FAI legt offiziell Beschwerde ein

Irlands Teamchef Giovanni Trapattoni gibt einer Neuaustragung wenige Chancen.
Wegen des ungeahndeten Handspiels von Thierry Henry dringt der Irische Fußballverband (FAI) auf eine Wiederholung des WM-Qualifikationsspiels der Iren gegen Frankreich. Die FAI legte am Donnerstag beim Weltverband (FIFA) offiziell Beschwerde ein.

Durch das Handspiel des französischen Kapitäns, das dem Treffer zum 1:1-Endstand vorausging, sei die Integrität des Spiels beschädigt worden, teilte die FAI mit. Der Verband erinnerte daran, dass schon einmal ein Qualifikationsspiel zwischen Usbekistan und Bahrain wiederholt worden war.

Usbekistan - Bahrain neu ausgetragen
Das Qualifikationsspiel für die WM 2006 in Deutschland zwischen Usbekistan und Bahrain (1:0) war wegen einer schwerwiegenden Fehlentscheidung des Schiedsrichters annulliert und neu angesetzt worden. In der Partie war beim verwandelten Elfmeter eines Usbeken ein Mitspieler zu früh in den Strafraum gelaufen. Statt den Strafstoß wiederholen zu lassen, gab der Referee Freistoß für Bahrain.

Im Wiederholungsspiel im Oktober 2005 holte Bahrain ein 1:1, was nach dem 0:0 im Hinspiel zum Weiterkommen reichte. Der Inselstaat scheiterte später im Play-off an Trinidad & Tobago und verpasste damit seine erste WM-Teilnahme.

"Der irische Fußballverband hofft, dass die FIFA und ihr Disziplinarausschuss im Sinne der Fußballfans in aller Welt genauso reagieren wird, so dass die Standards des Fairplays und die Integrität beschützt werden", teilte die FAI mit.

Frankreich soll sich anschließen
Die FAI verlangte auch von Frankreich, sich der Forderung nach einer Neuaustragung anzuschließen. "Wenn uns der französische Verband unterstützt, glaube ich, dass die FIFA dem Wunsch nachkommen wird", erklärte FAI-Direktor John Delaney.

"Wenn wir uns auf diese Art qualifiziert hätten, wäre ich nicht zufrieden. An ihrer Stelle würde ich sagen: Eine Neuaustragung ist die richtige Entscheidung", meinte Delaney in Richtung der "Tricolores".

Premierminister appelliert an FIFA
Irlands Premierminister Brian Cowen machte sich ebenfalls für die Ausrichtung eines Wiederholungsspiels stark. "Ich glaube, dass Fair Play ein Hauptbestandteil des Spiels ist. Das Match sollte wiederholt werden", betonte Cowen, der hofft, dass die FIFA den Wunsch der Iren erfüllt.

Die FIFA hat den Erhalt des Schreibens des irischen Verbandes bestätigt, einen Termin einer Entscheidung wollte ein Sprecher am Donnerstagabend aber nicht nennen.

Teamchef Giovanni Trapattoni glaubt allerdings nicht, dass Irland eine realistische Chance auf ein Wiederholungsmatch hat, auch wenn er nach dem Match "Sie haben uns beraubt" gefaucht hatte. "Der Fußball verliert seine Glaubwürdigkeit. Man kann Kindern in der Schule nichts mehr von Fairplay erzählen", betonte Trapattoni am Donnerstag.

"Betrüger Henry macht einen Maradona"
Das "Handspiel von Räuber Henry versagt den Iren ihr WM-Märchen", bedauerte der "Daily Mirror", während Englands Boulevardblatt "The Sun" in Anlehnung an das berühmte Handspiel des Argentiniers Diego Maradona bei der WM 1986 titelte: "Die Hand Gottes - Betrüger Henry macht einen Maradona". "Ein Skandal! Trap' wurde bestohlen", schrieb der "Corriere dello Sport".

Zwar hat Henry ("Um ehrlich zu sein, es war Handspiel") sein Fehlverhalten eingestanden, ansonsten suchten die Akteure eher nach Ausreden. Das Schummeltor tue der Freude keinen Abbruch. Der weiter heftig in der Kritik stehende Coach Raymond Domenech meinte, er habe von der Bank aus kein Handspiel gesehen. "Lassen Sie mich die Qualifikation genießen", fuhr der Trainer Reporter mit unbequemen Fragen an.

"Sie wollten uns nicht bei der WM"
"Solche Tore gehören zum Fußball", behauptete dreist William Gallas, der in der 103. Minute Henrys Hereingabe zum 1:1 verwertete. "Wir sind angewidert. Sie wollten uns nicht bei der WM", sagte wiederum Stürmer Robbie Keane, der die Iren in der 32. Minute Führung gebracht hatte.

Auch sein Teamkollege Richard Dunne fand keinen Trost: "Henry hat mir gesagt, dass wir den Sieg verdient hätten. Aber was soll ich damit? So fühle ich mich noch schlechter."

Empörung auch in Frankreich
Empörung gab es allerdings nicht nur in Irland, sondern auch in Frankreich. "Darauf kann man nicht stolz sein", meinte nicht nur die Zeitung "Le Figaro".

Das Sportblatt "L'Equipe" forderte nach dem "katastrophalen Spiel" Konsequenzen. Man müsse überlegen, ob der umstrittene Coach Domenech wirklich der richtige Mann für den WM-Job sei, hieß es auf Seite eins unter der großen Überschrift "Die Hand Gottes".

Auch im Pariser Regierungspalast machte sich die Enttäuschung breit. "Die Franzosen sind beunruhigt und enttäuscht", klagte Gesundheits- und Sportministerin Roselyne Bachelot. Ex-Nationalspieler Jean-Michel Larque sagte als TV-Kommentator: "Ich fühle mich unwohl." Verbandsboss Jean-Pierre Escalettes meinte, man müsse "den Abend ganz schnell vergessen".

Links: