ORF.at bekam im Labor des adidas Test Centers in Scheinfeld einen Überblick darüber, was so ein Spielball in der Qualitätsprüfung alles durchmachen muss:
Gewicht
Bei jedem WM-Spiel sind mehrere Bälle im Einsatz, die allesamt die gleiche Performance haben müssen. Größere Abweichungen des Gewichts können dabei zu ungewollten Flugkurven führen.
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©Bild: ORF.at/Peter Falkner |
Die FIFA schreibt daher vor, dass Spielbälle zwischen 420 und 445 Gramm wiegen müssen. Der "Jabulani" erreicht in der Regel 440 Gramm Gewicht, wobei er eine maximale Abweichung von +/- 2 Gramm aufweisen darf.
Umfang
Abweichungen im Umfang beeinträchtigen die Kontrolle beim Dribbling, um einen durchschnittlichen Umfang zu berechnen, wird der Ball an zehn verschiedenen Stellen gemessen.
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Für den FIFA-Standard muss der Umfang zwischen 68,5 und 69,5 Zentimetern liegen. Der WM-Ball 2010 hat 69 cm, bei einer Toleranz von +/- 2 mm.
Kugelform
Nur bei einer perfekten Kugelform ist ein Fußball im Flug gut ausbalanciert, was Auswirkungen auf die Treffergenauigkeit bzw. die Vorhersehbarkeit der Flugbahn hat. Der Weltverband misst den Radius des Balls an 16 verschieden Stellen, wobei der jeweils höchste und der niedrigste Wert maximal 1,5 Prozent Abweichung vom Mittelwert haben darf.
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Adidas verwendet bereits ein exakteres Verfahren, das die FIFA ab 2010 vorschreibt. In der "Perfect Roundness"-Maschine werden die Radien an 400 Referenzpunkten gemessen, ehe der Ball rotiert und eine weitere Messung durchgeführt wird. Nach 25 Rotationen erhält man somit 10.000 Messwerte. Der "Jabulani" weicht einer perfekten Kugel bei diesem Test um maximal ein Prozent ab.
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ORF.at bat um einen Vergleichstest zwischen einem alten "Tango" und dem "Jabulani". Der aktuelle WM-Ball blieb mit 0,9 Prozent Abweichung von einer perfekten Sphäre wie erwartet unter der Maximalabweichung. Der "Tango" sorgte allerdings auch für eine Überraschung: Er hätte mit nur 1,1 Prozent Abweichung ebenfalls die FIFA-Kriterien dieses Tests klar erfüllt.
Druckverlust
Ein Fußball, der während des Matches Druck verliert, wird unberechenbar. Weite Pässe und Flanken kämen dadurch nicht mehr präzise an. Die FIFA sieht daher vor, dass ein Ball nach 72 Stunden maximal 20 Prozent Druck verlieren darf. Für den "Jabulani" gibt adidas einen maximalen Druckverlust von zehn Prozent an.
Würde das Spielgerät überhaupt keinen Druck verlieren, wäre das lauft Georg Kovacic (Global PR-Manager adidas football) allerdings auch verheerend. Denn dann würde sich der Ball mit der Zeit verformen.
Wasseraufnahme
Nimmt ein Fußball bei Regen und Nässe zu viel Wasser auf, verändert sich auch seine Spielbarkeit erheblich. Im FIFA-Test wird er 250-mal in einen mit Wasser gefüllten Behälter gepresst, wo er immer wieder rotiert.
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Ist die Serie zu Ende, darf er durch die Wasseraufnahme maximal zehn Prozent seines Eigengewichts zugenommen haben. Der "Jabulani" verzeichnet selbst nach 1.000 Durchgängen keine nennenswerte Gewichtszunahme.
Rückprall
Wenn ein Ball aus zwei Metern Höhe fallen gelassen wird, muss der Rückprall laut FIFA-Kriterien zwischen 135 und 155 Zentimeter erreichen. Bei zehn hintereinander durchgeführten Versuchen darf der Unterschied zwischen höchstem und niedrigstem Rückprall maximal zehn Zentimeter betragen.
Der WM-Ball 2010 erreicht in der Regel 143 Zentimeter Rückprall, mit einer Toleranzgrenze von +/- 2 cm. Der Test wird bei 20 Grad Celsius und fünf Grad Celsius Raumtemperatur durchgeführt.
Erhalt von Form und Größe
Um festzustellen, ob ein Fußball auch nach höchster Beanspruchung seine Form und Größe behält, wird er beim "Shooter Test" aus 2,5 Metern Entfernung mit ca. 50 km/h auf eine Stahlplatte geschossen.
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Die FIFA verlangt, dass nach 2.500 Schüssen alle Nähte und das Ventil unbeschädigt sein müssen. Außerdem darf sich der Umfang maximal um 1,5 Zentimeter vergrößern, die Abweichung von der Kugelform darf maximal 1,5 Prozent betragen, und der Ball darf maximal 0,1 bar Druck verlieren. Der "Jabulani" besteht den Test auch nach 3.500 Schüssen.
Unwucht (kein FIFA-Test)
Neben den von der FIFA vorgeschriebenen Tests geht adidas in der Qualitätsprüfung noch weiter. So zeigt die "Out of Balance"-Maschine die Unwucht des Balles an. Egal wie der "Jabulani" in die Maschine gelegt wird, liegt die Unwucht bei bis zu drei Gramm - er ist also nahezu perfekt ausbalanciert.
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Ein älterer "Tango", der noch kein Gegengewicht gegenüber dem Ventil besitzt, kann mithalten, wenn sich das Ventil im Zentrum der Rotationsachse befindet. Der gleiche Test mit dem Ventil außerhalb der Rotationsachse zeigt allerdings eine Unwucht von 24 Gramm.
Künstliche Alterung (kein FIFA-Test)
Um den Alterungsprozess von zwei Jahren zu simulieren, wird der Ball in einer Kammer sieben Tage lang 60 Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Das Material darf danach keine Schädigungen aufweisen, die Schweißnähte müssen halten, die Farben dürfen nicht ausbleichen.
Die FIFA-Tests werden bei Zimmertemperatur (etwa 20 Grad Celsius), 65 Prozent Luftfeuchtigkeit und 0,8 bar Balldruck durchgeführt. Ausnahmen sind die Überprüfung des Druckverlusts, die mit 1,0 bar Balldruck beginnt, und der Rückpralltest, der zusätzlich noch bei fünf Grad Celsius Raumtemperatur durchgeführt wird.
Peter Falkner, ORF.at
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