EHF geift hart durch

Auch Hypo kam nicht ungeschoren davon.
Sechs Tage nach seinem unentschuldbaren Blackout im Champions-League-Heimspiel gegen HB Metz (27:27) hat Gunnar Prokop die saftige Rechnung erhalten.

Das dreiköpfige Schiedsgericht des Europäischen Handballverbands (EHF) in Wien sperrte den bereits als Trainer von Hypo Niederösterreich zurückgetretenen 69-Jährigen für drei Jahre für sämtliche Clubfunktionen, verdonnerte ihn zu einer Geldstrafe von 45.000 Euro und enthob ihn lebenslang aller EHF-Funktionen.

Urteil wird angefochten
Hypo, das heuer Jagd auf den neunten Titel im Europacup der Meister macht, kam ebenfalls nicht ungeschoren davon. Der Serienmeister wurde mit einer Geldbuße von 30.000 Euro belegt. Außerdem wurde den Südstädterinnen der gegen die Französinnen geholte Punkt abgezogen. Metz bekam aber keinen Zähler dazu.

Mittlerweile legte der Club wie erwartet Einspruch gegen das Urteil ein. "Sowohl Hypo Niederösterreich als auch Gunnar Prokop werden die Entscheidung der EHF beim EHF-Schiedsgericht bekämpfen", ließ der Verein am Mittwochabend verlauten.

Notfalls "bei ordentlichen Gerichten"
"Auch die EHF muss sich an die eigenen Statuten und das eigene Reglement halten, was mit ihrer heutigen Entscheidung nicht geschehen ist. Demgemäß wird das EHF-Schiedsgericht das Urteil auch aufheben müssen", hieß es in der Erklärung.

Außerdem behalten sich der Verein und Prokop das Recht vor, "die Höhe der Geldstrafen und Sperren auch bei ordentlichen Gerichten zu bekämpfen, falls dies notwendig sein sollte, wenn die EHF auf ihrer rechtswidrigen und falschen Entscheidung beharrt".

"Noch nie gegeben"
Aus der EHF-Zentrale in Wien war zu hören, dass vor allem die Strafen gegen Prokop sehr drastisch ausgefallen seien. "Eine Sperre und eine Geldstrafe in dieser Höhe hat es bisher gegen einen Trainer noch nie gegeben", sagte EHF-Spielleiter Markus Glaser.

Das Schiedsgericht, das sich aus dem Vorsitzenden Mosche Herman (Israel) sowie dem Finnen Tapio Arponen und dem Griechen Ioanis Karanassos zusammensetzte und die Berichte der Schiedsrichter und Delegierten prüfte, wertete die Attacke Prokops an einer gegnerischen Spielerin nach 59:53 Spielminuten als grob unsportliches Verhalten.

Reue nach "Scheißaktion"
"Diese Aktion hat gegen Fair Play, Respekt und Sportlichkeit sowie fundamentale Prinzipien des Handballs verstoßen und unserem Sport geschadet", hieß es in der Urteilsbegründung. Durch sein Eingreifen habe Prokop beim Stand von 27:27 sieben Sekunden vor Schluss nicht nur die Chance auf das mögliche Siegestor der Französinnen verhindert, sondern auch die serbische Metz-Legionärin Svetlana Ognjenovic gefährdet.

Der Hypo-Macher entschuldigte sich inzwischen bei allen für seine "Scheißaktion" (Eigendefinition) und zeigte auch Reue für sein psychisches Blackout. Er hatte mit einer Geldstrafe von 15.000 Euro gerechnet, aber nicht mit einer derart langen Sperre. Die EHF werde sich schwertun, ihn zu sperren, hatte er noch am Vormittag gemeint.

Beratung mit Rechtsanwalt
"Mein Tatbestand scheint gar nicht im Regulativ auf. Wenn nichts in den Satzungen steht, kann man auch nicht bestrafen. Wegen Unsportlichkeit kann es eine Geldstrafe geben", hatte er geglaubt und für den Fall einer Suspendierung für mehr als ein "paar Spiele" auch gleich einen Einspruch angekündigt. Außerdem würde er überlegen, vor den Europäischen Sportgerichtshof zu gehen.

Nach Bekanntwerden der drastischen Sperre war Prokop vorerst zu keiner Stellungnahme bereit, er wollte sich vorher von seinem Rechtsanwalt beraten lassen. Die am Dienstag als erste Konsequenz ausgesprochene - bis zum Urteil noch vorläufige - Suspendierung als Mitglied und Vorsitzender der Frauen-Bewerbsspielkommission der EHF tangierte ihn nur am Rande.

"Ich habe meinen Rücktritt aus diesem Gremium schon vorher in einem Brief mitgeteilt. Ich war da zwei Jahre drinnen, wollte dort viel bewegen, aber es hat sich überhaupt nichts bewegt", begründete das Prokop am Mittwoch.

Aktuelle Tabelle CL-Gruppe B
1.Krim Ljubljana220067:534
2.Hypo NÖ211063:572*
3.Metz Handball201157:641
4.Aalborg DH200253:660

* Abzug eines Punktes durch die EHF

Bisherige Ergebnisse:
AalborgHypo30:36
MetzLjubljana30:37
HypoMetz27:27
LjubljanaAalborg30:23

Weitere Termine:
08.11.LjubljanaHypo
AalborgMetz
14.11.MetzHypo
15.11.AalborgLjubljana
09.01.HypoAalborg
LjubljanaMetz
15.01.HypoLjubljana
MetzAalborg

Links: