Wiedersehen vor Gericht

Ob das Urteil schon am Dienstag feststeht, ist offen.
Flavio Briatore und der Unfallskandal von Singapur 2008 lassen der Formel 1 keine Ruhe. Ein Pariser Gericht muss nun entscheiden, ob die lebenslange Sperre für den schillernden Ex-Teamchef von Renault wegen seiner Rolle in der "Crashgate"-Affäre berechtigt ist.

Der Italiener will bei dem am Dienstag beginnenden Prozess mit Hilfe der französischen Juristen nicht nur die Aufhebung des Banns erreichen, sondern auch eine Millionenentschädigung vom Internationalen Automobilverband (FIA) kassieren.

Briatore als Bauernopfer?
Die FIA hatte Briatore als Drahtzieher für den manipulierten Unfall des früheren Renault-Piloten Nelson Piquet jr. im Singapur-Grand-Prix des Vorjahres verurteilt. Der Motorsportweltrat bezeichnete den fingierten Crash als Regelverstoß von "beispielloser Schwere". Briatore hingegen sieht sich als Bauernopfer und will Rache.

Die FIA habe mit Renault nicht noch einen weiteren Autohersteller in der Formel 1 verlieren wollen und den Rennstall daher mit einer milden Bewährungsstrafe von zwei Jahren davonkommen lassen. Dagegen bestrafte der Dachverband Briatore beinhart, obwohl dieser stets eine Mitwisserschaft bestritten hatte.

Der für fünf Jahre gesperrte Chefingenieur Pat Symonds schloss sich der Klage an. Ob das Gericht schon am Dienstag ein Urteil fällt, ist offen.

"Verlangen nach persönlicher Rache"
In der Klageschrift heißt es, der Weltrat unter Vorsitz des damaligen Verbandschefs Max Mosley sei "von einem maßlosen Verlangen nach persönlicher Rache geblendet" gewesen.

Der inzwischen aus dem Amt geschiedene Mosley und Briatore galten als erbitterte Gegner. Zudem argumentieren die Anwälte des früheren Teamchefs, die unbegrenzte Sperre widerspreche europäischem Recht. Die FIA wies sämtliche Vorwürfe zurück. Der Weltrat habe mit großer Mehrheit entschieden, betonte der Verband.

Piquet als Aufdecker
Briatore sprach mehrfach von einem Komplott gegen ihn und griff vor allem Piquet und dessen Vater heftig an. Der Pilot hatte nach seiner Entlassung im Juli mit seinen Aussagen den Skandal ausgelöst. Er gestand, im ersten Nachtrennen der Formel 1 in Singapur auf Anweisung von Briatore und Symonds absichtlich in eine Mauer gefahren zu sein, um seinem damaligen Teamgefährten Fernando Alonso den Weg zum Sieg zu ebnen.

Der Brasilianer blieb als Kronzeuge straffrei und wird inzwischen wieder bei mehreren Teams als möglicher Neuzugang für die kommende Saison gehandelt.

Alonso wusste nach Ansicht der Richter nichts von der Verschwörung und darf 2010 für Ferrari wieder um den Titel fahren. Ob auch Briatore schon bald wieder an einer Rennstrecke auftauchen könnte, müssen nun die Pariser Richter entscheiden.

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