Kämpfergeist, sondern bestach auch mit hochklassig herausgespielten Punkten. Mit einem Ass verwertete Melzer seinen zweiten Satzball zum 7:5 und erzwang somit einen dritten Satz.

Melzer macht Druck
Im entscheidenden Set wandelte sich das Bild. Melzer machte erstmals richtig Druck und zwang seinen Gegner zu Fehlern. Während Tipsarevic immer mehr Mühe bekam, sein Service durchzubringen, gelang das dem Niederösterreicher meist makellos.

©Bild: ORF.at/Christian Öser
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Beim 3:3 war es dann so weit. Die Halle tobte, als Melzer das Break zum 4:3 schaffte und danach locker auf 5:3 stellte. Tipsarevic konnte noch auf 4:5 verkürzen, dann behielt aber Melzer die Oberhand und servierte locker zum 6:4 aus. Nach insgesamt 2:28 Stunden stand das ÖTV-Ass unter dem Jubel seiner Freundin Mirna Jukic und der Zuschauer als Sieger fest.

Auch im Doppel im Finale
Nach dem Sieg im Einzel zog Melzer auch im Doppel ins Endspiel ein und hat damit die Chance auf das "Double" in Wien. Gemeinsam mit Julian Knowle besiegte er die deutsche Paarung Christopher Kas und Philipp Kohlschreiber mit 6:4 1:6 10/6. Im Finale treffen Knowle/Melzer auf ihren Landsmann Oliver Marach und den Polen Lukasz Kubot.

Ruth Bertl, ORF.at

574.750-€-ATP-Turnier in Wien

Finale:
Marin Cilic (CRO/1)Jürgen Melzer (AUT/7)-:- -:-

Semifinale:
Marin Cilic (CRO/1)Philipp Kohlschreiber (GER/4)6:4 7:6 (7/4)
Jürgen Melzer (AUT/7)Janko Tipsarevic (SRB)4:6 7:6 (7/5) 6:4

Viertelfinal-Tableau:
Marin Cilic (CRO/1)Feliciano Lopez (ESP/6)6:1 6:4
Philipp Kohlschreiber (GER/4)Nicolas Almagro (ESP/5)7:5 6:4
Janko Tipsarevic (SRB)Gael Monfils (FRA/3)6:4 6:7 (8/10) 6:3
Jürgen Melzer (AUT/7)Radek Stepanek (CZE/2)6:2 6:2

Achtelfinal-Tableau:
Marin Cilic (CRO/1)Daniel Brands (GER)7:6 (9/7) 6:4
Feliciano Lopez (ESP/6)Daniel Köllerer (AUT)6:3 6:3
Philipp Kohlschreiber (GER/4)Victor Crivoi (ROM)6:2 3:0 ret.
Nicolas Almagro (ESP/5)Wayne Odesnik (USA)6:4 6:4
Janko Tipsarevic (SRB)Michael Berrer (GER)7:6 (7/3) 6:1
Gael Monfils (FRA/3)Jan Hajek (CZE)6:1 2:6 6:4
Jürgen Melzer (AUT/7)Dominik Hrbaty (SVK)6:4 7:5
Radek Stepanek (CZE/2)Frederico Gil (POR)6:2 6:3

Erstrunden-Tableau:
Marin Cilic (CRO/1)Alejandro Falla (COL)6:2 6:3
Daniel Brands (GER)Robert Kendrick (USA)7:6 (7:5) 7:5
Daniel Köllerer (AUT)Jarkko Nieminen (FIN)6:1 6:2
Feliciano Lopez (ESP/6)Andreas Haider-Maurer (AUT)6:4 6:4
Philipp Kohlschreiber (GER/4)Dieter Kindlmann (GER)6:1 6:3
Victor Crivoi (ROM)Jan Hernych (CZE)6:3 6:3
Wayne Odesnik (USA)Lukas Rosol (CZE)6:2 5:7 7:6 (8/6)
Nicolas Almagro (ESP/5)Peter Luczak (AUS)5:7 7:6 (7/3) 6:1
Janko Tipsarevic (SRB)John Isner (USA/8)7:6 (7/4) 6:4
Michael Berrer (GER)Steve Darcis (BEL)6:3 6:2
Jan Hajek (CZE)Andreas Seppi (ITA)7:6 (7/4) 5:7 6:3
Gael Monfils (FRA/3)Guillermo Garcia Lopez (ESP)7:5 6:4
Jürgen Melzer (AUT/7)Marco Chiudinelli (SUI)7:6 (7/4) 7:6 (12/10)
Dominik Hrbaty (SVK)Ruben Ramirez Hidalgo (ESP)6:3 6:4
Frederico Gil (POR)Stefan Koubek (AUT)4:6 6:4 6:4
Radek Stepanek (CZE/2)Lukasz Kubot (POL)6:4 6:1

Doppel

Finale:
Marach / Kubot (AUT/POL/3)Knowle / Melzer (AUT/4)-:- -:-

Halbfinale:
Marach / Kubot (AUT/POL/3)Isner / Kerr (USA/AUS)6:4 3:6 10/6
Knowle / Melzer (AUT/4)Kas / Kohlschreiber (GER)6:4 1:6 10/6

Viertelfinal-Tableau:
Isner / Kerr (USA/AUS)Seppi / Vagnozzi (ITA)6:3 7:6 (9/7)
Marach / Kubot (AUT/POL/3)Peya / Kohlmann (AUT/GER)6:7 (4/7) 6:4 10/8
Knowle / Melzer (AUT/4)Cilic / Zovko (CRO)7:6 (7/1) 7:5
Kas / Kohlschreiber (GER)Fyrstenberg / Matkowski (POL/2)6:4 3:6 11/9

Achtelfinal-Tableau:
Isner / Kerr (USA/AUS)Nestor / Zimonjic (CAN/SRB/1)4:6 7:6 (10/8) 10/6
Seppi / Vagnozzi (ITA)Almagro / Garcia-Lopez (ESP)6:2 7:6 (7/5)
Marach / Kubot (AUT/POL/3)Chiudinelli / Luczak (SUI/AUS)6:2 5:7 10/8
Peya / Kohlmann (AUT/GER)Ball / Rettenmaier (AUS/USA)7:6 (7/4) 7:6 (12/10)
Cilic / Zovko (CRO)Lopez / Lopez (ESP)6:3 6:2
Knowle / Melzer (AUT/4)Dlouhy / Petzschner (CZE/GER)7:5 6:3
Kas / Kohlschreiber (GER)Köllerer / Hajek (AUT/CZE)6:2 6:4
Fyrstenberg / Matkowski (POL/2)Fischer / Oswald (AUT)6:4 7:6 (7/3)

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