Der DFB-Nationalspieler warf endlich jene Fragen auf, welche die Vereinsbosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß nun nicht mehr länger unter den Teppich kehren können.
Zwar wurde gegen Lahm eine Rekordgeldstrafe verhängt, doch der Außenverteidiger, der am Mittwoch seinen 26. Geburtstag feiert, leitete eine durchaus berechtige Diskussion ein. Zu allererst ragt dabei die "fehlende Spielphilosophie" des deutschen Rekordmeisters heraus.
Was dem FC Bayern fehlt
Zwar versuchte man sich in München zunächst dahinter zu verstecken, dass die Lahm-Aussagen nicht vom Verein genehmigt und autorisiert worden waren. Doch auch im Freistaat sollte das Recht der Meinungsfreiheit, auch bei noch so kritischen Statements, gelten.
"Wenn man unsere Mannschaft mit anderen Topteams aus der Champions League vergleicht, dann sind diese eben auf sieben, acht Positionen strategisch erstklassig besetzt - und das fehlt uns", hatte der Außenverteidiger, der seit seiner "Verbannung" von der linken auf die rechte Seite weit unter seinem Wert bleibt, das drohende internationale Vorrundenaus begründet.
"Wenn man sich mit Barcelona, mit Chelsea, mit Manchester United messen will, dann braucht man als FC Bayern eine Spielphilosophie. Das muss auch das Ziel des Vereins sein", meinte Lahm.
Warum werden einzelne Spieler geholt?
Auch die Transferpolitik sei "in der Vergangenheit nicht immer glücklich" gewesen. "Vereine wie Manchester United oder Barcelona geben ein System vor - und dann kauft man Personal für dieses System. Man holt gezielt Spieler - und dann steht die Mannschaft."
"So etwas gibt es bei uns nicht: dass der Verein etwas vorgibt und alles darauf aufgebaut wird. Zum Beispiel unsere Stürmer. Wenn ich einen Mario Gomez kaufe, muss ich sagen: Okay, dann spielen wir mit einem 4-4-2-System und zwei Spitzen. Aber dann kommt plötzlich Arjen Robben, ein toller Spieler, der am liebsten im 4-3-3 spielt. Man darf die Spieler nicht einfach kaufen, weil sie gut sind."
Mischung aus Respekt und Angst
Auch Bayern-Trainer Louis van Gaal kam bei Lahm nicht ungeschoren davon. "Er ist sicher auch manchmal schwierig im Ungang für viele Spieler. Aber er ist bestimmt kein Unmensch, er verlangt keine Undinge von uns. Viele haben noch so eine Mischung aus Respekt und Angst", meinte er über den niederländischen Coach.
Lucio rechnet mit dem Ex-Verein ab
Neben Lahm und Luca Toni, der am Samstag nach seiner Auswechslung beim 1:1 gegen Schalke 04 das Stadion wutentbrannt verlassen hatte, sorgte auch Ex-Abwehrchef Lucio für Wirbel.
Auf die Frage nach den wahren Beweggründen für seinen Abschied aus München im Sommer sagte der zu Inter Mailand gewechselte Brasilianer: "Niemand hat versucht, mich zum Bleiben zu überreden", klagte der Weltmeister von 2002, "ich habe beim Confederations Cup mein Bayern-Herz verloren."
Verkauft, ohne mit der Wimper zu zucken
"Mich erreichten Meldungen, wonach der FC Bayern nicht mehr an mir interessiert sei. Es wäre einfacher gewesen, ein Verantwortlicher hätte mich eingeweiht. Das war das Ende." Obwohl er immer alles gegeben habe und stets loyal gewesen sei, habe man ihn verkauft, ohne mit der Wimper zu zucken.
Lucio hat mit den Bayern zwar jeweils dreimal (2005, 2006 und 2008) den Meistertitel und den DFB-Pokal gewonnen, sieht sich aber von den Bayern-Verantwortlichen nicht genügend gewürdigt: "Wenn an den Gerüchten nichts dran gewesen wäre, hätten die Bosse sofort dementiert. So wie sie es sonst auch machen, wenn ihnen etwas nicht passt".
Links:
- Philipp Lahm
- "SZ"-Interview
- Lucio (Wikipedia)
- FC Bayern München