Federer steigt mit 945 Zählern Vorsprung auf Nadal ins Turnier ein. In London kann der Turniersieger aber bis zu 1.500 Punkte sammeln. Folgende Szenarien ergeben sich aus der Sicht Federers, um vorne zu bleiben:
Alles offen
Gewinnt Nadal alle fünf Spiele und damit auch das Turnier, muss der Schweizer entweder alle drei Vorrundenspiele gewinnen oder ebenfalls das Finale erreichen. Gewinnt Nadal das Turnier, aber nicht alle Vorrundenspiele, benötigt Federer mindestens zwei Siege in der Vorrunde.
Wenn Nadal alle Vorrundenspiele gewinnt, aber das Endspiel verliert, reicht Federer schon ein einzelner Sieg. Wenn Nadal vor dem Finale ausscheidet, bleibt sein Kontrahent in jedem Fall die Nummer eins.
Nadal kämpfte sich zurück
Dass die Entscheidung über die Nummer eins erst in der letzten Turnierwoche des Jahres fällt, entspricht einem kleinen sportlichen Wunder. Zum einen fehlten Federer heuer nur zwei Sätze zum historischen Grand Slam. Der Basler triumphierte in Roland Garros und Wimbledon und verlor in Melbourne (gegen Nadal) und Flushing Meadows (gegen Juan Martin del Potro) erst im fünften Satz des Finales.
Außerdem schien vor eineinhalb Wochen in Paris-Bercy die Entscheidung gefallen zu sein, als Nadal gegen seinen Landsmann Nicolas Almagro in der ersten Runde mit 3:6 4:5 und 0:40 bei Aufschlag Almagro zurücklag. Nadal wehrte jedoch fünf Matchbälle ab und gewann noch die Partie. Im folgenden Einzel unterlag Federer unerwartet dem Franzosen Julien Benneteau.
Federer blockt Rechenspiele ab
Federer wäre nicht die erste Nummer eins, die beim Masters noch abgefangen wird. Vor neun Jahren wurde Marat Safin im letzten Moment von Gustavo Kuerten überholt. Ein Jahr später startete Kuerten als Leader ins Saisonfinale, wurde aber von Lleyton Hewitt enttrohnt. Letztmals fiel 2002 die Entscheidung über die Nummer eins erst im letzten Turnier, damals vermochte Hewitt aber Andre Agassi auf Distanz zu halten.
Dass Nadal noch an ihm vorbeiziehen könnte, ist für Federer vorerst kein Thema. Der Schweizer Superstar hofft nicht auf Niederlagen seines Erzrivalen, sondern will mit guten eigenen Leistungen alles klarmachen. "Mein Fokus zielt im Moment nicht auf die Nummer eins. Primär bin ich nach London gekommen, weil ich hier ein großes Turnier gewinnen will", so Federer.
Djokovic heißer Kandidat
Viermal hat Federer das Masters bereits gewonnen, je zweimal in Houston (2003 und 2004) und Schanghai (2006 und 2007). Der Griff nach dem fünften Titel beginnt für den Schweizer am Sonntagabend gegen Fernando Verdasco. Am Dienstag und Donnerstag bekommt er es in der Vorrunde zudem mit dem Schotten Andy Murray und dem argentinischen US-Open-Sieger Del Potro zu tun.
Federer und Murray gehen als klare Favoriten in die Gruppe A. Der 21-jährige Del Potro, der jüngste Teilnehmer in London, bestritt seit seinem US-Open-Triumph nur fünf Einzel und gewann davon zwei. Eine Handgelenksverletzung und Magenprobleme setzten ihn im Herbst außer Gefecht. Als noch krasserer Außenseiter wird Masters-Debütant Verdasco gehandelt.
Erster Anwärter auf den Turniersieg neben Federer ist Novak Djokovic. Der Serbe kam ohne Verletzungen durch die Saison und bereitete sich vor Basel mit Konditionseinheiten intensiv auf das Saisonfinale vor. Djokovics Rechnung ging bisher auf: Auf den Turniersieg bei den Swiss Indoors folgte der Triumph in Paris-Bercy gegen die versammelte Elite. Djokovic hat außerdem in Basel Federer und in Bercy Nadal besiegt.
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